Die alte Heimat verlassen, eine neue Familie gefunden Geflüchteter spielt mit großem Erfolg bei Fechenheim 03

Seyed Amin Seidani flieht aus dem Iran, weil er dort als Christ nicht mehr sicher war. Mit dem Schlauchboot ging es Richtung Griechenland. Foto: p

Fechenheim (sh) – Die Spvgg. Fechenheim 03 ist stolz auf ihren Spieler Seyed Amin Seidani. Seit einem knappen Jahr spielt der 24-Jährige bei dem Fechenheimer Fußballverein. Seidani flüchtete aus seiner Heimat, dem Iran, weil er dort als Christ nicht mehr sicher war.

Seidani wurde in Teheran geboren und spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Fußball. „Fußball ist mein Leben“, berichtet er. Er spielte in der Jugendnationalmannschaft und der höchsten persischen Liga. Geld verdiente er als Friseur. Über Gott hatte er sich nie Gedanken gemacht, bis ihn ein Freund, ein evangelischer Christ, von seiner Religion erzählte. Über das Christentum fand er dann zu seinem Glauben. „Meine Familie ist muslimisch, ich bin Christ. In meiner Familie war das nie ein Problem. Aber im Land war es ein Problem“, schildert Seidani. Immer häufiger wurde er von Behörden aufgesucht, die Fragen zu seinem Glauben und seiner Religion stellten. Schließlich entschloss er sich schweren Herzens, den Iran zu verlassen.

45 Geflüchtete in einem Schlauchboot

Er bezahlte einen Schleuser, der ihn mit dem Auto zur türkischen Grenze brachte. „Dann bin ich 13 Stunden in die Türkei gelaufen. Und weiter ging es per Anhalter nach Istanbul und von dort ebenfalls per Anhalter nach Izmir“, lässt Seidani die Flucht Revue passieren. Ein weiterer Schleuser wurde bezahlt, der 45 Geflüchtete mit einem Schlauchboot nach Griechenland übersetzen ließ. „An Bord war mir schon mulmig. Aber wenn man sich einmal zur Flucht entschlossen hat, gibt es kein Zurück mehr“, sagt Seidani. Eine Stunde dauerte die Überfahrt bei hohem Wellengang. „Im Boot saßen Menschen aller Altersklassen – von kleinen Kindern bis zu Senioren. Die Stimmung war bedrückend“, blickt Seidani zurück.

Auf der griechischen Insel ging es nach einem vierstündigen Fußmarsch in ein Auffanglager. Dort seien zunächst nur Syrer abgefertigt worden. Wer aus dem Iran kam, musste warten. „Jemand verkaufte syrische Formulare. Ich kaufte eines und gab mich als Syrer aus, um weiterzukommen. Als Geburtsjahr stand 2014 auf dem Papier, doch das interessierte dort keinen, es wurde nur geschaut, ob das Formular syrisch war, dann wurde ich durchgewunken“, schildert Seidani.

Von Athen mit Bussen nach Kroatien

Die nächste Station war Athen, die Stadt wurde nach neunstündiger Fahrt mit der Fähre erreicht. Dort standen Busse bereit, die die Geflüchteten nach Mazedonien brachten. Von dort ging es nach Serbien. In Kroatien verbrachten die geflüchteten eine Nacht in einer Halle, die eine Bruchbude gewesen sei. „Wir fürchteten, das Gebäude würde über uns zusammenbrechen“, sagt Seidani.

Der erste Lichtblick sei die Ankunft in Österreich gewesen, wo man duschen konnte und es etwas zu essen gab. „Auf der Flucht haben wir gegessen, was wir von Helfern geschenkt bekommen haben“, erzählt Seidani. 23 Tage dauerte seine Flucht insgesamt, bis er in Frankfurt, zunächst in Hattersheim, ankam. Bezahlt hat Seidani insgesamt 4000 Euro. „Man muss Geld haben oder Wertgegenstände. Geflüchteten, die kein Geld oder Wertsachen haben, wird nicht geholfen“, so Seidanis Fazit.

Spvgg. Fechenheim 03 engagiert sich für Flüchtlinge

In Frankfurt stellte ein Iraner den Kontakt zu Ashgar Ali-Jaali her, sportlicher Leiter bei der Spvgg. Fechenheim 03, und ebenfalls Iraner. „Unser Verein hat sich stark engagiert, als die vielen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Wir haben zum Beispiel Trikots, Bekleidung und Bälle mittels Facebook-Aufruf gesammelt und gespendet“, sagt Ali-Jaali.

Rund zwölf Geflüchtete trainierten anfangs bei den 03ern. Zwei, Hossein Farman und Seyed Amin Seidani, sind dabeigeblieben. „Wir hatten selten einen so guten Innenverteidiger“, lobt Ali-Jaali die Leistungen von Seidani. Seidani selbst sagt, bei den 03ern eine neue Familie gefunden zu haben. „Ich danke den Deutschen und der Sportvereinigung Fechenheim 03. Ich fühle mich hier geborgen“, sagt Seidani. Und ganz wichtig ist ihm: „Ich danke Jesus. Ich habe auf der Flucht ganz viel gebetet und Jesus hat mich nie im Stich gelassen.“

Seidani möchte in Fechenheim heimisch werden

Seidanis größter Wunsch ist, eine Wohnung in Fechenheim zu finden, denn derzeit lebt er in einer Flüchtlingsunterkunft in Rödelheim. „Jeden Abend ist die Polizei dort, weil es Schlägereien gibt“, sagt er. Auch eine Ausbildung zum Friseur würde er gerne machen. Und natürlich: Weiterhin so erfolgreich bei den 03ern Fußball spielen.

Wer bezüglich einer Wohnung oder eines Ausbildungsplatzes für Seidani Kontakt zum Verein Spvgg. Fechenheim 03 herstellen möchte, erreicht den Ersten Vorsitzenden Reinhold Schmidt unter Telefon 0174 3491635.

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