Neuer Fairteiler an Dr.-Horst-Schmidt-Halle eingeweiht Auf den Teller statt in die Tonne

Offiziell eröffnet: Lucas und Jannik (vorne von links) helfen Bürgermeister Tobias Wilbrand, das Band durchzuschneiden. Kerstin Albrecht vom Verein Foodsharing freut sich, dass der Fairteiler schon so gut angenommen wird. Bild: Strohfeldt

Egelsbach – Der große, graue Metallschrank ist gefüllt bis unters Dach: Mandarinen liegen neben Bananen, zwischen Äpfeln und Paprika finden sich auch ein paar Passionsfrüchte. Sogar geschnittenes Schwarzbrot und frische Kräuter gibt es, dazu Dinkelnudeln, Walnüsse, Mayonnaise-Tuben oder Pulver für Instant-Cappuccino. All diese Lebensmittel wären weggeworfen worden, wenn die Ehrenamtlichen des Vereins Foodsharing Landkreis Offenbach-West sie nicht gerettet hätten. Nun liegen sie im neuen „Fairteiler“ an der Dr.-Horst-Schmidt-Halle, an dem sich jeder kostenlos bedienen darf.

„Unser Ansinnen ist es, vor allem darauf hinzuweisen, wie viele Lebensmittel in der Tonne landen“, sagt Kerstin Albrecht, stellvertretende Vorsitzende von Foodsharing Landkreis Offenbach-West, bei der Einweihung des Fairteilers. Egelsbach sei bislang das „Stiefkind“ des Vereins gewesen, da die Gemeinde am Rand des Kreisgebiets liege. In den vergangenen Monaten habe man dort jedoch viele „Foodsaver“ – so nennen sich die ehrenamtlichen Essensretter – hinzugewonnen. „Das hat sich exorbitant entwickelt“, sagt Albrecht. Auch der Fairteiler an der Lutherstraße werde sehr gut angenommen. „Er wird mindestens einmal am Tag befüllt und ist immer binnen 20 Minuten leer“, sagt die stellvertretende Vorsitzende.

Christian Dillenburger ist einer der ehrenamtlichen „Foodsaver“, zwei bis drei Mal pro Woche fährt er Supermärkte, Bäckereien oder Gemüseläden an, um aussortiertes Essen zu begutachten und mitzunehmen. „Das ist mein neues Hobby“, sagt der 44-jährige Egelsbacher und lacht. Oft bringe er so viel von seinen Touren mit, dass gar nicht alles in den Schrank passe. „Dann stelle ich mich einfach an die Straße und verteile die Sachen. Wenn man die glücklichen Gesichter der Leute sieht – das ist den Aufwand wert“, sagt der Netzwerkinformatiker. Der Schrank mit kostenlosem Essen richtet sich explizit nicht nur an Bedürftige – der Zulauf hat durch die aktuellen Krisen aber deutlich zugenommen.

Die Einrichtung des ersten Fairteilers in Egelsbach kommt der Gemeinde gelegen bei ihren Bemühungen, die Nahversorgung im Ortskern nach der Schließung des Central Lebensmittelmarktes aufrecht zu erhalten. Weitere Ansätze sind der geplante Teo-Markt und ein Regiomat: Während die Eröffnung des autonomen Kleinstmarktes im Sommer auf dem Berliner Platz bereits beschlossene Sache ist, hatte die Gemeinde zunächst Probleme, Bestücker für den regionalen Verkaufsautomaten in der Volksbank-Filiale aufzutreiben. Doch nun seien drei Anbieter gefunden, sagt Bürgermeister Tobias Wilbrand (Grüne). Auch der Regiomat soll bis zum Sommer in Betrieb gehen.

„Keines dieser Projekte wird einen richtigen Nahversorger ersetzen können, aber sie können die Schließung ein wenig abfedern“, sagt Wilbrand. Es sei unrealistisch zu glauben, dass sich nach mehreren gescheiterten Versuchen noch mal ein Vollversorger im Ortskern ansiedele. Den Fairteiler hält der Rathauschef für eine „super Idee“, weil er auf die große Lebensmittelverschwendung aufmerksam mache. „Ich hoffe, dass der Schrank pfleglich von allen behandelt wird.“

Es gibt auch eine eigene Whatsapp-Gruppe zum Egelsbacher Fairteiler. Wer ihr beitreten möchte, kann das mithilfe eines QR-Codes tun, der am Schrank angebracht ist.
 msc