Installation von Schülerinnen und Schülern der Hesse-Schule erregt Aufsehen „Ein Ort, an dem man sicher ist“

Persönlicher Einsatz für die Ukraine: Gedanken und Empfindungen wurden auf Fahnen geschrieben und an den Zaun geknüpft. Der Verkauf von „Waffeln statt Waffen“ brachte 200 Euro Spendengeld ein. Foto: m

Obertshausen – „Etwas, das ein hohes Gut ist und dennoch nicht in der Natürlichkeit des Menschen liegt, da dieser meist die eigenen Interessen über die aller anderen stellt.“ Für ein Mädchen oder einen Jungen der Obertshausener Hermann-Hesse-Schule Im Hasenwinkel 6 ist diese philosophisch anmutende Definition der zweite Teil des Satzes, der so beginnt: „Frieden ist für mich ...“

Die schwarzen Lettern prangen auf bunten und wetterfest laminierten DINA4-Blättern auf der Westseite der Schule. Darunter haben Jugendliche aller Religions- und Ethikkurse weiße Bänder an das Gitter geknotet. Auf den Leinenfahnen stehen ganz persönliche Erläuterungen, oft allein ein Stichwort, manchmal eine ausformulierte Erklärung.

„Keine Gewalt“ oder „Leben ohne Krieg“ sei Frieden und „wenn Menschen ohne Angst leben können“. Viele hoffen, „dass es keinen Krieg“ und „keine Diktatur gibt“, auf einem Tuch sind dazu die Nationalflaggen von Russland und der Ukraine zu sehen.

Frieden sei auch, „wenn die Menschheit zusammenhält“, „dass niemand leiden muss“ sowie „ein Ort, an dem man sicher ist“.

Immer wieder bleiben Passanten an den im Wind flatternden Streifen stehen, heben einzelne an, um die Texte zu lesen. Eine junge Frau schießt Fotos von der eindrucksvollen Wand. Zahlreichen Lernenden genügt ein einziger Begriff, um das große Wort zu verdeutlichen: Gleichberechtigung, Freiheit, Zusammenhalt, Menschlichkeit, Meinungsfreiheit und Versöhnung, heißt es da,

Mitglieder der Schulgemeinde, die aus anderen Gegenden der Welt stammen, erinnern daran, dass in Afghanistan seit 50 Jahren Kriegszustände herrschen, und fordern, „befreit Palästina, die Ukraine, Iran, Irak und Syrien“.

Anderen ist es wichtig, „jedem Respekt zu zeigen“, „dass man andere Leute oder andere Religionen in Ruhe lassen soll“, kürzer ausgedrückt: „Akzeptanz und Toleranz“, Friede herrsche auch dort, wo „Menschen sich helfen“ und „Freunde haben“, wo „jeder zusammensteht“ oder schlicht „entspannen“ könne. Das „Gegenteil von Krieg“ bedeute aber auch „Verantwortung“, die in roten und blauen Buchstaben auf weißem Grund leuchtet, „Nächstenliebe und Sorglosigkeit“, kombiniert ein Teenager. Offenbar jüngere Verfasser empfinden Frieden, „wenn alle Leute, die ich mag, gesund sind und das so bleibt!“, „wenn sich alle gut verstehen“. Er sei einfach „sehr wichtig“ und „alles“.

Um Flüchtlingen zu helfen, boten Sechstklässler in den Pausen „Waffeln statt Waffen“ zum Verkauf. Gut 200 Euro nahmen sie mit dem Gebäck ein – und wandelten ihrerseits auf Spuren des Krieges: Milch und Mehl waren im Supermarkt knapp.

VON MICHAEL PROCHNOW