Konferenz der Ministerpräsidenten 1949 Königstein, Schauplatz deutscher Geschichte

Heute ist die Villa Rothschild ein Hotel. Bild: Stadtarchiv

Königstein (red) – Im kommenden Jahr feiert Deutschland das 75-jährige Bestehen des Grundgesetzes. Eine wichtige Station auf dem Weg dahin bildet Königstein, wo im März 1949 in der Villa Rothschild, dem „Haus der Länder“, eine Konferenz der westdeutschen Ministerpräsidenten und der Bürgermeister der Stadtstaaten stattfand. Sie brachte den Prozess der Erarbeitung des Grundgesetzes zu einem erfolgreichen Abschluss.

Das Stadtarchiv wird mit einer Ausstellung dieses Ereignis Revue passieren lassen. Zwar war Königstein bei der Gründungsgeschichte der westdeutschen Demokratie nur ein Schauplatz von mehreren. Doch unter ihnen nimmt die Villa Rothschild eine besondere Stellung ein. Die Residenz der jüdischen, aus Frankfurt stammenden Bankiersfamilie Rothschild war vor 1933 mit ihren Gästen aus dem Hochadel, der Industrie und dem Kulturleben Glanzstück der Kurstadt Königstein.

In der NS-Zeit wurde sie enteignet, ausgeraubt und von NS-Organisationen genutzt. Der Schritt zur Neugründung der demokratischen Rechtsordnung hätte an keinem sinnfälligeren Ort stattfinden können. Als Schauplatz des Verbrechens, der zum Ort der entstehenden Demokratie wurde, steht die Villa für Zerstörung und Wiederaufbau der Rechtsordnung in Deutschland und besitzt damit eine Bedeutung, die weit über den regionalgeschichtlichen Rahmen hinausreicht.

Die Ausstellung dokumentiert Diskussionen der Ministerpräsidenten und des Parlamentarischen Rates, der in Bonn die Verfassungsstrukturen für das westliche Nachkriegsdeutschland ausarbeitete. Sie lässt manche der Protagonisten zu Wort kommen und widmet sich auch den Einwänden der Alliierten, die im Frankfurter IG-Haus, dem heutigen Sitz der Goethe-Universität, den Auftrag zum demokratisch-föderalistischen Aufbau der Länder der westlichen Zonen gegeben hatten.

Der Tagungsort selbst soll in der Ausstellung eine wichtige Rolle spielen. Am Beispiel Königstein dokumentiert sie mit der Enteignung der jüdischen Eigentümer, ihrer Vertreibung und Entrechtung die NS-Vorgeschichte des neu entstehenden Grundgesetzes.