„Schatzungs-Buch“ von 1769 ist wieder da Sensation in Neuenhain

Haben viele bekannte Namen entdeckt: Stadtarchivarin Dr. Christine Schalles, HGV-Schriftführer Dr. Rolf Streicher, Vorsitzender Klaus Plösser, Bürgermeister Dr. Frank Blasch, HGV-Kassenwart Günter Sieper und 2. Vorsitzender Jürgen Butzer (v. l.).

Bad Soden (red) – Per Zufall wurde der Historische Verein Bad Soden auf eine Auktion im Internet aufmerksam. Darin ging es um ein Buch, das sich mit Neuenhain beschäftigte. Der benachrichtigte Vorsitzende des Heimatgeschichts-Verein (HGV) Neuenhain, Klaus Plösser, erkannte sofort, dass es sich um das Schatzungsbuch von 1769 handelte. Der Verein beteiligte sich in Absprache und mit Unterstützung des Bad Sodener Stadtarchivs an der Auktion. Mit Erfolg: Jetzt ist das Buch wieder „zu Hause“.

Das bis Anfang des 19. Jahrhunderts geführte Werk ist unter anderem in der Chronik des Heimatforschers Pfarrer Otto Raven abgebildet. Es war einst Teil des Gemeindearchivs Neuenhain, wurde seit langem vermisst und galt als verloren. Für den Heimatgeschichts-Verein Neuenhain ist das Wiederauftauchen des Folianten und sein Erwerb eine „Sensation“.

Offenbar wurde es Anfang der 1970er-Jahre entwendet, denn der Besitzer, der es über ein Auktionsportal in den Niederlanden anbot, hatte es von jemandem angekauft, der es auf dem Flohmarkt entdeckt hatte.

In dem Folianten findet sich eine Bestandsaufnahme aller Grundstücke und Hofreiten der Neuenhainer Einwohner ab dem Jahr 1769. Neben dem Namen des Besitzers werden die verschiedenen Gebäude wie Wohnhaus, Stall, Scheune und die Namen der Nachbarn aufgeführt. So lässt sich nicht nur ermitteln, wem was gehört hat, sondern auch, wo der Betreffende gewohnt hat.

Es werden 78 Hofreiten genannt, die eine Steuerabgabe aufbringen mussten. Nicht aufgelistet wurden – weil steuerbefreit – Kirchengüter, Herrschaftsgüter, freie adlige Güter und der Besitz von Klöstern. Im Dorf lebten damals etwa 300 Einwohner. Es war von einer Hainbuchenhecke umgeben und nur in der Nähe des heutigen Bürgerhauses war eine Pforte vorhanden, um in das Dorf hinein und hinaus zu gelangen.

„Es handelt sich um ein unersetzbares Zeitdokument“, erklärt Klaus Plösser, „es enthält wertvolle und einmalige Informationen zur Geschichte Neuenhains“. Auch heute entsprächen die Grundstücksgrenzen im inneren Ortskern noch weitgehend den Grenzen von vor 250 Jahren. Auch Bürgermeister Dr. Frank Blasch freut sich über das erworbene Buch, das er gemeinsam mit einigen Neuenhainer Heimatforschern im Rathaus begutachtete. „Es bereichert unsere Kenntnisse und Einblicke in die Dorfgeschichte.“

Der Neuenhainer Heimatgeschichts-Verein hat die handgeschriebene Publikation dem Bad Sodener Stadtarchiv geschenkt, das die Historie aller drei Stadtteile bewahrt. So wird das fast 1.000 Seiten umfassende Kleinod wieder mit den restlichen Neuenhainer Archivalien vereint. Begeistert darüber ist auch die Leiterin des Stadtarchivs Dr. Christiane Schalles, „weil wir nicht viele Originale aus dem 18. Jahrhundert besitzen. Die meisten Archivalien im Stadtarchiv stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.“