Wohnungslose Männer fotografierten mit besonderem Blick auf Frankfurt Eine Stadt für alle

Der Flughafen ist groß genug, um darin als Wohnungsloser nicht aufzufallen. Allerdings muss man eine Menge beachten, damit das funktioniert. Foto: Faure

Nordend (jf) – Der Platz vor dem prächtigen schmiedeeisernen Eingangstor zum Günthersburgpark wurde schon mehrfach für Fotoausstellungen genutzt. Zurzeit ist dort bis zum 12. September eine besondere Exposition zu sehen: Wohnungslose Männer fotografierten zum Thema „Wer wohnt wie in Frankfurt?“.

Das Howard-Philipps-Haus und das Historische Museum entwickelten die Idee im Rahmen der Sommertour 2016.

Der Frankfurter Verein für private Hilfe an Gefährdeten ist Träger des Howard-Philipps-Hauses in der Eschenheimer Anlage. Seit 1955 kümmert sich der diakonische Verein um wohnungslose Männer, das Haus bietet Obdach in vollmöblierten Einzelzimmern.

„Während meines Studiums bin ich chronisch physisch krank geworden und konnte nicht weiter studieren. Meine Wohnung habe ich aufgrund einer Eigenbedarfskündigung verloren … Heute sehe ich viel deutlicher in unmittelbarer Nähe die Gegensätze von Armut und Reichtum in Frankfurt. Ich habe erlebt, wie schnell es geschieht, dass man ganz unten sein kann“, schreibt Haile.

„Ich musste meine Wohnung kurz vor Weihnachten verlassen. Es folgte eine dreimonatige Odyssee als Obdachloser durch Frankfurt … Am schlimmsten war es, nicht zu wissen, wohin ich gehen sollte und die Nacht verbringen konnte“, berichtet Holger.

„Nach meiner Ausbildung habe ich über zehn Jahre am Frankfurter Flughafen gearbeitet, wurde dann aber leider gekündigt. In der Folge verlor ich meine Wohnung. Ich war länger als ein halbes Jahr obdachlos und habe am Flughafen geschlafen … meine Plätze und Routen habe ich ständig gewechselt, um nicht aufzufallen“, erzählt Murat.

„Ich war verheiratet und habe drei Kinder. Aufgrund der Trennung musste ich die gemeinsame Wohnung verlassen. Mangels Alternative habe ich ein Jahr lang vor allem im Auto geschlafen. Ich habe mich sehr geschämt, dass mein Leben so tief runtergegangen war“, erklärt Ramin.

In Frankfurt, so wird auf einer Tafel erläutert, leben etwa 2.400 Menschen ohne eigene Wohnung. Sie werden von der Stadt in Notunterkünften, Containern, Wohnwagen, Hotels und Heimen untergebracht. Etwa 200 Menschen leben auf der Straße, weil sie eine Unterbringung aus persönlichen Gründen ablehnen, ihre Rechte nicht kennen oder solche Angebote aus sozialrechtlichen Gründen nicht erhalten.

Die Ausstellung konfrontiert mit einem Thema, das nicht angenehm ist. Sie fordert auf, genau hinzuschauen, denn „Stadt für alle“ ist längst nicht Realität, sondern eine Vision.