Frankfurter Kinderarzt Dr. Vitor Gatinho ist mit Büchern, Podcast, App und Instagram erfolgreich Kids-Doc vereint Medizin mit Publizistik

Dr. Vitor Gatinho arbeitet als Kinderarzt, hat mehrere Bücher geschrieben, betreibt einen Podcast, begeistert auf Instagram und geht auch noch auf Tour. Bild: Ingrid Zöllner

Griesheim (iz) – Ursprünglich war es gar nicht sein Plan, Medizin zu studieren. „Ich wollte mich in Mainz in Publizistik eintragen, damals war der NC aber so hoch, dass ich es nicht geschafft habe. In Medizin hatte ich mich eingetragen mit einem Durchschnitt von 1,6 und dem Hintergedanken, später zu switchen“, erzählt Dr. Vitor Gatinho. Im Nachhinein ist er froh, dass er Kinderarzt geworden ist. „Ich liebe das Medizinische, den Umgang mit den Kindern, das macht einfach Spaß.“

Inzwischen ist der 41-Jährige aber auf sämtlichen Kanälen erfolgreich und doch ein wenig in Publizistik angekommen. Er vereint diese mit der Medizin.

Begonnen hat es 2020 während der Pandemie mit dem Instagram-Profil kids.doc.de. Ein bis zwei Videos pro Tag zu verschiedenen Themen rund um Kind und Medizin lädt er während der Pandemiezeit hoch. Inzwischen sind es zeitbedingt nicht mehr ganz so viele Beiträge. „Ich lade regelmäßig Storys hoch und Fragerunden für Eltern“, sagt Gatinho. Das Konzept kommt an: 657.000 Follower folgen seinem Profil.

Mehr im Spaß antwortete der Kinderarzt-Influencer auf eine Frage, dass er sein Gesicht gerne einmal im Buchladen sehen will. Mehrere Verlage werden auf ihn aufmerksam. 2022 kommt sein erstes Buch in den Handel. „Wenn der Rotz läuft und der Pups drückt“ war innerhalb von zwei Tagen ausverkauft. Der Spiegel-Bestseller richtet sich an Eltern, die Kinder vom Babyalter bis zu drei Jahren haben. Beantwortet werden Fragen rund ums Essen, Schlafen und Verhalten. „Mir ist in der Praxis, Instagram und privat aufgefallen, dass Eltern bei jeder Phase in der Entwicklung der Kinder immer die gleichen Fragen stellen. Rund 500 werden im Buch beantwortet“, berichtet der gebürtige Höchster. „Es gibt schon Eltern, die das Buch zum Signieren mit in die Praxis nehmen“, sagt Gatinho, der in einer Griesheimer Praxis als Kinderarzt angestellt ist. Durch die vielen Projekte arbeitet er nur noch Teilzeit.

An das erste Werk schließt sich sein zweites Buch an „Wenn die Laus juckt und der Zahn wackelt“, das gerade in den Druck gegangen ist. Es soll Ende März, Anfang April in den Buchhandel kommen. „Darin werden Themen für Eltern mit Kindern von vier bis zwölf Jahren behandelt, wie der Gang in die Schule, wie klärt man sein Kind auf, was ist ADHS, Pubertät und mehr“, erzählt der dreifache Familienvater, der zudem einmal pro Woche einen Podcast veröffentlicht. „Es ist wie ein Handbuch, das unter anderem gegen Mythen kämpft.“

Das ist aber noch lange nicht alles. Gerade hat er mit Co-Autorin und Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Hilal Virit das Kinderbuch „Das bunte Gefühlswirrwarr“ veröffentlicht. „Für Kinder ab Vorschulalter ist es ein spannendes Buch, für Eltern eher ein Arbeitsbuch“, verrät er mit einem Augenzwinkern.

Es geht um eine Gruppe von vier Freunden, die in die Schule gehen. Der Hauptdarsteller macht in der Geschichte verschiedene Situationen durch. Über eine Smartwatch können sie Hilfe rufen, sodass ich oder meine Kollegin als Hologramm auftauchen und wir verschiedene Strategien erläutern können“, erzählt Gatinho. Für die Eltern gibt es zudem einen QR-Code, über den sie „Anleitungen“ für verschiedene Situationen herunterladen und anwenden können.

Kostenpflichtig herunterladen kann man auch die App KidsDoc, die – ähnlich wie die Bücher – Eltern Hilfestellungen in verschiedenen Lebensphasen der Kinder geben soll. Für 4,99 Euro pro Monat beziehungsweise als Angebot für 24 Euro im Jahr verspricht der 41-Jährige praxisbezogene Tipps und Tricks, eine gezielte Suchfunktion sowie ein Handbuch mit Inhalten zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Für die ersten Lebensjahre gibt es einen wöchentlichen Begleiter mit Informationen zu Entwicklungsschritten.

Und als wäre das nicht genug, geht der Kinderarzt gemeinsam mit seinem Podcast-Kollegen Gerrit Rüsken mit „Vorsicht, ansteckend“ auf Tour durch Deutschland. In Stuttgart, München, Frankfurt und Hamburg tritt er auf, Karten gibt es nur noch für München am 15. März.

„Das schaffe ich nur, weil meine Frau Alexandra mir den Rücken freihält“, gibt der Frankfurter unumwunden zu. Bei all der Arbeit nimmt er sich aber Zeit für seine Familie. So trifft man ihn etwa mit seiner Tochter beim Kinderturnen oder mit seinem mittleren Sohn beim Breakdance. „Für Hobbys habe ich keine Zeit. Ich mache allerdings jeden Morgen Yoga, um die Gelenke geschmeidig zu halten“, erzählt der Doc, der ein kleines Laster hat, auch wenn man es ihm nicht ansieht: „Ich gehe gerne essen, ich liebe gutes Essen“, sagt er und lacht.