Frankfurter Hauptschule stellt in Aachen aus/Wette bereits gewonnen? Werk der Künstlergruppe gecancelt

Bei der Ausstellung der Frankfurter Hauptschule in Aachen ist nach kürzester Zeit dieses Kunstwerk wieder abgebaut worden. Foto: Simon Vogel/NAK/p

Frankfurt/Aachen (red) – Die Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule hat am 22. Januar ihre erste Einzelausstellung mit dem Titel „kANzELKuLTuR“ im Neuen Aachener Kunstverein eröffnet. Nach Protesten aus Querdenkerszene und Bevölkerung wurde ein Kunstwerk im öffentlichen Raum bereits nach dem ersten Öffnungstag von der Stadt Aachen demontiert – trotz vorheriger Genehmigung. Besonders irritierend: Im Aachener Kurpark, in dem sich der Kunstverein befindet, dürfen momentan wöchentlich Querdenker-Demos mit mehr als tausend Teilnehmern stattfinden.

Die Ausstellung der Frankfurter Hauptschule untersucht den Zusammenhang von Rechtsruck, Romantik und Esoterik. Ihre Prognose: Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird wieder Faschismus herrschen. Die Künstler halten die Wette mit dem Angebot, wer ein Kunstwerk kaufe, bekomme in zehn Jahren sein Geld zurück, falls ihre Vorhersage nicht eintreffe (das Frankfurter WochenBlatt hat berichtet).

Jetzt hat die Stadt Aachen bereits nach dem ersten Öffnungstag von „kANzELKuLTuR“ ein Kunstwerk entfernt. An eine gemauerte Kapelle vor dem Kunstverein hatte das Kollektiv einen zwei mal drei Meter großen, eisernen Traumfänger mit dem Titel „Osten ist rechts“ angebracht. Statt des üblichen Fadengeflechts innerhalb des Rings, zeigte das Kunstwerk eine schwarze Sonne (ein rechtsesoterisches Nazi-Symbol, das bereits die SS verwendete).

Seit dem Wochenende hatte es bereits erboste Tweets von Querdenkern und zahlreiche Anrufe bei städtischen Behörden in Aachen gegeben. Das Ordnungsamt demontierte daraufhin auf Geheiß des Staatsschutzes am Dienstagmorgen den Traumfänger, obwohl eine städtische Genehmigung vorlag. Als sie im Anschluss auch zehn gebatikte Flaggen in Reichsparteitagsoptik im Garten des Kunstvereins entfernen wollten, konnte Kunstverein-Direktor Maurice Funken einschreiten.

Eine Sprecherin der Frankfurter Hauptschule: „In Aachen gehen gerade jede Woche über tausend Querdenker im Kurpark demonstrieren. Wenn wir dort ein Kunstwerk aufhängen, um auf diese postmoderne SA aus Lumpenproletariat, Verschwörungshippies und Faschisten hinzuweisen, werden wir von städtischen Behörden gecancelt. Wir haben gesagt, wir wetten auf den Faschismus. Dass es so schnell geht, hätten wir nicht gedacht.“

Die Frankfurter Hauptschule ist ein gut 20-köpfiges Kunstkollektiv aus Frankfurt. 2018 empörte sich der Frankfurter Polizeipräsident über eine Intervention, bei der die Gruppe einen Streifenwagen im öffentlichen Raum abbrannte. 2019 sorgte sie für öffentliche Diskussionen, als sie in einer Doppelaktion das Goethe-Haus in Weimar mit Klopapier bewarf und in Köln eine Ausstellung mit Nacktbildern von Kindern eröffnete. 2020 löste der fingierte Diebstahl einer Beuys-Skulptur und deren Überführung nach Tansania ein internationales Echo aus. Seit dem Wintersemester 2021/22 lehrt die Frankfurter Hauptschule an der Uni der Künste Berlin.