Geschichtsverein stellt zwei berühmte Söhne der Stadt vor Ein Name, zwei bedeutende Künstler

Historische Dokumente informieren die Besucher über das Leben der beiden Heusenstammer Söhne. Bild: Scholze

Heusenstamm – Zwei Künstler, eine Familie: Der eine verewigt sich durch großartige Bauwerke, der andere mit zahllosen Bildern, die über die Stadt hinaus Anerkennung gefunden haben. Mit einer Ausstellung zu ihren Werken gedenkt der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Heusenstamm aktuell im Haus der Stadtgeschichte den „berühmten Söhnen“ der Stadt, die beide den Namen Franz Heberer trugen. Der Ältere (1883 bis 1955) ein berühmter Architekt, sein Neffe (1905 bis 1991) nicht nur ein anerkannter Geschäftsmann, sondern auch als Maler geachtet.

„Sie hatten beide Begabung“, stellte der HGV-Vorsitzende Roland Krebs, anlässlich der mit mehr als 60 Gästen gut besuchten Vernissage fest. Darüber hinaus seien die Heberers „Heusenstammer Urgesteine“ gewesen, „der Name ist seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Ort geläufig“. Während der Neffe als stadtbekannter Metzgermeister mit eigenem Geschäft schon früh mit seiner Kunst für Furore sorgte und sich viele der Anwesenden noch gut an ihn erinnern konnten, war weniger bekannt, dass der Architekt Franz Heberer wichtige Bauten in Frankfurt geschaffen hat. So eröffnete Krebs die Vernissage, die Chris Horz mit seinen Klavierstücken passend umrahmte, mit Erzählungen aus der Biografie des Älteren und seinem Schaffen. Der Architekt Heberer habe eine geradezu „aristokratische und edle Ausstrahlung“ gehabt.
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„Man kann sich vorstellen, dass er großes Stilempfinden besaß“, sagte der Vorsitzende. Sein Elternhaus stand in der Frankfurter Straße, Heberer besuchte die „Höhere Schule“ und studierte, was zu seiner Zeit nicht selbstverständlich gewesen sei. Von Jung an zeigte er Interesse für historische Baudenkmäler, im Jahr 1912 wagte er den großen Schritt in die Selbstständigkeit. „Das muss ein anstrengendes Jahr für ihn gewesen sein, denn da hat er bedeutende Werke auf den Weg gebracht“, vermutete Krebs. Gemeinsam mit Hermann van Hoven gewann Heberer zwei Wettbewerbe und konnte den Neubau der „Alten Brücke“ in Frankfurt sowie den Anbau des Städel realisieren. Zwar zog sich der Brückenbau durch den Ersten Weltkrieg und die spätere Inflation lange hin, wurde aber 1926 mit einem großen Fest und Delegationen aus dem In- und Ausland eingeweiht. Auch in der Städel-Erweiterung habe Heberer deutlich seine Handschrift hinterlassen. „Er hatte immer ein Gesamtbild vor Augen und berücksichtigte auch die Innenarchitektur“, berichtete Krebs.

Seinem Neffen und Patensohn gab der Architekt ein Geschenk mit auf den Weg, das früh auch von dessen Begabung zeugte. Er schenkte dem Jüngeren ein kleines Buch über den Brückenbau mit den Worten „meinem Künstler“. Geboren und beheimatet war auch dieser Franz Heberer in der Frankfurter Straße, eine Ehe schloss er mit „Frieda“ aus dem Haus der Bäckerei Paul. Als Metzgermeister führte er schließlich das elterliche Geschäft fort, widmete sich aber Zeit seines Lebens in jeder freien Minute der Malerei. Den Anfang machte der Autodidakt mit eindringlichen Bleistiftzeichnungen, neben den Dingen des täglichen Bedarfs bildete er auch die Menschen um sich herum ab. „Er führte seine Begabung und die Hingabe an die Malerei als Hobby aus“, sagte Krebs.

Ab den 1970er-Jahren ging der Maler Franz Heberer zu der fantasievollen Darstellung im Stil der naiven Kunst über. Es entstanden zahlreiche farbenfrohe Bilder mit Heusenstammer Motiven, Abbildungen von Tieren in grünen Wäldern, so wie es sie heute kaum noch gibt, und Malereien auch zur Metzgerei und der Familie. „Er zeigte das Leben von seiner freundlichen Seite, was seine Bilder so sympathisch macht“, sagte der HGV-Vorsitzende.

Franz Heberer nahm an zahlreichen Ausstellungen teil und schaffte es mit seinen Werken sogar unter die Preisbilder in der Sendung „Die Montagsmaler“ mit Frank Elstner. Für den Deutschen Sportbund entwarf er unter anderem Plakate.

„Mein Großvater hat auch Auftragsarbeiten übernommen und manche Motive mehrfach gemalt, wenn es so gewünscht war“, erinnerte sich seine Enkelin Petra Heberer anlässlich der Ausstellungseröffnung. Die gesamte Freizeit, die durch seinen Beruf rar gewesen sei, habe der Opa mit der Malerei verbracht, „ich bin damit aufgewachsen, ihn so zu sehen“.  scho

Die Ausstellung

„Franz Heberer“ zeigt das Haus der Stadtgeschichte, Eckgasse 3a, noch bis Sonntag, 21. April. Geöffnet ist sonntags und mittwochs am 7., 10., 14., 17. und 21. April jeweils von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung: vorstand@hgv-heusen stamm.de.