Digitale Tafeln für die Adolf-Reichwein-Schule Das Ende der Kreidezeit

Genauso wie früher: Die gesammelten Begriffe schreiben Lehrer Patrick Weiser und die Schülerinnen und Schüler per Hand auf das digitale „Activepanel“.

Heusenstamm – Kreidereste an den Fingern oder siffige Schwämme nach dem Tafelwischen gehören an der Adolf-Reichwein-Schule (ARS) der Vergangenheit an. Seit dem 1. Februar haben digitale Tafeln, sogenannte Activepanels, ihre Vorgänger in den Klassenräumen ersetzt. Die digitalen Exemplare bieten Lehrkräften wie Schülerinnen und Schülern neue Möglichkeiten, den Unterricht zu gestalten. Und die modernen Tafeln kommen gut an.

Der Unterschied zwischen den alten und den neuen Tafeln zeigt sich gleich zu Unterrichtsbeginn. Eigentlich will Lehrer Patrick Weiser den Schülerinnen und Schülern der R10b die Globalisierung und ihre Folgen näherbringen. Dazu muss die Tafel allerdings erst einmal Weisers USB-Stick erkennen. Die Übertragung will an diesem Morgen zunächst jedoch nicht gelingen. „Manches funktioniert noch nicht so, wie wir uns das wünschen“, meint Schulleiterin Margit Breen. Die Lehrkräfte müssten sich erst an die Activepanels gewöhnen. Breen ist aber durchaus zufrieden mit den neuen Tafeln. „Dadurch kommt mehr Bewegung in den Unterricht.“

Wie diese Bewegung aussieht, demonstriert Patrick Weiser, nachdem die Tafel den USB-Stick endlich erkannt hat. Mit dem Finger tippt er auf das Menü am linken Bildschirmrand. Sofort erscheint das Bild eines chinesischen Containerterminals. Mit einem speziellen Stift schreibt Weiser „Container-Kisten, die die Welt bedeuten“ auf das Bild.

Das Foto sowie weitere Dateien wie Videos oder Tonaufnahmen kann Weiser entweder auf der Tafel direkt speichern, sie mithilfe eines USB-Sticks oder per Kabel von seinem Laptop auf den Bildschirm übertragen. „Ich finde die digitalen Tafeln äußerst praktisch, da ich in meinem Unterricht schon immer viel mit Bildern gearbeitet habe“, sagt Weiser. Musste der Lehrer die Bilder zuvor aufwendig mit einem extra aufgebauten Beamer an die Wand werfen, kann er sie nun einfach auf dem Activepanel öffnen. Jetzt fehle nur noch der Internetanschluss, sagt Weiser. Dieser erfolge allerdings erst bei der Abnahme der digitalen Tafeln durch den Kreis. Die ist für den 27. Februar geplant, berichtet ARS-Leiterin Margit Breen.

Eines können die Activepanels aber nicht ersetzen: Die Schülerinnen und Schüler müssen weiterhin nach vorne kommen, um etwas an die Tafel zu schreiben. In dieser Stunde sollen sie notieren, was sie über die Schiffscontainer gelesen haben. Wer seine Antworten an der Tafel präsentieren darf, wählen die Jugendlichen selbst aus, mithilfe eines digitalen Glücksrades, das Weiser als Programm auf der Tafel angelegt hat. In den einzelnen Feldern stehen die Namen der Jungen und Mädchen. Ein Tipp oder ein Wisch und das Rad setzt sich in Bewegung.

Die neue Technik kommt bei den Zehntklässlern gut an. „Mir gefällt die neue Tafel sehr, sie ist modern und vereinfacht den Unterricht“, meint Schüler Dennis. Er sieht den Vorteil, dass auf der Tafel auch Audio-Dateien abgespielt werden. Dazu sei früher immer ein Rekorder nötig gewesen. Die Tafel habe aber auch einen Nachteil: Er müsse nun weiter hinten sitzen, um den Bildschirm gut zu erkennen, sagt Dennis. Mitschüler Mohammad lobt die neue Technik: „Man kann sich besser konzentrieren und ich melde mich seitdem viel öfter.“ Klassenkamerad Felix findet, dass die Tafeln mehr Möglichkeiten bieten, so könnten sich die Schülerinnen und Schüler darauf auch Videos ansehen.

Ein Teil des Unterrichts wird an der ARS trotz Activepanels auch weiterhin analog stattfinden – zumindest in manchen Fächern. Denn nicht überall sind die Lehrbücher in das digitale System eingespeist. „Leider gibt es nicht für alle Bücher Lizenzen, sodass die Tafeln die Schulbücher im Unterricht nicht komplett ersetzen können“, weiß Leiterin Breen. Und so müssen die Jugendlichen ihre Ranzen weiterhin mit Lehrbüchern bestücken.

Von Joshua Bär