STADTGALERIE Moritz Koch will mit Fotoinszenierungen zum Nachdenken anregen Brücke zwischen Fiktion und Realität

Mit seinen

Neu-Isenburg – Oldtimer aus den 60ern, zahlreiche Schauspieler und Requisiten – das alles auf einem inszenierten Foto: Es ist eine Welt mit ganz eigenen Maßstäben und Ansprüchen an ein Bild, in die der Fotokünstler Moritz Koch aus Mainz derzeit die Besucher der Stadtgalerie mit seiner gesellschaftskritisch geprägten Ausstellung „The Wake Up Call 2“ mitnimmt.

Seine Fotoproduktionen erinnern an große US-Filmsets der 60er Jahre. „Seit einigen Jahren konzentriere ich mich auf eine ganz besondere Art der Fotografie“, erzählt der 22-jährige Autodidakt. Detailverliebt inszeniert wie ein Gemälde werden dabei ganze Straßen zum Motiv – auch wenn das bedeutet, dass Moritz Koch sich manchmal wochenlang mit dem Einholen von Genehmigungen bei Behörden befassen muss.

Die Weite der Stadtgalerie-Räume über dem Bürgeramt gibt dem Betrachter genug Distanz, um die Bilder auf sich wirken zu lassen. „Kunst muss sich wieder mehr mit uns Menschen, der Gesellschaft sowie sozialen Problemen auseinandersetzen und darf nicht nur für eine kleine, elitäre Gruppe zugänglich sein, sondern für jede und jeden von uns“, sagt Koch. „Diese beiden Ziele sind mein Antrieb. Meine Kunst ist eine Einladung zum Nachdenken.“

Kochs Arbeiten befassen sich auch mit Zukunftsprognosen. Es soll um politische Themen gehen, um Schnelllebigkeit im Smartphone-Zeitalter, um menschliche Ideale und um den Klimawandel. Großen Wert legt der 22-Jährige auf die Kommunikation rund um die Bilder; beispielsweise mit einem 80-seitigen Katalog zur Ausstellung. Oder mit Verweisen zu Making-of-Videos.

Kochs Werke sollen auch durch ihre Ästhetik den Zugang zum Inhalt erleichtern: Auf den ersten Blick wirken die Welten heil und „schön“. Doch bei genauerem Blick auf die Details wird klar: Hier stimmt etwas nicht…

Nur eins von vielen im Bild „In happiness we die“ zu entdeckenden Details ist zum Beispiel der Statist am Straßenrand, dem die Stylistin für die Rolle des Metzgers Schweinenase und -ohren angeklebt hat. „Der Metzger, der selbst ein Schwein ist, das finde ich eine gute Metapher“, sagt Koch und zielt auf Kritik an gedankenlosem Fleischkonsum.

Die Isenburger Schau wurde verlängert und ist bis 11. Juni zu sehen.

Weitere Informationen gibt es unter studio-moritzkoch.de.
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