Haaner Altstadttage beleben die Fahrgasse / Unbeschwerte Stunden mit dem Burgtheater Genussvolles Schlendern ohne Autos

Die Dorfgranden haben ein Auge auf die Wirtin (Petra Hunkel) geworfen. Die macht sich aber nichts aus ihnen, vielmehr ist sie in ihren Gehilfen verliebt. Und natürlich kommen die beiden am Ende zusammen. Bild: Strohfeldt

Dreieich – Die Einheimischen haben’s ja schon immer gewusst: Petrus kann nur ein Haaner sein. Kurz bevor die Theatergruppe des Geschichts- und Heimatvereins am Freitagabend mit dem Stück „Ein Dorfteich, ein Waldgeist und die Liebe“ Premiere feiert, schüttet es zwar wie aus Eimern, aber es hört rechtzeitig wieder auf. Nicht lange nach der Aufführung folgt der nächste schwere Schauer – besser hätte man’s nicht takten können.

In Dreieichenhain ist am Wochenende mächtig was los. Das Burgtheater unterhält sein Publikum an drei Abenden, Samstag und Sonntag erleben die Haaner Altstadttage mit geöffneten Geschäften und erweitertem Gastronomieangebot bei passablem Wetter ihre erste Auflage.

Im Burggarten sehen die Besucher eine flotte, manchmal leicht schlüpfrige Komödie mit viel Gesang, in der sich die Wirtin der Waldschänke vor Verehrern kaum retten kann. Das wiederum passt natürlich deren Frauen nicht, die zu einer List greifen, damit sie ihre Männer wieder öfter sehen. Das gelingt natürlich und auch die Verliebten finden am Ende zueinander. Das 22-köpfige Ensemble zeigt sich in der Inszenierung von Tanja Garlt spielfreudig, von wenigen Ausnahmen abgesehen sehr textsicher und bereitet dem Publikum unbeschwerten Theaterspaß unter freiem Himmel.

Szenenwechsel: In der Fahrgasse sind etliche Sitzgarnituren aufgebaut, alle Tische sind weiß eingedeckt und die Menschen genießen am frühen Samstagabend einen Aperol Spritz oder einen Apfelwein. Die Geschäfte haben noch geöffnet, die Leute flanieren in der Altstadt zwischen Ober- und Untertor, und von der Bühne am Obertor klingt die Livemusik durch die ganze Gasse. „Unsere ersten Altstadttage sind wirklich gut gelungen, wir sind zufrieden“, sagt Robin Winkel, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Dreieichenhain, schon nach Tag eins.
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Die neue Veranstaltung soll die Fahrgasse für zwei Tage beleben, die Menschen in die kleine Einkaufsstraße locken und die Werbegemeinschaft will zeigen, wie vielseitig sie aufgestellt ist. „Einige Unternehmer, die sonst immer mit Ständen dabei sind, sind leider noch im Urlaub. Und manch ein Laden, der nicht mehr Mitglied ist, macht auch nicht auf. Das ist ein bisschen schade, aber wir werden in Zukunft noch ein paar Stände mehr organisieren, damit sich die Lücken füllen“, sagt Winkel.

Keine Lücke hat Ruth Bierbrauer vor ihrem Geschäft „Seelenanker“ am Samstagnachmittag. Sie hat den roten Teppich als Catwalk ausgelegt und präsentiert neue Herbstmode aus Italien. Die Models sind keine Profis, sondern Freunde, Bekannte und Mitarbeiterinnen. „Wir hatten einen solchen Spaß und die Resonanz war riesig. Die Leute haben richtig gejohlt“, erzählt sie inmitten von Kundschaft, die jetzt selbst in die neuen Kleider schlüpfen will. Vor dem Spiegel herrscht Betrieb. „Es ist schön, zu sehen, dass die Mühe, die wir uns machen, auch belohnt wird“, freut sich die Boutique-Besitzerin.

Anja Spiegel hat vor ziemlich genau zwei Jahren ihren Laden „Fahrgasse 18“ eröffnet. „Ich denke, für den Samstag ist noch Luft nach oben, aber es muss sich ja auch erst mal rumsprechen, dass wir jetzt zwei Tage offen haben. Aber es war schon völlig okay“, sagt die Ladenbesitzerin die ausschließlich nachhaltige und recycelte Ware verkauft.

Auch am Sonntagmittag schlendern etliche Leute durch die Fahrgasse mit ihren Fachwerkhäusern, stöbern nach Kleidung, Haushaltswaren und Blumen, die Cafés sind voll, aber Gedränge herrscht nicht.

„Das finde ich alles nicht schlimm. Wichtig ist, dass wir eine gute Stimmung haben und die haben wir“, zieht Winkels Stellvertreter Steffen Jäger eine positive Bilanz der ersten Altstadttage.