Rund 150 Haushalte nehmen am Höfe-Flohmarkt in Hausen teil „Endlich mal wieder was los im Ort“

Großes Angebot: Schnäppchenjäger sind beim Höfe-Flohmarkt in Hausen auf ihre Kosten gekommen. FOTO: M

Obertshausen – Es ist das größte Freiluft-Festival seit dem legendären spanischen Waldfest. Und es ist über ganz Hausen verteilt, die Karte ist übersät mit schwarzen Punkten. Sie markieren je einen von rund 150 Haushalten, die am Höfe-Flohmarkt teilnehmen. Auch der zweite Anlauf ist auf den Stadtteil begrenzt, doch nach dem neuerlichen Erfolg stehen auch in Obertshausen Interessierte in den Startlöchern.

Ganze Familien sind schon am Vormittag ausgeschwärmt, um möglichst viele Angebote auf den Tapezier- und Camping-Klapptischen in Einfahrten, Garagen und unter Carports zu inspizieren. Vor ihnen sind Händler und windige Geschäftemacher mit Autos vorgefahren, deren Kennzeichen ihre Halter den Regionen um Wiesbaden, Darmstadt oder Frankfurt zuordnen, hat Manfred Christoph beobachtet.

„Sie haben gezielt nach Preisen für Gemälde oder technische Artikel wie historische Fotoapparate gefragt, ohne zu grüßen“, missbilligt der langjährige Kommunalpolitiker das Auftreten der „Profis“. Ähnliche Erfahrungen sammeln auch viele andere Beschicker. Elefanten-Sammler Christoph weist die ungebetenen Gäste unmissverständlich von seinem Grund: „Der Verkauf beginnt um 10.“ Kurz nach dem Start stehen die Männer erneut vor den Tischen und Regalen – diesmal mit einem höflicheren Auftritt, lobt der Hausherr.

Lieber sind den Anwohnern und der Nachbarin gegenüber die jüngeren Kundinnen und Kunden. Kinder klappern mit Rollern die Stände ab, kaufen mit ihrem Taschengeld Spiele und Comics. Oft verzichten die Verkäuferinnen und Verkäufer auf die kleinen Beträge und schenken dem Nachwuchs die begehrten Artikel. An vielen Adressen sind die Rollen getauscht, da stehen Mädchen und Jungen in dicken Skijacken hinter aufgetürmten Kleiderstapeln und Kuscheltieren in Doppelreihe.

Mit diesem Job verabschieden sie sich von den Kleinkinder-Tagen und füllen die eigene Kasse auf. Ganz nebenbei üben sie auch die Kommunikation mit Kauf-Interessenten. Das gilt freilich nicht für die Mädchen, die sich auf Campingstühlen und in Decken vorm Reihenhaus an der Birkenwaldstraße eingemummelt haben. Sie lesen sich gegenseitig aus Bilderbüchern von ihrer Markt-Ware vor, während sich ihre Eltern an Glühwein, Kaffee und selbst gebackenen Muffins laben. Über zwei Punkte sind sich die Plaudertaschen mit den dampfenden Porzellantassen in Händen einig: Das Wetter ist fast ideal, kalt, aber mit wärmendem Sonnenschein. Und: „Endlich mal wieder was los im Ort!“ Viele der ungezählten Einkaufsbummler haben bis zum Nachmittag kaum irgendein Schnäppchen erstanden, aber die Geselligkeit unter freiem Himmel genossen.

Bis zu diesem Wochenende hat kaum irgendein Verein für Zerstreuung gesorgt, bis heute traut sich kaum einer, lieb gewonnene Traditionen und Treffpunkte wieder aufleben zu lassen. Da kommt die Gelegenheit, die Susanne Schug geschaffen hat, wie gerufen. Sie wird die Hälfte der Teilnahmegebühren, rund 500 Euro, für den Skate- und Jugendpark an der Rodaustraße stiften. Eine ehemalige Kollegin der Erzieherin möchte noch im Sommer eine ähnliche Aktion im Stadtteil Obertshausen veranstalten.

Von Michael Prochnow