Ringkrypta aus dem 9. Jahrhundert unter der Einhardbasilika In Deutschland ein seltenes Bauwerk

Blick auf die Ringkrypta: Das Gewölbe ist niedrig, die Steine porös. Ein Umrunden der Krypta ist im Stehen nicht möglich. Bild: Fitzenberger

Seligenstadt – Durch mehrere Türen hindurch, Treppenstufen hinab und vor den Augen von Besuchern versteckt, liegt die Ringkrypta. Sie war einst der Ort, an dem die Reliquien der Heiligen Marcellinus und Petrus verehrt wurden und an dem sich später auch das Stifterpaar Einhard und Emma begraben ließ.

„Die Krypta wurde im 9. Jahrhundert erbaut“, sagt Gerhard Klein, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der Pfarrei St. Marcellinus und Petrus Seligenstadt und zuständig für die Bauvorhaben in der Basilika. Die Unterkirche, wie ein solches Gewölbe ebenfalls bezeichnet wird, befindet sich unter der Apsis und ist nördlich der Alpen ein seltenes Bauwerk. „Solche Bauten sieht man eher außerhalb Deutschlands“, sagt Klein, und nennt Italien und Spanien als Beispiele.

Eine Krypta oder eben auch Unterkirche ist ein Raum, der sich unter dem Chor, also der Apsis, oder unterhalb des Altars christlicher Kirchen befindet. In der Regel dienen diese als Heiligengräber. Nach frühchristlichem Brauch befanden sich zunächst die Reliquien von Märtyrern darin. Im Falle der Einhardbasilika wurden dort die Heiligen Marcellinus und Petrus verehrt und später Einhard und Emma begraben.

Die karolingische Ringkrypta umfasst eine Fläche von etwa 75 Quadratmetern und könne einmal umrundet werden. Mit ihrer Freilegung 1937 – bis dahin wurde ihre Existenz nur vermutet – erhielt sie zunächst eine Betondecke, damit diese weiterhin für Untersuchungen zugänglich bleibt. Durch diese ist es jedoch kaum einem Erwachsenen möglich, aufrecht zu stehen. Der Zugang bleibt bis heute der Öffentlichkeit verwehrt.

„Es müssten Millionen investiert werden, damit die Krypta öffentlich werden kann“, sagt Klein. Denn: Die Krypta besteht aus zerfallenen Sandsteinen. Einem Laien falle es womöglich schwer, die lange Historie dieses Bauwerks ohne weitere Erklärung oder einer kostenintensiven Instandsetzung zu erkennen.

Zudem fehlen Zugänge, die es möglicherweise zur Zeit der Erbauung um 830 gegeben hat. Diese hatten sich, so eine Untersuchung der Universität Bamberg, im Süden und im Norden befunden: „Sie führten nördlich und südlich des über der Krypta errichteten Chorpodests von den jeweiligen Querhausarmen von Westen her nach unten.“

Zur Überlegung, ob die Krypta geöffnet wird, komme, dass bei einer Instandsetzung mit archäologischen Funden, die Zeit und Geld in Anspruch nehmen, gerechnet werden muss. Jüngstes Beispiel dafür ist die neue Rampe, die den Zugang zur Basilika und zum Hans-Memling-Haus erleichtern soll. Bei den Arbeiten dort kamen 2023 zahlreiche Bestattungen zutage, deren Bergung laut Kirchengemeinde Mehrkosten von insgesamt 85 000 Euro bedeuteten. Die Arbeiten verzögerten sich zusätzlich. Stand heute ist die Rampe fertiggestellt, der Zugang zur Kirche allerdings noch nicht vollständig barrierefrei. Die Reliquien der beiden Heiligen Marcellinus und Petrus befinden sich in einem Reliquienschrein, der sich unter dem Zelebrationsaltar befindet. Auch der Barock-Sarkophag von 1725 des Stifterpaares Einhard und Emma befindet sich oberhalb der Ringkrypta.

Von Yvonne Fitzenberger

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