Stabsstelle Digitalisierung arbeitet an „Smart City“ Schlaue Technik für Stadt und Bürger

Verfolgen das Ziel einer smarten Stadt (von links): Oberbürgermeister Felix Schwenke, die Digitalisierungsbeauftragte Anne Schwarz, Stadtbibliotheksleiterin, Nicole Köster, Marius Müller von der Stabsstelle Digitalisierung. Bild: schade

Offenbach – Smart sind längst nicht nur Handys oder Autos – auch die Stadt Offenbach will es werden. Vor zwei Jahren wurde die Stabsstelle Digitalisierung eingerichtet, die zwei Kernthemen hat: Die Digitalisierung der Verwaltung, indem etwa Dienstleistungen des Bürgerbüros online vereinbart werden können, und Smart City. Doch was bedeutet das genau?

Oberbürgermeister Felix Schwenke stellt klar: „Es geht nicht darum, irgendwelche Technologien auf eine Stadt zu werfen und zu sehen, was passiert. Sondern herauszufinden, welchen Nutzen Bürger davon haben.“ Als Beispiel nennt er die in diesem Jahr eingeführte „48-Stunden-Dreck-weg-Garantie“, bei der auf digitalem Wege Fotos von Dreckstellen im Stadtgebiet übermittelt werden und innerhalb von 48 Stunden beseitigt sein sollen. „Das hat einen konkreten Nutzen für die Sauberkeit“, erklärt Schwenke. Und von solchen Dingen soll es künftig noch mehr geben.

In einem Projekt, das bereits angelaufen ist, wurden fünf Bäume auf dem EVO-Campus mit einem Sensor versehen, der Temperatur und Feuchtigkeit unter der Rinde misst und dadurch per Ampelsystem ihren Zustand ermittelt – und ob eine Bewässerung notwendig ist. Steht die Ampel nicht mehr auf Grün, wird automatisch der ESO informiert, der somit passgenau anrücken kann.

Ein ähnliches System mit Sensoren an Mülleimern ist ein ausdrückliches Ziel der smarten Stadt. Die Behälter melden, sobald sie voll sind. „Dementsprechend kann der ESO seine Tourenplanung optimieren“, so Stabstellenleiterin Anne Schwarz. Das könne Zeit und Ressourcen sparen und diese an sinnvoller Stelle einsetzen. Eine konkrete Umsetzung steht aber noch nicht an, erstmal werden die Erfahrungen anderer Kommunen abgewartet. „Die Fördergelder sind an die Bedingung geknüpft, sich untereinander auszutauschen“, erläutert sie. „Wenn sich herausstellt, dass bestimmte Sensoren nach einem Monat kaputtgehen, kommen diese natürlich nicht in Frage.“

Um digitale Technologien nicht nur zu nutzen, sondern sie auch zu verstehen, bedarf es keines Informatikstudiums. So hat sich die Stabsstelle in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek vorgenommen, diese jedem zugänglich zu machen. „Es geht um Teilhabe in Richtung Technik“, beschreibt Bibliotheksleiterin Nicole Köster.

Mittwochs von 14 bis 18 Uhr ist der Makerspace im Dachgeschoss der Bücherei geöffnet. Dort wird getüftelt, Handwerkliches, Technisches, Digitales und Kreatives hergestellt.

Es gibt die Möglichkeit, Fotos, Dias, Schallplatten und Musikkassetten zu digitalisieren, es steht ein 3D-Drucker zur Verfügung.

Offenbach ist die einzige Stadt in Hessen, die ein „Jugend hackt Lab“ hat. Das offene Angebot richtet sich an Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren, die Programmieren lernen wollen, Codieren oder auch, ganz praktisch, Kabel zu reparieren. Mentoren stehen ihnen zur Seite. „Es geht darum, ihnen zu zeigen, wie sie sich selbst etwas erarbeiten können, wie sie ihre Lösungen finden. Dabei wollen wir keine Schule sein, der Spaß steht im Vordergrund“, so Köster.

Dass „hacken“ meist für eine kriminelle Tätigkeit gehalten wird, ist den Machern bewusst. „Aber tatsächlich bedeutet es, genau hinzuschauen und sich mit einem System auseinanderzusetzen“, erklärt Marius Müller, der sich mit Anne Schwarz die Leitung der Stabsstelle teilt. Mikrocomputer wie Raspberry Pi gehören zum Inventar des „Labs“, das einmal im Monat samstags geöffnet hat und sich beim nächsten Mainuferfest am 17. und 18. Juni vorstellt.

Auch „Smart City“ wird beim Fest einen Stand haben. Wie bei der bereits abgeschlossenen Mitmachausstellung im Rathauspavillon können Bürger ihre Vorstellungen und Wünsche in Bezug auf Stadt und Digitalisierung formulieren. Diese sollen mit einfließen in die Erstellung der Open-Smart-City-App, deren Pilotversion Ende des Jahres erscheinen soll. Es beteiligen sich vielfältige Akteure, unter anderem der Seniorenrat. Denn profitieren sollen alle Bürger – selbstverständlich auch die älteren.

Von Veronika Schade