Die dunklen Gewölbe der „Alten Brücke“ erkunden Ein weiterer Lost Place in Frankfurt

Eng, dunkel und spannend: Der alte Treppenaufgang der Brücke. Bild: Mohr

Innenstadt/Sachsenhausen (zmo) – Wie oft sind Frankfurter auf ihren Spaziergängen am Mainufer schon an der Stelle unterhalb der Alten Brück vorbeigegangen, ohne zu ahnen, dass es dort versteckte Geheimnisse gibt? Eine schlichte, mit Ketten verriegelte Stahltür, nahe des westlichen Brückenaufgangs verbirgt 200 Jahre alte Geschichte. Dahinter befindet sich das älteste Innere der ehemaligen „Alten Brücke“. Ein Tonnengewölbe aus rotem Sandstein, dass im 19. Jahrhundert als Konstruktion einer Rampe diente, aber auch als Liegeplatz für die kleinen Boote der Fischer.

Das derartige „Lost Places“ nicht nur das Interesse der Frankfurter wecken, war schon beim Alten Polizeipräsidium und seiner spannenden Vergangenheit zu erkennen, die Führungen waren oft ausgebucht. Die Gewölbe könnten einen ähnlichen Zulauf bekommen – Thrill inklusive.

25 Personen haben sich bei einer Führung ins Innere der Brücke gewagt. Mit Björn Wissenbach, erfahrener Frankfurt-Guide, ging es hinein in die dunklen Gewölbe, die seit Jahrzehnten brach lagen und erst seit kurzer Zeit für Besucher geöffnet wurden.

Die Spannung stieg, als der Guide das Tor zum Gewölbe aufschloss. Es war stockdunkel, nur die zitternden Lichter der Taschenlampen irrten durch die engen und niedrigen Räume. Die eiserne Tür fiel hinter dem Letzten scheppernd ins Schloss und sorgte bei manchem Besucher für Gänsehaut. „Stichkanäle waren mit dem Main verbunden, sodass die Fischer direkt vom Wasser in das Gewölbe einfahren konnten. Hier reparierten sie ihre Boote, flickten die Netze und lagerten Werkzeuge und andere Materialien, die sie für ihre Fischerei brauchten. Es gab auch einige Durchgänge im Gewölbe, über die die Fischer direkt zu ihren Häusern gelangten. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gewölbe am Mainufer genutzt, um Möbel von ausgebombten Frankfurtern unterzustellen. Seitdem stehen sie leer“: Wissenbachs Geschichtsunterricht in erfrischendem Frankfurter Dialekt, gab damit dem ganzen noch die nötige Authentizität.

Die „Alte Brücke“ war bis Mitte des 19. Jahrhunderts der einzige steinerne Übergang im Unterlauf des Mains. Im Mittelalter verband sie noch bis 1914 die Fahrgasse in der Altstadt mit der Brückenstraße in Sachsenhausen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1222. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mindestens 18 Mal zerstört und immer wieder erneuert. Die Alte Brücke, die eigentlich „Neue Alte Brücke“ heißt, wurde 1926 durch den damaligen Oberbürgermeister Ludwig Landmann eingeweiht und 1945 von deutschen Soldaten gesprengt. Die heutige Brücke wurde 1965 in Betrieb genommen.

Zum Abschluss der Führung ging es ins stillgelegte Treppenhaus zwischen Tief-Kai und dem Straßenniveau der Brücke. Ein Paradies für Tauben.