Waldweihnacht im Naturschutzgebiet mit Lämmerspieler Ensemble Jagdhornklänge für Afrika

Die Lämmerspieler Jagdhornbläser um Hermann Lotz (rechts) musizieren auf hohem Niveau. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Am Sonntag dürften die Spaziergänger im Naherholungsgebiet in Dietesheim die Lämmerspieler Jagdhornbläser schon von weitem gehört haben. Die von Thomas Sonnen, Hornist im Hessischen Rundfunk und Dozent an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt, trainierten Bläser, gehören zu den Guten ihres Fachs. „Seit 32 oder 33 Jahren“, so Vereinsvorsitzende Hermann Lotz nach, „spielen wir hier in der Adventszeit für einen guten Zweck“.

Der Ort ist ideal gewählt. Ob es regnet oder sogar mal schneit, das Dach der Grillhütte bietet Schutz. Nur Helmut Otto, der Alphornbläser aus Dietzenbach, hätte bei miesem Wetter eventuell Probleme bekommen, sein fast vier Meter langes Instrument in der Hütte unterzubringen. Kein Problem für Herbert Graf mit seiner Drehorgel, der ebenfalls vor den gut 100 Besuchern auftritt.

Auch Daniel Tybussek erscheint, der am Samstagabend noch mit einer Delegation aus Saint-Priest von den Feierlichkeiten zur 50-jährigen Städtepartnerschaft mit Mühlheim zurückgekehrt war.

Tybussek ist nicht nur Bürgermeister, sondern auch Vorsitzender des Vereins „Thiogo“ (Mühlheimer Freundeskreis Nouuna/Burkona Faso.

Früher übergaben die Lämmerspieler Jagdhornbläser die Einnahmen des Tages über mehrere Jahre dem Förderverein der Städtischen Klinik in Offenbach zwecks Unterstützung der Infrastruktur der Kinderabteilung. Als das Krankenhaus in private Hände fiel, löste sich der Förderverein folgerichtig auf.

Für die Klinik sprang „Thiogo“ ein, der Verein, der sich um Dinge wie Alphabetisierung und Trinkwasserversorgung in Nouna kümmert.

„Uns kommt es darauf an, dass jeder Cent dort landet, wohin er auch gehen soll“, begründet Hermann Lotz, warum sich „Thiogo“, das in der westafrikanischen Sprache Dioula soviel wie „wir tun, was wir können“, heißt, unter dem Aspekt glänzend eignet. Die Personal- und Verwaltungskosten liegen bei null.

Den Verein rief der Mühlheimer Ingenieur und Landschaftsökologe Thorsten Ehmann ins Leben, der die Gegend zum einen bestens kennt, weil er Mitte der neunziger Jahre dort zwei Jahre als Entwicklungshelfer arbeitete, zum anderen schaut er bis heute dort jährlich für mehrere Wochen vorbei.

Eines der Fotos am Stand, den Ehmann aufbaute, zeigt unter anderem den früheren Bürgermeister Bernd Müller und den Stadtverordneten Manfred Sondergeld zusammen mit Rosemarie Kempers vor deren Haus in Nouna. Die gelernte Krankenschwester kam als Entwicklungshelferin ins Land und lebt seit 35 Jahren dort. Kempers baute ein Krankenhaus auf und ist heute als ehrenamtliche Helferin Garantin dafür, das die Spenden etwa in die Ausbildung junger Männer zu Brunnenwarten fließen, die später in der Lage sind, Trinkwasserpumpen zu reparieren. Vielfach entwickeln sich Kleinigkeiten in Entwicklungsländern zum großen Problem. Geht an den modernen Brunnen etwas kaputt, stehen die oft Jahre lang still, weil sich mit der Technik niemand auskennt.

Die Lämmerspieler Jagdhornbläser nehmen für Erbsensuppe, Glühwein, Kaffee und Kuchen keine festen Preise. An den Ständen liegen Spendenboxen aus. Seit vier Jahren geht der Erlös an Thiogo. Zwischen 600 und 800 Euro kommen jedesmal zusammen. Wie viel es in diesem Jahr ist, kann Hermann Lotz einen Tag später noch nicht sagen, „das steht immer erst im Januar nach der Abschlussrechnung fest“.