Kabarettistin Lisa Catena begeistert im Zelt Humor aus dem „Heidi-Land“ am Maislabyrinth

Mit spitzer Zunge unterwegs: Lisa Catena. Foto: Gebhardt

Dreieich (sina) – Denken wir Deutsche an die Schweizer Nachbarn, fallen uns Schokolade, Käse, Neutralität und die berühmten Taschenmesser ein. Aber in puncto Humor haben wir höchstens die aus unserer Sicht lustig klingende Sprache im Sinn, das harte „ch“, das in jedes Wort eingebaut wird, oder die alles verniedlichende Endung „li“. Alles nur Vorurteile? Mitnichten!

Kabarettistin Lisa Catena schrieb am Samstag im Götzenhainer Mais zwar nicht sämtliche Klischees ab, aber mit ihrem Programm „Grüezi Deutschland“ unsere Definition des Schweizer Humors neu. Hochdeutsch sei für sie eine Fremdsprache, gibt die Wahl-Bernerin zu, doch von Verständigungsproblemen keine Spur: Die Kommunikation zwischen Catenas spitzzüngigem Mundwerk und den Lachmuskeln der Zuschauer funktioniert. Dass sich das charismatische Energiebündel aus dem „Heidi-Land“ eher schlicht auf der Bühne im Mais-Zelt präsentiert, macht sie nur sympathischer – ebenso wie ihr offener Umgang mit den Klischees.

Die kulturellen Unterschiede sind so auch eines der Hauptthemen, dicht gefolgt von politischen Eigenheiten und philosophischem Schubladendenken. Aber das Naheliegende zuerst: Deutsche Willkommenskultur. „Für die AfD-Wähler unter Ihnen: Keine Sorge, morgen fahre ich wieder heim“, verspricht die Gewinnerin des Swiss Comedy Award 2013, die sich zunächst noch oberflächlich zwischen deutscher Integrationsproblematik und Schweizer Neutralität bewegt, bevor sie vom seichten ins tiefgründige Gewässer abtaucht.

Einen weiten Bogen spannend findet man sich plötzlich an ihrer Seite in einem indischen Ashram wieder. Noch ahnt man nicht, worauf ihre amüsanten Ausführungen abzielen, doch dann schlägt Catena unvermittelt mit scharfsinnigen Wortspielen zu: „Wir reisen in exotische Länder, um unseren inneren Frieden zu finden. Aber wenn die aus den exotischen Ländern zu uns kommen, glauben wir, der innere Frieden sei gefährdet.“ Spätestens jetzt wird klar, warum sie eine preisgekrönte Kabarettistin ist.

Ihrem Scharfsinn treu bleibend, wendet sie sich dann leichter verdaulichen Themen zu, bei denen das Publikum nun wieder unbeschwerter lachen darf. So sollte sich die Kirche ein Vorbild an der Bundesliga nehmen und Modernisierungsmaßnahmen ergreifen: Dann gäbe es Panini-Sammelbilder mit Heiligen, Kain bekäme für sein Foul an Abel die Rote Karte und eine Expertenrunde diskutierte lebhaft Josefs „umstrittenen Treffer: War der wirklich drin?

Die Kompatibilität von schweizerischem und deutschem Humor hat Catena amüsant unter Beweis gestellt. Das Zusammenspiel von flapsiger Leichtigkeit und intelligentem Tiefsinn macht ihren Auftritt zu einem humoristischen Erlebnis.