Steffie Wetzel stellt ihre Fußballfibel „Kickers Offenbach – Fans schreiben für Fans“ vor Das geht ans Fan-Herz

Die Autorin Steffie Wetzel und der OFC-Vizepräsident Jörg Briel (links am Tisch) vor der Lesung aus der OFC-Fußballfibel. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Der Fußball lebt von den Geschichten, die um die epischen Siege und tragischen Niederlagen kreisen. Steffie Wetzel, Redakteurin beim Kickers-Fanmagazin Erwin, las am 2. November bei milden Temperaturen im Hof des Kickers-Fan-Museums aus ihrer Fußballfibel mit dem Titel „Kickers Offenbach – Fans schreiben für Fans“.

Jörg Briel, der Vizepräsident der Kickers, zeigt sich angetan vom Buch: „Erzählungen, die mir ans Herz gehen.“ Mit dem Verein und der Welt zufrieden kann sich an dem Tag kein Zuhörer fühlen. Am Abend zuvor hatte der OFC gegen Aufsteiger Bayern Alzenau im eigenen Station wieder mal eine Niederlage kassiert. „Ein Spiel, das uns wieder alles abverlangte“, konstatiert Steffie Wetzel. Trotz sieben Jahren bruchloser Viertklassigkeit, obwohl nach sieben Spieltagen so gut wie feststand, falls es nicht gegen den Abstieg geht, gibt es nur noch 27 Freundschaftsspiele, sahen knapp 6.000 Zuschauer dem Elend zu. Die Gegenwart ist trübe. Doch die Hoffnung auf Erlösung bleibt, dass es irgendwann gelingt, „weitere Erinnerungen zu schaffen“.

Die 53-Jährige liest zu Beginn aus dem Kapitel „Daher kommen doch die ganzen Emotionen“. Mit dem Satz fasste der damalige OFC-Spieler Ernst Wade die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft von 1959 zusammen. Der OFC hatte am 16. Mai gegen den HSV ein 0:2 zu einem 3:2 gedreht. Nach 29 Minuten lagen die Kickers mit zwei Toren zurück. Anschließend verletzte sich Hermann Nuber. Auswechseln durften die Trainer noch nicht: „Was dann geschah, war dem schon immer unbändigen Willen der Offenbacher geschuldet, niemals aufzugeben.“

In Unterzahl gelang der Ausgleich. Dann kehrte Nuber mit behandelter Platzwunde zurück und sorgte sechs Minuten vor dem Abpfiff für den Siegtreffer.

Trotz dieser Erfahrung verließen am 13. Juni 1959 im Spiel gegen Tasmania Berlin viele Zuschauer früh das Stadion. „Für einen harmlosen Zweikampf im Mittelfeld“ hatte der Schiedsrichter Spielmacher Helmut Sattler vom Platz gestellt. Bis vier Minuten vor dem Ende lagen die Kickers wieder 0:2 hinten. Hunderte Zuschauer verpassten die Mutter aller Kickers-Auferstehungen. Das Spiel endete 3:2. „Wie in Stein gemeißelt wird seitdem von Generation zu Generation Kickers-Anhängern weitergegeben, das Stadion niemals, wirklich niemals vor dem Abpfiff zu verlassen.“

Wetzel schreibt im Kapitel „Trilogie mit Flutlicht“ aus der Zeit, als der Verein beim Aufstieg aus der Oberliga in die damals drittklassige Regionalliga tonnenweise das Glück gepachtet hatte. Im Spiel gegen den 1. FC Pforzheim hatten es die Kickers 1997 geschafft, trotz Platzverweis bei Unentschieden-Stand in Führung zu gehen. In der Nachspielzeit erzielte ein Pforzheimer mit dem Namen „Incognito“ das 2:2, das die Offenbacher im Mannheimer Rhein-Neckar-Stadion über die Verlängerung retteten. Nach insgesamt sieben Schüssen an Pfosten, Latte, übers Tor und an Torwarthandschuhe gewann der OFC das Elfmeterschießen mit 2:1. „Siegtorschütze Oli Roth wurde kurzerhand durch einen Kuss von Ehrenpräsident Waldemar Klein geadelt“, skizziert die Autorin einen Moment nach dem Schlusspfiff.

Im selben Stadion standen den Kickers eine Woche später gegen FC Memmingen gleich mehrere Fußballgötter bei. Bei einem 2:3 fiel in der 89. Minute das Licht aus. Nach einer Stunde stand fest, das Match wird wiederholt: „Im Bengaloschein wurde gejubelt, als hätte man das Spiel gewonnen.“ Im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion gewann man am 10. Juni durch die Tore von Giuseppe Messinese mit 2:0. „Diese Nacht in rot-weiß blieb unvergesslich!“

Die unterhaltsam geschriebene Fußballfibel von Steffie Wetzel mit Texten und Bildern auf 120 Seiten ist beim Berliner Verlag Culturcon erschienen, kostet 12,99 Euro und gehört unter den Weihnachtsbaum eines Kickers-Fans.