REGIO-MUSEUM Sonderausstellung zum 150. Geburtstag von Franz Boeres Wahres künstlerisches Multitalent

Dr. Norbert Gassel präsentierte dieser Tage sein Buch. Heute hält er einen Vortrag über Franz Boeres.

Seligenstadt – Er war ein echtes Multitalent: Seligenstadts Sohn und Ehrenbürger Franz Boeres (1872-1956). Zu seinem 150. Geburtstag ist diesem vielseitigen Künstler eine Sonderausstellung gewidmet. Die Werkschau ist im Winterrefektorium des Regio-Museums in den Räumen des früheren Benediktinerkloster zu sehen.

Im Verlauf der Vernissage präsentierte Norbert Gassel, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Regio-Museums, ein von ihm verfasstes, 266-seitiges Buch zu Leben und Wirken von Boeres. Mit Zeichnungen und Motiven ist sein Schaffen als Bildhauer, Designer, Zeichner, Maler und Schriftsteller aufbereitet.

„Die Ausstellung soll zeigen, welche Breite das Werk von Boeres umfasst. Vieles ist im Krieg zerstört worden und für immer verloren, doch es gibt etliche plastische Werke, die erhalten sind“, erläuterte Gassel. Boeres, der an seinem 75. Geburtstag zum Ehrenbürger Seligenstadts ernannt wurde und nach dem in der Einhardstadt eine Straße benannt ist, starb verarmt. Die Währungsreform brachte ihn um sein Vermögen, er verkaufte seine Gemäldesammlung Stück für Stück an die Stuttgarter Familie Bosch und wurde – nachdem er seine letzten Jahre in einer Dachkammer verbrachte – 1956 auf dem Alten Seligenstädter Friedhof beigesetzt.

Der jüngste von drei Brüdern, leidenschaftlicher Geigenspieler, hat in den 1930er Jahren die Seligenstadt-Hymne komponiert. Dieses 1937 uraufgeführte Werk trug Violinenduo Pia Ewald und Chiara Kaiser vor.

Boeres’ kreativste Phase als selbstständiger Designer auf fast allen Gebieten kunstgewerblicher Produktion fiel in den Zeitraum von etwa 1900 bis in die Anfangsjahre des Ersten Weltkriegs. So designte er das Robert-Bosch-Haus in Stuttgart sowie zwei Villen in Tübingen, die der Industrielle für seine Töchter bauen und bildhauerisch verzieren ließ. Fotografien dokumentieren in der Schau diese bauplastischen Werke, zudem ist ein großes Konvolut an Zeichnungen zu sehen.

„Boeres hat kurz vor seinem Tod den größten Teil seines Schaffens seiner Geburtsstadt Seligenstadt vermacht.“ So würdigte Bürgermeister Daniell Bastian in seiner Rede den bekannten Sohn der Einhardstadt. „Es ist wichtig, dieses Erbe zu bewahren und ihm die Ehre des Erinnerns zuteil werden zu lassen.“

Das Ziel, Boeres’ Andenken für künftige Generationen zu bewahren, hat sich der Museums-Förderverein gesetzt. So hat er begonnen, die Bestände digital zu erfassen. Um die 6000 Objekte befinden sich als Leihgaben im Haus, darunter etliche Zeichnungen. Zu den bekanntesten Entwürfen zählen der Kronleuchter für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin und die Innenausstattung der Villa Bosch in Stuttgart.

Zu besichtigen ist die Ausstellung bis zum 16. Oktober samstags, sonn- und feiertags zwischen 11 und 17 Uhr. Jeden Sonntag um 15 Uhr bietet Norbert Gassel dazu eine kostenlose Führung an.

Das Buch „Franz Boeres – Bildhauer, Designer, Zeichner, Maler und Schriftsteller“ ist im Museum und in der Tourist-Info am Marktplatz für 28 Euro erhältlich.

Am heutigen Mittwoch, 19 Uhr, hält Gassel im Winterrefektorium einen Vortrag über Franz Boeres, beantwortet Fragen der Besucher, signiert auch gern sein Buch.
hoh/mt