Auf dem Rad die Einheit Europas verdeutlichen Ausstellung „Euride“ im Büro Center Nibelungenplatz

Sekt zur Vernissage: Thomas John, Robert Seele und Kai Menze vor dem Bild von der Bushaltestelle auf der zweiten Tour nach Warschau. Foto: Faure

Nordend (jf) – Inzwischen hat Thomas John gut Lachen, die Anstrengungen der letzten Tour liegen seit mehr als fünf Wochen hinter ihm. Er freut sich über die 25 schönen Fotografien von Sabrina Kral, die in einer kleinen Ausstellung in der ersten Etage des Büro Centers Nibelungenplatz (BCN) zu sehen sind.

Die Idee „Euride“ von Thomas John und Johannes Rosenberger sollte „auf sportliche Weise die Einheit Europas“ verdeutlichen. Vom zentral gelegenen Frankfurt ging es an vier Wochenenden im Sommer nach Caen im Westen, Warschau im Osten, Göteborg im Norden und Rom im Süden. Andere Rennfahrer begleiteten die Initiatoren für 30, 50 oder auch 1000 Kilometer. Der Start erfolgte zur feierlichen Gründungsveranstaltung des Center for Applied European Studies an der Frankfurt University of Applied Sciences am 10. Juni. Mit viel Beifall wurden John und Rosenberger verabschiedet, ein Dutzend Rennfahrer schlossen sich ihnen für eine kleine oder größere Strecke auf der 1151 Kilometer langen Tour bis in die französische Hochschulstadt Caen an. Letztes Ziel dieser ersten Europafahrt war der Omaha Beach, an dem am 6. Juni 1944 US-amerikanische Truppen landeten.

Tour war nichts für Sonntagsradler

„Natürlich gab es eine Struktur, einen ziemlich strengen Zeitplan – sonst kann man solche Strecken nicht bewältigen“, sagt Kai Menze, der alle Strecken mitgefahren ist. Und es gab eine gute Seele im Hintergrund: Nina Malzer. Sie hat sich um alles gekümmert, ist im Begleitfahrzeug mitgereist. Die Tour war nichts für Sonntagsradler, die Männer saßen von vier Uhr früh bis Mitternacht auf dem Rad. Da musste man schon fit sein.

„Die Ausstellung ist gut zusammengestellt, sie zeigt Landschaft, Ruhe – wie auf der Fähre nach Göteborg, wo man schlafen konnte – herausfordernde Passagen wie den Splügen-Pass von der Via Mala in der Schweiz zum Comer See in Italien“, lobt Thomas John. Dann bleibt die kleine Gruppe vor dem Bild stehen, auf dem fünf Rennradfahrer auf einer Bank in einer Bushaltestelle sitzen. Die Betrachter lachen genauso wie die Männer auf dem Bild. Der Unterschied: Als das Foto entstand, waren es noch 99 Kilometer bis Warschau, die Anstrengung von knapp 1.000 gefahrenen Kilometern ist den Sportlern anzusehen. Trotzdem sind sie gut drauf, haben Spaß. Thomas John, Robert Seele und Kai Menze – zur Vernissage stehen sie mit einem Sektglas vor dem Bild –erinnern sich genau an diesen Moment. „Warschau war die schlimmste Strecke, das Kopfsteinpflaster auf den Straßen war echt hart“, sagt Kai Menze.

Europa im wahrsten Wortsinn erfahren

Dann werden andere Episoden wieder lebendig; ein Hotel in Wroclaw, am Ende des Flurs saßen alle in der Nacht und haben kalte Nudeln gegessen – der Hunger war zu groß. „Es war eine Challenge, und das bedeutet eben wenig Luxus“, erklärt Thomas John, „es war schon groß, anzukommen.“ Auf den insgesamt über 47.000 Kilometern ist nichts Schlimmes passiert. Aber viele neue Bekanntschaften haben die Rennradsportler gemacht, haben Europa im wahrsten Wortsinn erfahren. „Der Reiz war die Strecke, die Landschaft macht viel aus für die Motivation“, bemerkt Kai Menze. „Und natürlich wurden wir von der Frankfurt University unterstützt, sie stellte die Begleitfahrzeuge und die Ausrüstung zur Verfügung“, ergänzt Thomas John.

Auf euride.de sind die einzelnen Etappen nachlesbar. Ob es 2017 eine Fortsetzung dieser ambitionierten Erkundung Europas gibt, hängt davon ab, ob sich Sponsoren finden. Lust dazu jedenfalls hätten die Sportler. Die Ausstellung im Rahmen von „Campuskultur“ ist bis zum 18. November während der Öffnungszeiten des BCN am Nibelungenplatz 1 genau gegenüber des Uni-Campus’ zu sehen.