„Jochen Zeller ist die Schule“ Rektor der Oswald-von-Nell-Breuning-Schule geht in Ruhestand

Jochen Zeller hat die Oswald-von-Nell-Breuning-Schule in den vergangenen drei Jahrzehnten zu dem gemacht, was sie heute ist, jetzt geht er in den verdienten Ruhestand. Foto: Ziesecke

Rödermark (chz) – Nach 43 Jahren im hessischen Schuldienst und 30 Jahren als Rektor der Oswald-von-Nell-Breuning-Schule ist der 67-jährige Jochen Zeller in den Ruhestand gegangen. Seine Nachfolgerin Christine Döbert fasste es in wenige, sehr eindeutige Worte: „Jochen Zeller ist die Schule, und die Schule ist Jochen Zeller“.

Unter ihm wurde aus der einstigen Rodgauschule unter Rektor Bell die heutige Europaschule, die nicht umsonst den Namen des katholischen Sozialethikers Oswald von Nell-Breuning trägt: Jochen Zeller fühlte sich zuvor schon ganz in dessen Nachfolge, was die soziale Prägung betrifft. Die Integrierte Gesamtschule schien ihm für die meisten aller Jugendlichen die richtige Lösung für die gute persönliche Entfaltung und Entwicklung zu sein – dafür kämpfte er manchmal auch gegen Windmühlen.

Jochen Zeller kam aus dem Geist der 60er Jahre von der Heinrich-Böll-Schule in Rodgau nach Ober-Roden, er war ans Kämpfen gewöhnt. In Ober-Roden hatte er ab August 1985 „das Glück, beim Aufbau einer Schule dabei gewesen zu sein“ und für diese Schule sogar das Abitur erkämpft zu haben.

„Nicht verwalten, sondern entwickeln“

„Nicht verwalten, sondern entwickeln“ stand bei ihm im Vordergrund. Eines der schwierigsten Kapitel neben der sehr harten, langsamen Erarbeitung des heutigen Ansehens der Schule: die ständigen Bauarbeiten, die sich Anfang der 90er Jahre durch die notwendige PCB-Sanierung ergaben und über Jahre hinzogen.

Von Jochen Zeller kamen viele Anstöße: von der (kurzzeitigen) notenfreien Leistungsbewertung bis zur Ganztagsschule, alles stets in ständiger kritischer Hinterfragung vor allem durch die Eltern.

Was anfangs wirklich schwierig war, wurde im Laufe der Jahre immer leichter: „Der Gegenwind nahm ab, wir mussten allmählich nicht mehr gegen die Eltern und die öffentlich Meinung arbeiten bei unseren Schritten hin zur Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit.“

Mehr Zeit für Politik und Wandern

Kein Wunder, denn die Erfolge zeigten sich. Sein Kollegenteam stand ungewohnt aufgeschlossen und engagiert hinter dem Schulleiter. Die Nell-Breuning-Schule wurde zur Bildungsstätte, auf die man seine Kinder guten Gewissens gehen lassen kann, und er selbst wurde zum anerkannten Pädagogen und Schulleiter. Was anfangs kritisch begleitet wurde, bekam zunehmend anerkennendes Lob.

Nun zieht sich der gesundheitlich zeitweise angegriffene Rektor ins Privatleben zurück, begrüßt bei seinen Besuchen in der Schule alle einstigen Kollegen bis hin zum Hausmeister mit Handschlag und wirkt sichtlich gelöst.

Langweilig wird’s ihm sicher nicht werden, dafür sorgen unter anderem vor allem die lokale Politik und vieles von dem, was er die vergangenen 43 Jahre vernachlässigen musste, etwa das Wandern und Radfahren: „Und ich freue mich darauf, mehr Zeit zu haben für die Familie.“