Live Talk im Zoo mit Direktorin Christina Geiger Zookunft mit Gebrüll

Live-Talk im Frankfurter Zoo: Naturschutzreferent Marco Dinter und Zoodirektorin Christina Geiger. Bild: Faure

Ostend (jf) – Zu Beginn des Talks im Außenbereich zwischen Ukumari-Land und der im Bau befindlichen neuen Löwenanlage im Frankfurter Zoo hat nicht die Zoo-Chefin, sondern der König der Tiere das Sagen – respektive Brüllen. „Wir warten mal ab, bis er sich beruhigt hat“, meint Christina Geiger. Seit 15. Februar 2022 leitet sie das Areal für 5300 Tiere in 467 Arten. Beim ersten Zoo-Talk unterhält sie sich mit Naturschutzreferent Marco Dinter, zieht Bilanz, blickt in die Zukunft und beantwortet Fragen.

Im Juli 2022 starteten die Arbeiten für die erweiterte Außenanlage der Löwen. „Wenn sie fertig ist, bietet sie den Tieren fast doppelt so viel Platz. Zurzeit befinden sich die Löwen im Hintergrund, sind aber deutlich zu hören“, meint Geiger. Sie rechnet im Herbst dieses Jahres mit der Fertigstellung des Areals.

Bereits fertiggestellt ist die Mangroven-Anlage im Exotarium. Dort wohnten früher die Pinguine. „Es passiert viel hinter den Kulissen. Und die in die Jahre gekommenen Anlagen halten manche Überraschung bereit“, bemerkt die Direktorin. Die ersten Reptilien sind bereits in die 66 Quadratmeter große Anlage eingezogen.

Schon im April 2022 bekam der Zoo Frankfurt aus Dresden sieben Nacktmulle, die bis Februar hinter den Kulissen lebten. Inzwischen sind sie in die neugestaltete Schauanlage des Grzimek-Hauses umgezogen. „Die ganze Bastelei für die Anlage hat sich gelohnt. Den Zoo-Freunden gilt ein besonderer Dank“, äußert Geiger. 2021 wurde der Förderverein gegründet, er unterstützte den Umbau finanziell. „Die Zoo-Freunde helfen viel, sind seit einiger Zeit auch als Zoo-Lotsen für die Besucher ansprechbar“, fügt die Chefin hinzu.

Apropos Besucher: Die jüngsten können seit Jahresbeginn wieder auf den sanierten Spielplatz. Die Crespo Foundation und die Stiftung Zoo Frankfurt beteiligten sich an den Kosten.

„Die Tigerin Cinta hat außerdem einen neuen Lieblingsplatz, ein recyceltes Kletterregal vom Spielplatz. Wir versuchen ebenfalls, sparsam und nachhaltig mit Material umzugehen“, sagt Geiger. Energiesparen ist für einen Zoo nicht einfach; in der Verwaltung möglich, bei empfindlichen Tieren wie beispielsweise Fischen nicht.

Traurig war der Abschied vom Bonobo-Weibchen Margrit im Januar. „Sie war mit ihren mehr als 70 Lebensjahren immer gesund und gut drauf. Sie ist friedlich eingeschlafen“, informiert die Direktorin. Ein Okapi-Bulle dagegen hatte solche Schmerzen, dass er eingeschläfert werden musste.

Erfreulich sind die Zugänge von einem Schopfhirschweibchen und zwei Sumatra-Tigern. „Das Tigerpaar verträgt sich gut und gibt Anlass zur Hoffnung auf Nachwuchs“, freut sich Geiger.

Weniger Glück hatte der Zoo mit der Nachzüchtung von Bartgeiern. Die letzte Bartgeier-Dame wurde Ende Mai in den österreichischen Zoo Haringsee abgegeben. Vielleicht haben die dortigen Experten mehr Erfolg mit den Tieren.

Bunter geworden ist der Weiher, im und am Wasser tummeln sich nun auch Emdener Gänse, Leinegänse und Pommernenten – alles alte Rassen.

„2023 beginnt nach der Konzeptstudie 2019 ‚Zookunft 2030+’ die Arbeit am Masterplan für den Zoo“, wirft Geiger einen Blick in die Zukunft. Ein Großprojekt.

Seit zwei Jahren gibt es den Podcast „Hinterm Zoo geht’s weiter“ mit Marco Dinter, ein Projekt in Kooperation mit der Zoologischen Gesellschaft. Durch den seit 1. März 2021 eingeführten freiwilligen Naturschutz-Euro konnten bislang viele Projekte unterstützt werden; 2022 kamen auf diese Weise 264.000 Euro zusammen. Wieder aktiviert wurde die Sammlung alter Handys zugunsten der Berggorillas. Abschließend erleben die zahlreichen Besucher des Talks noch ein hübsches Duett von Glockenläuten und Löwengebrüll.

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