„Hier konnte ich mich entwickeln“ Jamal Qaiser stellt Buch zum Thema Einwanderung vor

Der Unternehmer Jamal Qaiser erlebte als Kind wie es ist, sich fremd zu fühlen. Jetzt fordert er eine gezielten Einwanderungspolitik. Foto: Mangold

Dietzenbach (man) – Der Titel eines Buches des Großunternehmers Jamal Qaiser lautet: „Der fremde Erfolgsfaktor – Warum wir in Deutschland die Einwanderer dringend benötigen“. Der seit der Kindheit in Dietzenbach lebende Autor sieht Deutschland als Einwanderungsland. Ohne die Einbindung von Fachkräften aus dem Ausland sei der Wohlstand im Inland wegen der Überalterung der Gesellschaft langfristig nicht mehr zu halten.

Als Kind fühlte Jamal Qaiser am eigenen Leib, wie es ist, wenn die Einheimischen den Neuen als lästig empfinden. Mit den Eltern siedelte er aus seinem Geburtsland Pakistan über. Die letzten sechs Monate hatte die Familie dort verbracht. Die meiste Zeit hatte Jamal ansonsten in London gelebt. Am ersten Tag in der Dietzenbacher Grundschule versuchte es der Neunjährige mit Englisch. Auf sein „Can you speek english, please?“ hörte er ein „Sprich deutsch!“ Jamal schätzte, die Lehrerin verstehe ihn nicht.

Deutschland war die neue Heimat, aber niemanden interessierte, wie er sich heimisch fühlen soll, „den Begriff Integration, den gab es nicht“. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“, davon hat die Geschichte des fast zwei Meter großen 44-Jährigen eine Nuance. „Vom Straßenhändler zum Millionär“ variiert eine WDR-Reportage von 2015 über Jamal Qaiser den Titel des Aschenputtel-Märchens des Kapitalismus.

Von Dietzenbach nach London

Anfangs verkaufte Jamals Vater in Deutschland Modeschmuck auf Märkten. In der Offenbacher Heyne-Fabrik produzierte er später Digitalquarzuhren. Täglich half sein Sohn nach dem Unterricht in der nahen Schillerschule mit aus. Doch die Uhren ohne Zifferblatt kamen aus der Mode. Schließlich musste der Vater seine Firma aus dem Handelsregister streichen lassen. Jamals eigene Unternehmerbiographie beginnt mit 14 Jahren. Auf Flohmärkten verkaufte er etwa T-Shirts, die den Popstar Michael Jackson abbildeten „und einmal auch eine Reichskriegsflagge“. Erst Jahre später erfuhr er, dass vornehmlich Rechtsradikale damit ihr zu Hause zieren.

Nach dem Realschulabschluss zog Jamal nach London, besuchte eine weiterführende Schule, lebte bei den Großeltern und kehrte nach zwei Jahren nach Dietzenbach zurück. Anschließend verschickte er hundert Bewerbungen im Grundtenor von: ‘Nehme jede Arbeit an.’ „Ohne Berufsausbildung und mit pakistanischen Namen hast du keine Chance“, lautete seine Quintessenz auf 100 Prozent Absagen.

Erfolg hart erarbeitet

Der 18-Jährige lieh sich vom Onkel 1000 DM. Vom Vater bekam er einen Ford-Taunus im gleichen Wert geschenkt. Aus dem Keller des Onkels packte Qaiser zwei große Schirme ins Auto und verkaufte nun selbst auf Märkten Modeschmuck. Zwei Jahre später mietete er im Haus der Mode in Dreieich eine Ladenfläche, ließ außerdem in den Niederlanden fabrizieren und verkaufte die Textilien an die Metro AG. Das ein Risiko auch kippen kann, erlebte Qaiser vor über zehn Jahren, als seine internationalen Expansionspläne nicht so funktionierten, wie kalkuliert.

Qaiser zog sich am eigenen Schopf aus dem ökonomischen Tief, kaufte Gewerbeimmobilien, vermietete in Dietzenbach an ein Küchengeschäft und baute in Rödermark ein Hotel zu einem Pflegeheim um, das er später an den Pächter veräußerte. Mittlerweile gehört Jamal Qaiser ein Private-Equity-Unternehmen, das sich vornehmlich in der Region im Immobiliensektor engagiert.

„Hier konnte ich mich frei entwickeln“

Deutschland habe ihn einst nicht mit offenen Armen empfangen, „aber hier konnte ich mich frei entwickeln“. Seine Tochter werde nach wie vor gefragt, woher sie komme. Mit seinem Buch gehe es ihm neben einer durchdachten Integrationspolitik vor allem ums eins, „die Entwicklung eines echten Wir-Gefühls in unserem Land.