VHS Teilnehmerinnen meistern Hürden bei Online-Sprachkurs Aus der Not eine Tugend gemacht

Das Thema Deutsch als Fremdsprache bildet bei der Isenburger VHS weiterhin einen Schwerpunkt: Geschäftsführerin Sabine Wershoven (Zweite von links) zu Besuch beim Integrationskurs, vorne die Leiterin Friederike Frost. Foto: Postl

Neu-Isenburg – Das Leben nimmt wenig Rücksicht auf Probleme, die durch die Pandemie jeden mehr oder weniger hart treffen. Der oft zitierte Spruch des einstigen Eintracht-Trainers „Stepi“ Stepanovic, „Lebbe geht weider“, trifft auch für jene zu, die sich in Deutschland integrieren wollen. Deshalb lässt auch die Volkshochschule (VHS) Neu-Isenburg nichts unversucht, in Pandemie-Zeiten ihre Deutsch-Integrationskurse fortzuführen. Dazu bedurfte es einer technischen Aufrüstung, aber auch eines besonderen Engagements von Kursleitung und Teilnehmerinnen.

Seit dem Frühjahr 2021 lernen 15 Migrantinnen aus verschiedenen Nationen vier Mal in der Woche gemeinsam Deutsch – im Format des Wechselunterrichts. Ein Teil kommt zum Präsenzunterricht in den Schulungsraum in der Alten Goetheschule, die anderen verfolgen zu Hause via Internet „live“ den Unterricht und können so aktiv teilnehmen. Marijana stammt aus Bulgarien und verfolgt zu Hause am Laptop den Sprachunterricht. Sie möchte in Deutschland beruflich vorankommen und dazu benötigt sie eine gute Basis der Sprache. Auch Beheshta will sich in die Gesellschaft integrieren und sieht es als ihre Pflicht, die Sprache zu lernen. Eine andere Teilnehmerin kommt aus Caracas, der Hauptstadt Venezuelas. „Ich bin hier, um Deutsch zu lernen, damit ich auch eine qualifizierte Arbeit finden kann“, so ihre Motivation. Und eine aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtete junge Frau will auch ihren Kindern bei der Bildung zur Seite stehen und sie bei den Hausaufgaben unterstützen. „Auch dafür möchte ich die Sprache lernen“, beschreibt sie ihre Beweggründe. Doch auch im Alltag ist es für sie wichtig, sich verständigen zu können, um so aus der „Isolation“ herauszukommen.

„Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es nicht für alle Zielgruppen und auch noch nicht in allen unseren Bereichen selbstverständlich ist, digitale Medien zu nutzen“, sagt Sabine Wershoven. Die Geschäftsführerin der Volkshochschule verweist darauf, dass der Online-Unterricht für Lehrkräfte und für die Teilnehmer eine besondere Herausforderung ist. „Nicht nur schlechte Internet-Verbindungen und fehlende Laptops sind ein Problem, sondern auch instabile Plattformen“, berichtet Wershoven. Zudem erfordere digitaler Unterricht mehr als nur die technische Ausstattung mit Computern und Internet, um effektiv zu sein. „Die Art ist nicht eins zu eins vom Präsenz- in den Online-Unterricht zu übertragen – der Ablauf muss anders strukturiert werden“, erklärt Wershoven. Ein Mix aus Lehrbuchaufgaben, Videos, Online-Aufgaben und Videokonferenzen mit interaktiven Elementen und motivierenden Abwechslungen sind die Basis.

Dennoch ist die Gestaltung des Deutsch-Unterrichts unter der Leitung von Friederike Frost mit ihren weiteren Dozentinnen keine einfache Aufgabe. Neben der Vermittlung der Sprache kommen jetzt zusätzliche didaktische Herausforderungen hinzu. „Vor allem ist der Bildungshintergrund der Teilnehmerinnen sehr unterschiedlich, dies gilt es zu berücksichtigen, um jeden mitzunehmen“, erklärt Wershoven. „Einzelne haben gerade mal sechs Grundschuljahre in ihrem Heimatland absolviert, während andere bereits ein Studium vorweisen können.“ Somit sei auch das Verständnis für den Umgang mit digitalen Medien sehr unterschiedlich. „Eine weitere Schwierigkeit beim digitalen Unterricht ist die nötige Selbstorganisation der Teilnehmenden, wofür den Frauen zu Hause oft die nötige Ruhe fehlt“, betont Wershoven.

„Trotz aller dieser Unwägbarkeiten setzen sich alle Teilnehmerinnen sehr motiviert und erfolgreich mit der Online-Technik auseinander“, lobt auch Friederike Frost die Schülerinnen. Neben der Nutzung von Laptop oder Tablet, beherrschen alle mittlerweile auch das Einmaleins der Online-Konferenzen und lernen dazu auch noch die deutsche Sprache. „Wir alle, sowohl die Teilnehmenden als auch die Lehrkräfte, kamen zu der Erkenntnis, dass digitaler Unterricht den Präsenzunterricht nicht ersetzen kann – aber weitere Kompetenzen im Bereich der digitalen Medienkompetenz mit erworben werden“, verweist Wershoven darauf, aus der Not eine Tugend gemacht zu haben. Präsenzkurse und der persönliche Austausch unter den Teilnehmern und Dozenten stehen bei der Volkshochschule Neu-Isenburg jedoch weiterhin ganz oben auf der erstrebenswerten Liste des Erfolgsrezepts.

Mehr Infos und das gesamte Programm gibt’s unter anderem online auf vhs-neu-isenburg.de.
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