Astrid H. wohnt ganz oben im vierten Stock. „Ich bin hier gut aufgehoben“, sagt sie. Und meint nicht nur die erste eigene Wohnung nach zwei Jahren, für die sie einen Nutzungsvertrag mit dem Diakonischen Werk abgeschlossen hat. Sie meint auch die Sozialarbeiterin, „die immer erreichbar ist.“ Eigentlich hat die 50-Jährige einst OP-Schwester gelernt. Mit Mitte 30 begann sie, Drogen zu konsumieren, inzwischen ist sie substituiert, aber sie hat keine Chance, in ihren Beruf zurückzukehren.
„Früher hatte ich meinen eigenen Kiosk“, erzählt die gebürtige Frankfurterin, sie arbeitete mehrere Jahre als Thekenkraft in Kneipen, bis sie vor zwei Jahren über Nacht alles verlor, was sie sich aufgebaut hatte: Die Wohnung hatte ihr Chef zur Verfügung gestellt, sie zahlte Miete und Kaution, aber immer, wenn sie ihren Namen auf das Klingelschild klebte, riss er ihn wieder ab: „Ich dachte, er spielt mit mir“, sagt Astrid H. Bis sie eines Tages ihre Sachen im Hof des Hauses fand und erfuhr, der Chef müsse jetzt selbst in die Wohnung ziehen. Die Kneipe wurde von einem Tag auf den anderen geschlossen, der Job war ebenfalls weg. „Ich habe von dem Zeitpunkt an alles schleifen lassen, ich hab mich aufgegeben, ich hab mal hier, mal da bei Bekannten geschlafen, ich war so enttäuscht, ich hätte nie gedacht, dass mich jemand so betrügt.“
Astrid H. hat inzwischen wieder Mut gefasst, „ich will mir wieder einen Job suchen, ich brauche was zu tun für meinen Kopf.“ Der Sozialdienst Wohnen und Betreuen des Diakonischen Werkes koppelt das Wohnen in den Apartments an die Beteiligung der Frauen, ihr Leben zu ordnen. Astrid H. ist zuversichtlich, sie hat eine gute Basis, um alles zu schaffen.
Noch sind die 38 Apartments in der Nähe der Konstablerwache nicht komplett belegt, aber „der Bedarf ist sehr groß“, sagt Mehri Farzan, die Leiterin des Sozialdiensts Wohnen und Betreuen. Wohnungslose Frauen ab 21 Jahren in prekären Lebenssituationen, die die Unterstützung des betreuten Wohnens in Anspruch nehmen können, erhalten einen Nutzungsvertrag für zwischengenutzten Wohnraum. Drei größere Apartments mit jeweils zwei Zimmern sind für Mütter mit Säuglingen oder kleinen Kindern gedacht. Das Angebot richtet sich auch an Trans*- und intersexuelle Personen. Sozialarbeiterinnen stehen für Beratungs- und Informationsgespräche zur Verfügung, ihr Büro im Haus ist montags bis freitags von acht bis 17 Uhr besetzt. In Krisen finden die Bewohnerinnen rund um die Uhr Unterstützung.