Dragoslav Stepanovic zu Gast beim Gesundheitsamt Stepi und Altvater: „Frauen spielen den schöneren Fußball“

Helga Altvater (von links) und Dragoslav Stepanovic plaudern mit Moderatorin Merle Becker über ihr Leben und den Fußball.

Frankfurt (iz) – Ja, Dragoslav Stepanovic hat seine Probleme im Alter: Zwei künstliche Kniee, in der Hüfte und Schulter zwackt es – aber das ist für Stepi kein Grund, Trübsal zu blasen. Bei der Veranstaltung „Lebbe geht weider“ aus der Reihe „Alt werden neu denken“ vom Frankfurter Gesundheitsamt plauderte der Eintracht-Kulttrainer mit Schiedsrichterin Helga Altvater und Moderatorin Merle Becker über das Leben, das Älterwerden, den Fußball und das Ehrenamt.

Zuvor erzählte Matthias Thoma vom Eintracht-Museum, welche Exponate die Besucher im Museum bewundern können. Von blutverschmierten Trikots über eine Zigarre von Stepanovic bis zum Schiri-Outfit von Altvater gibt es da einiges zu entdecken.

Altvater, die eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert hat, war nach Aufhebung des Verbots für Frauenfußball 1971 die erste offizielle Schiedsrichterin in Frankfurt. „Angefangen hat das während der Ausbildung. Ich habe mich geärgert, wenn die Jungs mich ausgeschlossen haben, wenn sie über Fußball sprachen.“ Da las sie eine Anzeige, in der Schiedsrichter gesucht wurden und griff zum Hörer: „Erst herrschte Stille am Telefon, dann kam die Rückfrage, ob ich eine Frau sei. Ich sagte: ,Ja, ist das ein Problem?’ Naja, ich solle vorbeikommen, hieß es dann.“

Mit 17 besuchte sie den Schiedsrichterlehrgang. Das erste Spiel, das sie pfiff, war die Dortelweiler E-Jugend. Nach und nach arbeitete sie sich zur A-Jugend hoch. Selbst aktiv gespielt hat sie nie. Ihr Dress, den sie sich selbst zusammenstellen musste, weil Frauen bis dato nicht im Sport vorgesehen waren, konnte lange im Eintracht-Museum bewundert werden. Künftig ist das Exponat im Nationalen Fußballmuseum in Dortmund zu sehen.

„Frauen mussten lange kämpfen“, zeigt Altvaters Erfahrung, die sich selbst durchboxen musste und Funktionärin wurde. „Auch wenn man es nicht glaubt, ich war früher schüchtern. Der Fußball hat mich geprägt, die Erfahrungen haben mich selbstbewusster und stärker werden lassen. Ich habe oft festgestellt, dass ich unterschätzt werde und habe gelernt, dass man schon im Vorfeld eine Bataillon stellen muss, wenn man was erreichen will.“ Nach wie vor engagiert sich die 69-Jährige für den Frauen- und Mädchenfußball, so ist sie Schirmherrin des jährlichen Mädchenfußballturniers „Gallus bleibt am Ball“.

Einig sind sich Altvater und Stepanovic, dass Frauen den schöneren Fußball spielen. „Alles, was Fußball schön macht, Passen, der Umgang untereinander, die Tore – das ist bei den Frauen zu sehen. Es macht tatsächlich mehr Spaß als bei den Männern“, gibt Stepanovic zu. Er vermutet, dass das Geld und die Diskussion dazu den Männerfußball kaputtmachen. „Es gibt hoch bezahlte Spieler, die liegen mehr auf dem Rasen, fallen aus und kriegen ein Heidengeld“, sagt Stepi, der selbst in armen Verhältnissen aufgewachsen ist.

Der Eintracht-Kulttrainer wurde für seinen Spruch „Lebbe geht weider“ bekannt, als Eintracht Frankfurt am letzten Spieltag 1992 die Meisterschaft verspielte. „Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Wenn du die nicht findest, das ,Lebbe geht weider’, es wartet nicht auf dich“, erläutert Stepanovic, der als Botschafter für die Eintracht und des hessischen Förderprogramms „Sport und Flüchtlinge“ fungiert, die Ursprünge.

Stepanovic hat das Spaßvogelimage, das ihm den Weg durchs Leben geebnet hat. Sein Motto: „Stepi macht happy. In Deutschland wird viel zu wenig gelacht.“ Klar, dass er einige Anekdoten zum Schmunzeln zum Besten gibt. Und empfiehlt Altvater, die ab und an Knieprobleme hat, gleich seinen Doktor: „Der ist gut, ich selbst habe zwei künstliche Kniegelenke!“ Chancen gebe es im Leben manchmal nur einmal. „Und wenn das vorbei ist, das Lebbe geht weider!“

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