ERFOLGREICHE BEWERBUNG Heinrich-Heine-Schule als digitale Schule zertifiziert Längst raus aus der Kreidezeit

Unterricht auf digitaler Basis ist in der Heinrich-Heine-Schule nach den Worten des stellvertretenden Schulleiters Stefan Rottmann längst Alltag. Bild: Jost

Dreieich – Schulleiterin Sigrid Neuner ist auch nach vier Jahren noch verblüfft, mit welcher Selbstverständlichkeit die Mädchen und Jungen in der Heinrich-Heine-Schule mit ihren iPads umgehen. Die Schüler teilen einen Bildschirm auf der digitalen Tafel, starten in nicht mal einer Minute eine Präsentation über die digitale Tafel, damit alle Klassenkameraden den Vortrag verfolgen können, oder öffnen ganze Bücher mit nur einem Klick auf dem Bildschirm.

„Das ist längst Alltag“, sagt auch der stellvertretende Schulleiter Stefan Rottmann, als Landrat Oliver Quilling zu Besuch in der Europaschule in Sprendlingen ist. Seit 2019 haben die fünften Gymnasialklassen die Wahl, ob sie ihren Unterricht zu großen Teilen mit dem elektronischen Gerät verbringen oder Stift und Papier nutzen möchten. 150 Schüler haben sich bislang für die digitale Variante entschieden. Die iPad-Klassen sind aber nicht der einzige Grund, warum die Gesamtschule vom Kultusministerium in Wiesbaden als digitale Schule ausgezeichnet wurde. Es sind viele kleine Bausteine, die die Schule erfüllt. „Die Voraussetzung dafür hat zunächst der Kreis als Schulträger erfüllt“, erläutert Rottmann. Das Schulgebäude ist komplett mit W-Lan ausgeleuchtet und alle Schüler, ob iPad-Klasse oder nicht, lernen an modernen, digitalen Boards. Kinder, deren Eltern finanziell nicht in der Lage sind, die Technik anzuschaffen, werden unterstützt.

Rund 200 digitale Endgeräte hat der Schulträger an die Heine-Schule ausgeliefert. Der Messenger schul.cloud ist längst unkompliziertes Kommunikationsmittel, über den rund 50.000 Nachrichten im Monat verschickt werden. Schüler wie Lehrer hantieren alltäglich mit dem digitalen Stunden- und Vertretungsplan „WebUntis“ und dem Schulportal. Support für nicht so technisch affine Lehrer gibt es aus den Reihen des Kollegiums. Daniel Plehn hat sehr aufwendig viele Anwendungsvideos gedreht und für die Lehrer auf der Plattform hinterlegt. Da können die Pädagogen jederzeit nachschauen, wie man die Noten digital einträgt, mit den Schülern den Bildschirm teilt oder auch einen Raum innerhalb des Schulgebäudes bucht.

So viele Vorteile die digitale Welt birgt, in ihr lauern auch Gefahren. Das haben Sigrid Neuner und ihre Kollegen schnell erkannt. Jedes Jahr wird den achten Klassen die Ausbildung zum Medienscout als Wahlpflichtkurs angeboten. Ein Konzept, das funktioniert. So können die älteren Schüler den jüngeren bei Schwierigkeiten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eine Hilfestellung auf Augenhöhe, die gut von den Schülern angenommen wird. Der kompletten Schulgemeinde dienen klare Regeln zum Umgang mit den sozialen Medien, beispielsweise dem Schutz der Privatsphäre, Datenschutz im Internet, den Gefahren des Cybermobbings oder exzessiver Mediennutzung als Leitlinie. Auch bei Elternabenden wird über diese Regeln informiert. „Eines ist klar – die Digitalisierung der Schulen ist kein Projekt. Es ist eine Daueraufgabe“, sagt Stefan Rottmann, dass Schulen die technischen Entwicklungen mitgehen müssen. Landrat Oliver Quilling unterstützt das. Die Ausstattung der Schulen ist Sache des Kreises. Die Geräte schaffen sich die Schüler beziehungsweise die Eltern an. „Wer das nicht kann, bekommt Unterstützung“, sagt Quilling.

Nach vier Jahren haben die Lehrer viele Erfahrungen gemacht, was den Unterricht mit der Technik angeht. „Die Kinder lernen nicht schneller oder mehr als mit Kreide, Stift und Papier. Aber die Technik motiviert und die langweiligste Grammatikregel wird mit mehr Eifer angegangen“, hat Lehrerin Rosa Numrich, die gerne in den iPad-Klassen unterrichtet, beobachtet.
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