Volpe betreibt jetzt in der Wilhelmstraße ein Bistro / Betrieb nur mittwochs Erbsensuppe im Baukastensystem

Gute Laune in der Retrokulisse: Peter Wüstkamp, Marion Wüstkamp und Mitarbeiterin Fatma Kaya (von links) in Kinositzen und vor einem Küchenbuffet aus der Wirtschaftswunderzeit. Das TV-Gerät ist nur wenig jünger. Bild: gerth

Obertshausen – Am 17. Januar ein Geschäft zu eröffnen, hätte für Marion und Peter Wüstkamp ein Debakel werden können. Schließlich war vom Deutschen Wetterdienst für den Mittwoch vorige Woche ein Schnee- und Eischaos angekündigt worden. Doch das Wetter hielt sich zurück, und am ersten Tag des neuen Bistros in der Wilhelmstraße 7 von Volpe Leckerei „war viel los“, sagt Marion Wüstkamp.

Dort, wo bis August 2023 die Kaisers ihre Backstube betrieben hatten, gibt es jetzt ein wöchentlich wechselndes Angebot aus Suppen, Gulasch und Süßem, wie Milchreis mit Apfelbrei, ergänzt von Kaffee und Kaltgetränken. Alles zum Mitnehmen, auch in veganen oder vegetarischen Varianten, wie etwa die Erbsensuppe im „Baukastensystem“, wie es Marion Wüstkamp formuliert: Man kann die vegane Variante ordern – oder eine mit Mettwürstchen. Alles selbst gekocht, ohne Geschmacksverstärker.

Geöffnet ist von 10.30 bis 17 Uhr – aber immer nur mittwochs. „Mehr schaffen wir nicht“, sagt Peter Wüstkamp. Denn das Hauptgeschäft des Ehepaares ist seit nunmehr neun erfolgreichen Jahren der Cateringdienst. Was früher Imbisswagen genannt wurde, heißt heute Foodtruck, und davon haben die Wüstcamps drei verschiedene Modelle, wie etwa ein alter umgebauter Polizei-Mercedes-Mannschaftswagen oder ein Bus, aus dem früher der VfB Stuttgart für seine Fußballfans verkauft hatte. Außerdem wurde ein „Gugel Kamerad“ zu einer Grillstation umgebaut. DDR-Kenner werden jetzt aufhorchen, denn neben dem „Klappfix“ war der „Gugel“ der zweite Autoanhänger, aus dem sich schnell und einfach ein Zelt für den Campingurlaub herstellen ließ.

Solche restaurierten Antiquitäten schaffen ein Alleinstellungsmerkmal, so ist auch der Laden in der Wilhelmstraße gestaltet, weswegen das Ambiente sogar eine großstädtische Note hat. Der Begriff Volpe steht im Italienischen für Fuchs, und ein solcher ist Peter Wüstkamp beim Aufspüren von historischen Perlen bei Ebay. Auf dem Internetportal hat er beispielsweise ein Buffet gefunden, das an die Zeit des „Wirtschaftswunders“ erinnert. Dazu zwei alte Kinostühle und ein Fernsehgerät aus den sechziger Jahren.

Diese nostalgischen Dekorationselemente schmücken jetzt den kleinen Speise-Laden, der nach dem intensiven Umbau von September bis Anfang Januar kaum noch an Kaisers Backstube, geschweige denn an Vorgänger Metzgerei Becker erinnert.

Die Idee für ein Bistro reifte bei den Wüstkamps während der Corona-Pandemie, als das Ehepaar mit einem Foodtruck vor Edeka Deckenbach stand und anstatt wie die vielen Grillstationen fettige Hähnchen gute Hausmannskost angeboten hatte. „Erstaunlicherweise waren es viele Rentner, die gerne gekommen waren“, sagt Marion Wüstkamp.

Nun können die Senioren einmal in der Woche in der Wilhelmstraße einen Eintopf löffeln. Die Straße erlangt mit dem neuen Angebot der Wüstkamps ein bisschen wieder die Berechtigung, so genannt zu werden, wie das vor vielen Jahren noch der Fall war: „Fressgass“ nannten die Obertshausener die Straße angesichts des einst üppigen Angebots an Bäckern und Metzgern dort. Zumindest mittwochs gilt das ab jetzt wieder.

Von Steffen Gerth