Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Griesheim: Abschalten am Main

Das ehemalige Bürgermeisterhaus wirkt fast wie ein Spielzeughäuschen zwischen den moderneren Gebäuden. Fotos: Hagemann

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Viel Industrie ist das Stichwort, das mir zu Griesheim einfällt – ein Chemiestandort, die „Griesheimer Alpen“ und bezeichnende Straßennamen mit Bezug zur chemischen Fabrik (Elektronstraße), zu Chemikern (Haeussermannstraße, Baeyerstraße) und Schweißverfahren (Autogenstraße). Doch so allgegenwärtig wie man vermuten mag, ist die Industrie in den meisten Ecken Griesheims gar nicht.

Ich beginne meine Tour im Norden. Der Stadtteil ist durch die Mainzer Landstraße und die S-Bahn-Linie sozusagen in einen nördlichen, einen mittleren und den südlichen Bereich unterteilt. Der Norden macht einen gemütlichen Eindruck auf mich. An der Jägerallee gibt es gegenüber der Pfingstkirche Lädchen, die alles für den täglichen Bedarf bereithalten. Mein Weg führt ein Stück in das Naherholungsgebiet Niedwald und dort zum „Waldwerk“. Der Verein Waldwerk bietet in dem ehemaligen Wasserwerk mitten im Grünen naturkundliche Seminare an.

Nach einer Stippvisite auf dem denkmalgeschützten Griesheimer Friedhof mit seinem beeindruckenden Eingangsportal und dem Kriegerehrenmal – einer großen Anlage mit Treppenzugang, liegendem Kreuz, Pulttafeln und steinernen gefallenen Kriegern – begebe ich mich in den südlichen Teil Griesheims. Ich passiere das Bürgerhaus und den S-Bahnhof. Die Unterführung ist weniger schön, aber man ist ja schnell wieder draußen. Im südlichen Teil Griesheims befindet sich das Ortszentrum mit vielen kleinen, alten Häuschen und Gässchen. Besonders knuffig ist das ehemalige Bürgermeisterhaus von 1662 an der Straße Alt-Griesheim. Das barocke Fachwerkhaus wirkt fast wie ein Spielzeughäuschen zwischen den moderneren Gebäuden. Ein beliebtes Ausflugsziel ist das Mainufer. Ich laufe zur Staustufe mit dem Wasserkraftwerk Griesheim. Ich genieße von dort aus den Blick auf das Griesheimer Ufer und das Rauschen des Mains. Im Westen ist das Industriegebiet zu erkennen: Fabrikgebäude und Schornsteine dominieren das Bild. Am Mainufer selbst können sich die Kinder auf zahlreichen Spiel- und Bolzplätzen austoben, die Ruderer sind dort beheimatet und im Yachthafen schaukeln teure Boote auf dem Wasser.

Einen kleinen Blick möchte ich auch auf die „Griesheimer Alpen“ im Industriepark werfen. Dieser begrünte Abfallberg übt eine eigenartige Faszination aus – wenn man bedenkt, wie ungesund es unter dem frischen Grün ist. Auf dem Weg zurück ins Ortszentrum passiere ich die imposante katholische Kirche Mariä Himmelfahrt und mit der beschwingten Stimmung vom Mainufer-Spaziergang noch im Hinterkopf kommt sie mir richtig mediterran vor.

Ich taste mich weiter Richtung Mitte vor. Kurz vor der S-Bahn-Strecke, wo die Omega-Brücke über die Gleise führt, befindet sich neben dem Gemeindegarten der Griesheimer Bunker. Das gelbe Bauwerk ist zum Teil grün bewachsen. Auf dem Dach des Bunkers sind acht Reihenhäuser entstanden – sicherlich das etwas andere Wohngefühl. Griesheims mittlerer Teil zwischen Mainzer Landstraße und S-Bahn-Linie ist vom Gewerbegebiet geprägt. Dort findet sich eine bunte Mischung von Großhändlern über Recyclinghof und Autowerkstätten bis zu Imbissbuden und einem riesigen Feinkosthandel mit Bistro. Zwischendrin finden sich immer wieder Wohnhäuser und auch der Sportverein Griesheim Tarik hat dort sein Domizil. Je näher man der Mainzer Landstraße kommt, desto mehr Einkaufsmöglichkeiten gibt es – allen voran das wuchtig wirkende Griesheim-Center. Mit der Straßenbahn mache ich mich schließlich wieder auf den Nachhauseweg.

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