Opel-Zoo holt neuen Bullen und stellt Zucht-Programm um „Herzensbrecher“ Timon

Der Giraffenbulle Timon in einem Gehege nach seiner Ankunft im Opel-Zoo Bild: Archiv Opel-Zoo

Taunus (red) – Lange Beine, stattlicher Körper, selbstbewusster Blick – Timon macht schon rein optisch einiges her. Er ist ein Typ, bei dem die Damenwelt im eigentlichen Sinne des Wortes einen langen Hals machen dürfte. Genau aus diesem Grund ist der Single ja auch in den Taunus gezogen.

Lebte er bislang mit seinen Kumpels im holländischen Beekse Bergen in einer Art Junggesellen-WG, so soll er jetzt im Taunus sesshaft werden und vor allem für Nachwuchs sorgen. Dafür haben die Verantwortlichen des Opel-Zoos den Netzgiraffen-Bullen aus einem niederländischen Safari-Park nach Kronberg geholt. Am 28. März ist der Ende 2014 im tschechischen Brno geborene Timon angekommen – offensichtlich auch bei den „lekker meisjes“ von nebenan.

Der erste Schnupperkontakt mit den weiblichen Netzgiraffen, darauf weist der Tierpark in einer Mitteilung hin, habe durch die Gitterstäbe bereits stattgefunden, und auch das Zusammentreffen verlaufe bislang problemlos.

Nach dem überraschenden Tod von Zuchtbulle Gregor im Jahr 2019 gibt es damit wieder einen Herrn im Giraffenhaus. Allerdings einen von anderer Art. Gregor war eine Rothschildgiraffe, Timon ist eine Netzgiraffe. Damit der erhoffte Nachwuchs da nicht etwa aus der Art schlägt, hat der Opel-Zoo seine beiden weiblichen Rothschildgiraffen Katharina und Maud am 20. und 22. März nach Berlin „transferiert“, wo sie im dortigen Tierpark auf einen männlichen Artgenossen namens Jabulani treffen.

Nach über 30 Jahren sehr erfolgreicher Haltung und Zucht von Rothschildgiraffen, darauf verweist der Opel-Zoo, schließe sich jetzt der Kreis. Indem man in Kronberg wieder die Haltung von Netzgiraffen in den Fokus rücke, kehre man zugleich zu den Anfängen des Tierparks zurück. Denn mit dieser Art begann 1961 die Giraffenhaltung im Taunus, die – mit einer kurzen Unterbrechung Mitte der 70er Jahre – bis heute andauert.

Für die Umstellung der Zuchtgruppe im Zoo baut man in Kronberg auf Unterstützung aus dem Badischen. Schon seit Ende 2021 sind drei weibliche Netzgiraffen aus dem Karlsruher Zoo vorübergehend im Opel-Zoo untergebracht, da sie sich durch Umbauarbeiten in ihrem eigentlichen Domizil beeinträchtigt fühlten.

Zwei der Kühe – Nike und Wahia – werden noch in diesem Jahr wieder nach Karlsruhe zurückgehen. Die dritte, Maja, bleibt im Taunus – gemeinsam mit Timon und einer zweiten Netzgiraffenkuh, die in Kürze in den Opel-Zoo kommen soll.

„Wir werden dann hoffentlich viele Jungtiere haben, um den Bestand der Netzgiraffen in den europäischen Zoos zu erhöhen“, unterstreicht Jörg Jebram in der Mitteilung des Opel-Zoos. Jebram ist Zuchtbuchkoordinator für Giraffen im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und Kurator im Opel-Zoo.

Giraffen, das unterstreicht der heimische Tierpark, gehörten zu den in ihrem Bestand bedrohten Tierarten, deren Zucht in zoologischen Gärten in sogenannten Ex-situ-Programmen koordiniert werde. Auf wissenschaftlicher Basis empfiehlt Jörg Jebram, welche Individuen in welchem europäischen Zoo gehalten werden und welche für weiteren Nachwuchs sorgen sollten.

Die Population der Netzgiraffen im nördlichen Afrika ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen auf derzeit nur noch rund 11.000 Tiere. Sie werden von der Weltnaturschutzbehörde IUCN als „stark gefährdet“ eingestuft und damit zwei Kategorien höher als die der Rothschildgiraffen (potenziell gefährdet). Im EEP gibt es aktuell 140 Netzgiraffen und die Zucht soll wieder intensiviert werden.