Mieter beschweren sich über Schädlinge / Verwaltung setzt Bekämpfung fort Angst vor Ratten

Unter den Hecken sind mehrere Löcher zu erkennen, die nach Aussage der Mieter von den Ratten stammen. Bild: -

Dietzenbach – Die Mieter in der Rodgaustraße 14 sind besorgt. Ratten haben sich rund um das Mehrparteienhaus eingenistet. Das zeigt nicht nur ein Foto, sondern auch ein Video, das der Redaktion vorliegt. „Ich habe das am 13. Dezember aufgenommen“, sagt Mustafa Saygaz. Es seien deutlich mehr Tiere, als in der Sequenz und auf dem Foto zu sehen sind. Er habe zu spät das Handy gezückt. Aufgenommen hat er rund 15 der Nager. Saygaz selbst schätzt, dass es an diesem Abend etwa 70 Ratten waren, die auf Höhe es Müllplatzes herumgelaufen sind. „Spätestens alle 50 Zentimeter ist ein Loch von ihnen“, sagt seine Frau Merve. Sie habe Angst, ihre Kinder im Sommer draußen spielen zu lassen. Da die Familie im Erdgeschoss wohnt, war das Ungeziefer auch schon auf ihrem Balkon. Ihr Mann habe deshalb unten am Gelände ein Blech angebracht, berichtet Merve Saygaz.

Sie sind nicht die einzigen Mieter, die bereits ungebetene Besucher hatten. Ähnlich erging es ihren Nachbarn im ersten Stock. „Bei meiner Mutter war eine Ratte in der Wohnung“, berichtet ein ehemaliger Mieter, der zum Schutz seiner Familie seinen Namen nicht nennen will. Sein Bruder habe das Tier erschlagen.

Die gegen den Befall bisher getroffenen Maßnahmen hätten nichts genutzt, verdeutlicht Merve Saygaz und erhält dabei Zustimmung von ihren Nachbarn. Als zum ersten Mal Fallen aufgestellt wurden, habe die beauftragte Firma einmal kontrolliert und beim nächsten Mal die Fallen wieder abgebaut. „Ich habe dann darauf gedrängt, dass es noch mal zu Schädlingsbekämpfung kommt“, sagt Saygaz. Dies sei dann auch erfolgt. Seither stünden silberne Metallkästen mit Giftködern auf dem Grundstück. Doch das, so schildert die junge Mutter, behebe das Problem nicht. „Wenn ich bei der Hausverwaltung nachfrage, heißt es, dass regelmäßig nachkontrolliert wird“, berichtet sie weiter. Sie selbst habe Mitarbeiter des Dienstleisters das letzte Mal im Juli gesehen.

Neben dem Ungeziefer beschäftigt die Mieter, wie etwa auch Selda Birbiri und Abdelkader Amjahid, ein weiteres Problem. „Es ist überall Schimmel“, sagt Amjahid. So sind etwa auch im Schlafzimmer von Mustafa und Merve Saygaz die Wände nass. „Die Außenwände sind nicht ausreichend gedämmt“, sagt Merve Saygaz. Diese Information habe sie von einem der Hausmeister. Auch ihr Mann, der selbst Handwerker ist, sagt, dass die Isolierung nicht dick genug sei. „Es sind vielleicht fünf bis sechs Zentimeter“, berichtet Mustafa Saygaz und zeigt zum Beweis ein Loch in der Außenwand, in dem Dämmstoff zu erkennen ist. Er und seine Frau befinden sich deshalb im Rechtsstreit mit dem Hauseigentümer.

Die zuständige Hausverwaltung Micasa Real Estate verweist indes darauf, dass es sich bei der Liegenschaft um ein Bestandsgebäude aus dem Jahr 1970 handle. Dabei gebe es deutschlandweit bereits bestehende Häuser, die keine oder eine geringere Dämmung hätten, als jene in der Rodgaustraße. „Es gibt verschiedene Gründe, warum in einer Wohnung Schimmel entstehen kann“, fügt Geschäftsführer René Sondermann hinzu. Diese mit der Dämmung beziehungsweise der Stärke dieser in Verbindung zu bringen, sei fachlich und sachlich falsch.

Auch die Beschwerden der Mieter zur Rattenproblematik kann Sondermann nicht nachvollziehen. Seit sein Unternehmen das Objekt vor einigen Monaten übernommen habe, seien mehrere Maßnahmen getroffen worden. „Grundsätzlich gibt es Schwierigkeiten mit dem richtigen Umgang und der richtigen Trennung von Müll in der Liegenschaft“, fährt der Verwalter fort. So sei es bis vor wenigen Wochen zu Fehlbefüllungen der Mülltonnen gekommen, weshalb man diese habe kostenpflichtig als Restmüll abholen lassen müssen. Auch gibt es nach Sondermanns Schilderungen Mieter, die ihre Mülltüten auf den dafür vorgesehenen Platz werfen, wenn die Behälter zu Leerung am Bürgersteig stehen. Das sowie Lebensmittelreste lockten die Ratten an.

Merve Saygaz hingegen verweist darauf, dass es bis vor Kurzem zu wenige Tonnen gegeben habe, sodass das Trennen schwierig gewesen sei. Von Seiten der Hausverwaltung heißt es zudem, dass die Schädlingsbekämpfung fortgesetzt werden und seit November ein Dienstleister mit der Müllsortierung sowie der Reinigung des Platzes beauftragt sei.

Die Stadt teilt mit, dass die Ordnungsbehörde aufgrund des Rattenbefalls seit vergangenem Sommer in regelmäßigen Austausch mit der Verwaltung stehe. Außerdem habe es Anwohner gegeben, die berichtet hätten, dass sich die Situation gebessert habe. „Leider kann die Schädlingsbekämpfung ein langwieriger Prozess sein, wenn sich die Tiere erst einmal an einem Ort wohlfühlen“, verdeutlicht die Behörde weiter. Auch sei es wichtig, dass die Ratten keinen Zugang zum Müll hätten, wie etwa durch lose hingeworfene Tüten oder offengelassene Klappen an den Müllcontainern.

Von Anna Scholze

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