Evangelischer Verein für Jugendsozialarbeit sucht ehrenamtlich Engagierte Unterstützung beim Ankommen

Die Frankfurter Mathematikerin Esther Laun lernt mit dem Berufsschüler Hamid für die Gesellenprüfung zum Maler und Lackierer. Bild: Alexander Gottwald/p

Innenstadt (red) – Die Frankfurter Mathematikerin Esther Laun sitzt mit dem Berufsschüler Hamid im Café „iZi“ im Rechneigraben und geht mit ihm schwierige Textaufgaben durch. Der junge Perser ist bei der Vorbereitung zu seiner Gesellenprüfung als Maler und Lackierer. Noch schreibt Hamid lieber Persisch, und während er prima zurechtkommt mit dem gesprochenen Deutsch in seinem Job, bereitet ihm das Schriftdeutsch der Prüfungsaufgaben manches Verständnisproblem.

Tatsächlich hat Hamid sein Fachwissen schon sicher drauf – er muss es „nur“ transformieren können, indem er mit Esther Laun die Inhalte der schriftlichen Fragen klärt. Laun hat eine eigene Stiftung gegründet, mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche, die im Bildungssystem zu scheitern drohen, wirksam zu fördern. Ehrenamtlich engagiert sie sich nach ihrer aktiven Karriere seit 2021 auch als Lernbegleiterin. Aktuell betreut sie wöchentlich zwei bis vier Stunden ihren Schüler.

Das Ankommen erleichtern

Junge Menschen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte brauchen zum Ankommen in der neuen Gesellschaft engagierte Unterstützung auf ihrem Bildungs- und Lebensweg. Mit dem 2016 gegründeten Projekt „Viadukt-Bildungsperspektiven für junge Menschen“ des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit in Frankfurt erhalten Schüler zielorientierte Unterstützung zusätzlich zum Schulunterricht, in Form von Kursen, Workshops oder der individuellen Lernförderung bei Hausaufgaben, Prüfungsvorbereitungen sowie bei der Erstellung aussagekräftiger Bewerbungsunterlagen.

Dazu arbeiten die Schüler mit sehr unterschiedlichen Anforderungen und Fähigkeiten, Lehrkräfte mit ihrer Expertise im Unterricht von Sprachanfängern und – last but not least – ehrenamtliche Lernbegleiter mit spezifischen Kompetenzen und Erfahrungen Hand in Hand. Gesucht werden weitere Leute, die Lust haben, als ehrenamtliche Lernbegleiter mit an Bord kommen.

Das Schriftdeutsch üben

Aus der Praxis heraus steht für Esther Laun eine Aufgabe immer vor allen anderen: „Die jungen Menschen haben große Schwierigkeiten, das Schriftdeutsch der Prüfungsaufgaben zu verstehen, und so üben wir ganz konkret das Übersetzen von Schriftdeutsch in die Alltagssprache und umgekehrt.“

Bildungsabbrüche verhindern

Noch ist sie eine der wenigen „Einzelkämpfer“, doch um mehr Schüler wie Hamid unterstützen zu können, werden weitere Mitstreiter für die ehrenamtliche Lernbegleitung gesucht. Die Belohnung ist außerordentlich: Die Ehrenamtlichen helfen hoffnungsvollen jungen Menschen, in Deutschland Fuß zu fassen, fatale Bildungsabbrüche zu verhindern und letztlich ein selbstbestimmtes Leben in Sicherheit und Freiheit zu führen.

Ehrenamtliche Lernbegleiter leisten einen wertvollen gesellschaftlichen Anteil zur Integration. Projektleiter Patrick Siegfried freut sich auf Unterstützung: „Gerne stellen wir den Ehrenamtlichen im Rahmen des Viadukt-Projektes auf Wunsch auch pädagogische Fachkräfte an die Seite.“

Gelernt wird sowohl in Workshops und Kleingruppen als auch in Coaching-Duos. „Die jungen Menschen auf dem Weg zu einer Ausbildung sind dankbar für die Unterstützung durch die Lernbegleiter, sagt Siegfried. „Rechts- oder psychosoziale Beratung gehört bewusst nicht zu den Aufgaben der Ehrenamtlichen.“

Hier wartet die Chance, jungen Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren als ehrenamtliche Lernbegleitperson einen guten Start in die Gesellschaft zu ermöglichen. Projektleiter Patrick Siegfried freut sich auf Anrufe unter Z  069 92105-6963 oder Z 0178 2914936 sowie E-Mails an patrick.siegfried@ frankfurt-evangelisch.de.