Erweiterung und Sanierung von Hugenottenhalle und Stadtbibliothek Dringlichkeit erneut angemahnt

So könnte das neue Bildungs- und Informationszentrum nach dem Umbau von Hugenottenhalle und Stadtbibliothek aussehen. Entwurf: Lengfeld & Wilisch/ Repro: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Unter Hugenottenhalle und Stadtbibliothek blubbert es, wo eigentlich alles dicht sein soll. Die Lüftungsanlage des Gebäudekomplexes entspricht nicht mehr den Anforderungen und energetische Defizite lassen sich der Abrechnung der Betriebskosten unübersehbar ablesen. Zudem besteht ein veränderter Raumbedarf für Veranstaltungen, zum einen für kleinere Events – manchmal könnte ein größeres Fassungsvermögen aber auch für mehr Buchungen sorgen. Sanierungen und Umbau sollen nun in einem „Aufwasch“ umgesetzt werden, wie Neu-Isenburgs Kulturdezernent Theo Wershoven im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Kulturbüros aufzeigte.

„Die Sanierungen von Kanal, Lüftungsanlage und Elektrik werden bald unumgänglich“, so Wershoven. Da mittlerweile auch einen entsprechende Raumanalyse für einen moderne Stadtbibliothek vorliegt, gibt es konkreten Handlungsbedarf. „Wenn wir schon so massiv in das Gebäude-Ensemble eingreifen, dann können wir es auch gleich so machen, dass es für zukünftige Anforderungen ausreicht“, betonte der Kulturdezernent. Dass man die Sanierung der am 13. Februar 1977 eröffneten Hugenottenhalle nicht weiter auf die berühmte lange Bank schieben kann, ist allen Entscheidungsträgern bewusst. Neu ist allerdings, dass Theo Wershoven möglichst viele „öffentliche und kulturelle Einrichtungen“ bündeln und im neuen Bildungs- und Kommunikationszentrum unterbringen will.

Dabei denkt der Dezernent für Sport und Kultur der Hugenottenstadt nicht nur an die Volkshochschule – diese agiert alleine an 23 verschiedenen Orten in der Stadt –, sondern auch an das Bürgeramt, das Stadtarchiv und die Stadtgalerie. Auch das Info-Café, das derzeit in der alten Schule und für Wershoven „zu abseits“ untergebracht ist, sowie eine Infostelle für soziale Angelegenheiten will der Kulturdezernent im zentralen Gebäude der Stadtmitte unterbringen. „Hier geht es nicht nur um die Nutzung von Synergieeffekten und eine effizientere Arbeitsweise, sondern auch um das Angebot für die Bürger, möglichst vieles an einem Ort vorzufinden“, so die Begründung von Wershoven.

Für die Realisierung soll der Kern der heutigen Gebäudestruktur erhalten, jedoch dem neuen Bedarf entsprechend ertüchtig und auch etwas erweitert werden. „Platz ist eigentlich genug“, verweist Wershoven auf eine geringfügige Ausweitung des Gebäudekomplexes gen Rosenauplatz oder auch über den Bereich der heutigen Gaststätte „Tonino“ hinaus. Dass die Ideen auf realistischen Möglichkeiten fußen, belegt eine Vorstudie des beauftragten Architekturbüros Lengfeld & Wilisch aus Darmstadt. „Wir haben drei Varianten vorliegen, die Mitte Februar dem Magistrat präsentiert werden. Danach sind die städtischen Gremien an der Reihe“, verriet Wershoven. Er hofft, dass eine Entscheidung noch in der ersten Jahreshälfte fällt. Für die Umsetzung des Projektes sieht Wershoven einen Zeitraum von drei bis vier Jahren als realistisch an.

Viel Geld wird das Vorhaben kosten. „Als preisgünstigste Variante stehen rund 25 Millionen Euro im Raum“, so Wershoven. Auch ein Abriss der Hugenottenhalle samt Stadtbibliothek und einen kompletten Neubau hat man in Betracht gezogen. „Dazu hat man uns wissen lassen, dass dann Kosten von 50 bis 60 Millionen auf uns zukommen würden“, verwies der Kulturdezernent auf noch größere Beträge, die nicht nur den Kämmerer wohl zu sehr schocken könnten. Somit stehen Umbau und Sanierung zur Debatte.

Eine lange Schließung der Hugenottenhalle und der Stadtbibliothek will man freilich vermeiden, dennoch seien Einschränkungen unumgänglich. Für kulturelle Veranstaltungen gebe es verschiedene Alternativen in der Stadt, allen voran das Bürgerhaus Zeppelinheim, die Museen oder auch Kirchen. „Für das Restaurant Tonino, das ja nicht nur von Isenburgern gerne besucht wird, müssen wir eine Lösung finden“, sagt Wershoven. Eine Möglichkeit wären „Gastronomie-Container“.

Noch völlig ungeklärt ist die Finanzierung des Großprojektes „Umbau Hugenottenhalle und Stadtbibliothek“. Wershoven zielte zwar auf verschiedene Fördermöglichkeiten infolge des Stadtumbaus ab, aber dennoch werde ein „großer Brocken“ an der Stadt selbst hängen bleiben. „Vielleicht können wir über die Gründung einer städtischen GmbH den Haushalt entlasten“, so der Kulturdezernent.

Auf der Wunschliste von Fachbereichsleiter Thomas Leber stehen zwei Modelle ganz oben. „Wir brauchen bei kleineren Veranstaltungen so etwas wie eine Kammerspielatmosphäre, denn wenn der große Saal nur halb besetzt ist, wirkt das ziemlich stimmungstötend“, so Leber. Andererseits könnte er aber auch mehr Großveranstaltungen an Land ziehen, diese erfordern jedoch eine Kapazität von 2.000 bis 3.000 Plätzen. Derzeit finden mit voller Bestuhlung 1.040 Gäste und unbestuhlt rund 1.800 Besucher im Hugenottensaal Platz. Die neusten Zahlen belegen einen (weiteren) leichten Rückgang um sechs Prozent, sodass die Jahresbilanz eine Belegung von 79,6 Prozent ausweist. „Die Konkurrenz in der Region wird immer größer, aber wir wollen kein Kongresszentrum werden“, so Leber.

„Wir sind eine prosperierende Stadt mit entsprechenden Ansprüchen und da sollte auch eine attraktive Stadtmitte dazu gehören“, so Wershoven deutlich. Er sieht das Projekt Umbau Hugenottenhalle und Stadtbibliothek in der Dringlichkeit noch vor der Realisierung der RTW.