300 Menschen in Frankfurt obdachlos
Betroffen sind in Frankfurt rund 300 Personen, die keine Unterkunft haben, von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen. Sie schlafen in Nischen im Hauptbahnhof, am Flughafen, vor Geschäften, in S-Bahnstationen. In Frankfurt sind alleine im Bereich der Zentralen Vermittlung von Unterkünften rund 7600 Personen registriert, die in verschiedenen Unterkünften leben, unter ihnen rund 4700 Geflüchtete. Wohnungslose Frauen und Männer sowie Menschen, die wenig zum Leben haben, finden Unterstützung bei der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Alleine im Weser-5-Diakoniezentrum im Bahnhofsviertel wurden die Angebote des Tagestreffs im vergangenen Jahr rund 28.000 Mal genutzt. Mehr als 4300 Kontakte zu Menschen, die auf der Straße leben, hatte die Aufsuchende Sozialarbeit des Diakoniezentrums.
Einer von ihnen ist John Thomas Hall. Der 57-jährige Brite ist das Gesicht der diesjährigen Spendenkampagne der Diakonie mit dem Motto „Das wär’s!“. Im Weser-5-Diakoniezentrum hat er gegessen, sich ausgeruht, Bücher ausgeliehen, mit Sozialarbeitern gesprochen. „Es sind gute Orte“, sagt Hall über die Einrichtungen der Diakonie. Er braucht nicht viel zum Leben, sagt Hall, der sich als „Reisender und politischer Aktivist“ bezeichnet. Aber einen Wunsch hat er: „Don’t fear me – habt keine Angst vor mir“.
Eine Szene hat sich tief in ihm eingegraben: „Ich ging über einen Platz, auf dem Leute saßen, und alle haben ihre Taschen festgehalten, als ich vorbeiging. Aber nur, weil wir auf der Straße leben, sind wir noch lange keine Kriminellen.“
Wohnungslose werden herabgewürdigt
Auch die Armutsforscherin Professorin Susanne Gerull berichtet im Interview zum Auftakt der Kampagne von einer „jahrhundertealten Tradition der Herabwürdigung wohnungsloser Menschen“. Gerull hört von obdachlosen Menschen, dass die Leute ihnen wenigstens ins Gesicht gucken sollen, und nicht weggucken, wenn sie sie sehen. „Es ist für Menschen, die sichtbar wohnungslos sind, ganz dramatisch, wenn sie nicht gesehen werden“, sagt Susanne Gerull.
Wohnungslosigkeit ist eine gravierende Form von Armut
Diakoniepräsident Ulrich Lilie spricht in seinem Beitrag für die Spendenkampagne der Diakonie darüber, dass „Wohnungslosigkeit eine der gravierendsten Formen von Armut ist: „Gerade bei Straßenobdachlosen beobachten wir eine starke Verelendung, an die wir uns als Gesellschaft, als Kirche und Diakonie niemals gewöhnen dürfen.“
Jede noch so kleine Spende hilft, sagt Markus Eisele, Diakoniepfarrer und Theologischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach, in seinem Aufruf für die Spendenkampagne: „Wohnungslose Menschen sind Teil unserer Gesellschaft. Sie brauchen Wärme und Schutz. Wir von der Diakonie unterstützen sie.“ Und: „Jede noch so kleine Spende hilft. Danke für Ihre Nächstenliebe, damit Menschen in Not erleben: Wir werden gesehen und nicht vergessen.“ Infos online auf diakonie-frankfurt- offenbach.de. Spendenkonto: Diakonie Frankfurt und Offenbach, DE 11520604100104000 200, BIC GENODEF1EK1, Stichwort: Obdachlosenhilfe 23.