Oberbürgermeister Peter Feldmann besuchte Elisabethenschule „Es war richtig, Druck zu machen“

Peter Feldmann steht den Schülern Rede und Antwort. Foto: Faure

Nordend (jf) – Bereits zum dritten Mal war Oberbürgermeister Peter Feldmann in der Elisabethenschule – diesmal auf Einladung der Schülervertretung. 2013 überzeugte sich das Stadtoberhaupt vom dringenden Sanierungsbedarf der Schule, 2014 eröffnete er die Pavillons für den Übergangsbetrieb, der voraussichtlich bis Januar 2019 dauern wird. Nun stellte er sich den Fragen der Schüler aus der Stufe 11. Im Vorgespräch erzählte der 1958 geborene Feldmann aus der eigenen Schulzeit: „Wir wurden noch mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke gestellt.“ Längst vorbei. Die Probleme der knapp 1000 Lernenden aus 58 Nationen in der Elisabethenschule liegen ganz woanders. „Unsere Bildungseinrichtung ist das einzige Gymnasium in Frankfurt mit einer Intensivklasse für Schüler ohne Deutschkenntnisse“, erklärte Schulleiter Stefan Neureiter. Außerdem sei man auf einem guten Weg zur Ganztagsschule, habe Antrag auf Profil 2 – fünf Tage, neun Zeitstunden, freiwillige Teilnahme – gestellt. An der „Eli“, wie die Schule kurz genannt wird, ist Spanisch die erste Fremdsprache.

„Alles, was an dieser Schule passiert, steht für die Stadt. Die ‚Eli’ hat sich nicht einschüchtern lassen und ging 2013 auf die Straße, um auf die katastrophalen baulichen Zustände hinzuweisen und Druck zu machen. Das war richtig, dafür bin ich der Schule dankbar“, stellte Feldmann fest.

Nach den Kommunalwahlen konstituiert sich die Stadtregierung gerade neu, bis Juni, so versprach der Oberbürgermeister, werde es eine neue Schuldezernentin geben. „Der Prozess der Verwaltung in Frankfurt ist komplett aus dem Ruder gelaufen. Ich hoffe, dass uns der Neuanfang gelingt“, fügte er hinzu. Dazu sei parteiübergreifendes Handeln notwendig.

In der Fragerunde wollten die Schüler wissen, wie es mit der Kriminalität in Frankfurt steht. „Wir sind besser geworden – allerdings aufgrund einer veränderten Statistik. Nun werden beispielsweise Zolldelikte, die am Flughafen passieren, nicht mehr mit in die städtische Kriminalstatistik aufgenommen. Dass allerdings viele Haftbefehle in Hessen nicht vollstreckt werden, geht gar nicht“, antwortete Feldmann.

Er wies auf den hohen Migrantenanteil – 48 Prozent in Frankfurt, an den Schulen weitaus mehr – hin. „Das ist jedoch für die seit Hunderten von Jahren als Händlerort gewachsene Stadt normal. Ausgrenzung und Vorurteile sind geschäftsschädigend, das weiß man schon lange.“ Die Mentalität Frankfurts drücke sich auch in der Sprache aus: Zugewanderte werden als „Eingeplackte“, nicht als „Fremde“ bezeichnet.

„Was kann man gegen Fluglärm unternehmen?“, lautete eine andere Frage. „Ich habe selbst mehrmals bei Fluglärmgegnern übernachtet und festgestellt, dass die Situation eigentlich unerträglich ist“, sagte der Oberbürgermeister. Man versuche, Lärmobergrenzen in den Randstunden zu definieren. „Viel ist möglich, um den Fluglärm zu reduzieren“, erklärte Feldmann, der sich auch für die Ausweitung des Nachtflugverbots einsetzt. „Es sind keine rein technischen Fragen. Es ist eine Frage der Menschlichkeit“, betonte er.

„Warum dauert das Asylverfahren in Deutschland so lange?“, wollte eine Schülerin wissen. „Die Verfahrensstrukturen machen viel kaputt und müssen verkürzt werden“, bestätigte der Oberbürgermeister. „Mit vier Stunden Deutschunterricht täglich ist die Integration nicht zu schaffen“, unterstrich er.

„Die Drogenszene am Hauptbahnhof wächst. Was kann man dagegen unternehmen?“, lautete eine weitere Frage. Trotzdem sei eine positive Tendenz im Bahnhofsviertel spürbar. Doch in den Seitenstraßen sei das noch nicht angekommen, man müsse da weiter arbeiten. „Diese Prozesse dauern. Wenn sich die Lebensqualität eines Quartiers verbessert, steigen die Mieten. Wir wollen auch im Bahnhofsviertel eine gute Mischung“, antwortete der Oberbürgermeister.

„Verdrängen die Flüchtlinge nicht die Obdachlosen aus ihren Unterkünften?“, vermutete ein Schüler.

„Wir würden uns wünschen, dass die Obdachlosen ihre Unterkünfte nutzen. Viele lehnen das aber ab. Ich war selbst mit dem Kältebus unterwegs, die Fahrten haben mich frustriert, weil ich keinen Obdachlosen überzeugen konnte, Hilfe anzunehmen und in einer Unterkunft zu übernachten“, berichtete Feldmann.

Zurzeit seien 7000 Flüchtlinge in Frankfurt untergebracht. „Sicher gibt es auch Probleme, aber wir werden mit diesem Anteil von 0,1 Prozent der Bevölkerung ganz bestimmt nicht ‚überrollt’“, verdeutlichte der Oberbürgermeister.