Krebsstation der Uniklinik kommen Einnahmen zugute Metzgerei feiert Jubiläum

Martin Wieseke und Frau Barbara sind im Ruhestand, jetzt führen Sohn Jörg und seine Frau Patrizia den Betrieb. Bild: Maik Reuss

Schwanheim (hv) – Der Stadtteil ist in zwei Lager gespalten – die einen gehen zu Eingärtner, die anderen zu Wieseke. Metzgermeister Jörg Wieseke findet das völlig legitim: „Wir haben in Schwanheim keine Konkurrenz. Wir haben nur Kollegen.“ In diesem Jahr feiert der Betrieb in

der Hegarstraße 24, den seine Eltern Martin und Barbara Wieseke gegründet haben, 50-jähriges Bestehen.

Ein stolzes Jubiläum, denn die Metzgerzunft hat immer mehr zu kämpfen: Der Fleischkonsum in Deutschland sinkt und viele kaufen ihr Fleisch lieber

billig beim Discounter. Ein gutes halbes Dutzend Metzger

hat es auch in Schwanheim

gegeben, als Martin Wieseke die Fleischerei mit Ladengeschäft in der Hegarstraße eröffnete. Zuvor hatte er zusammen mit seinem Vater einen Betrieb im Nordend geführt, hatte sein Handwerk davor in Hungen (Kreis Gießen) ausgeübt. Dort hatte Martin Wiesekes Vater Franz 1957 seinen Betrieb gegründet.

Ursprünglich kommt der 1936 geborene Martin Wieseke aus einem Örtchen in der Nähe von Frankfurt an der Oder – fünf Stationen waren es, bis er in Schwanheim eine Heimat

auf Dauer fand.

Wenn er zurückdenkt, muss er grinsen: „Ich habe 1963 innerhalb eines Jahres die Meisterprüfung gemacht, geheiratet, mit meiner Frau das erste Kind in die Welt gesetzt und 30.000 Mark für den Betrieb aufgenommen.“ Seine Frau Barbara kommt ursprünglich aus dem Textilhandel, hat aber von heute auf morgen die Metzgerei geschmissen. „Sie hat die Bücher geführt und im Verkauf gestanden“, sagt Martin Wieseke und ist stolz: „Was ich bis heute nicht verstehe: Sie hatte schon nach dem ersten Tag alle Preise im Kopf.“
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Er habe damals noch selbst geschlachtet. Der Tag ging nicht selten um vier Uhr früh los mit Wurstmachen; in der Metzgerei hat er den halben Tag am Hackklotz gestanden und zugeschnitten,

was die Kunden bestellten.

Das Angebot hat sich verändert. „Früher ist mehr gekocht

worden, und die Haushalte waren größer“, sagt Sohn Jörg Wieseke, der die Metzgerei 2004 zusammen mit seiner Frau Patrizia übernommen hat. Einen starken Einbruch habe es bei Rindfleisch gegeben, und es gehen auch weniger Schnitzel über die Verkaufstheke. Allerdings wird das selbst gekochte Essen in Gläsern – Gulasch,

Bolognese, Hühnerfrikassee, Königsberger Klopse und mehr – stark nachgefragt, und auf die in Ein-Liter-Portionen tiefgefrorene Fleischbrühe „sind die

Leute ganz wild“, freut sich Patrizia Wieseke.

Auch der Partyservice, längst wichtiges Standbein, wird gerne gebucht. Stolz sind die Wiesekes auf ihren Gesellen Rafael und auf die Damen vom Verkauf. „Wir sind ein supertolles Team, und unsere Mädels sind immer für uns da, wenn wir sie anrufen“, sagt Patrizia Wieseke. An der Theke gibt es noch das „Schnibbelche Worscht“ für die Kinder der Kunden; Gelbwurst und Fleischwurst halten

sich in etwa die Waage. Beides sind mehrfach prämierte Spezialitäten des Hauses; die Urkunden hängen im Verkaufsraum. Und Senior-Chef Martin

Wieseke ist auch ein bisschen

stolz darauf, dass die Schwanheimer seine Hacksteaks schätzen – das Produkt hat er im Stadtteil erstmals verkauft. Woraus die Würzmischung ist? Mildes Lächeln, guter Versuch – aber das ist Betriebsgeheimnis.

Auch die Vater-Kind-Gruppe der katholischen Gemeinde Mauritius setzt, wenn’s ums Grillen geht, auf die Wiesekes, und deshalb hat sie sich für den Samstag, 25. Mai, angekündigt, wenn die Wiesekes und ihre Angestellten das Jubiläum mit einem Hoffest feiern: Damit die Jubilare auch Zeit für ihre Gäste haben, übernehmen die Mitglieder den Grill und die Zapfanlage. Los geht’s um 13 Uhr; der Erlös geht an die Krebsstation der Frankfurter Uniklinik.

Erwartet wird natürlich auch Kollege Rainer Eingärtner – und vielleicht schauen auch seine Fußballer vorbei, denn Martin Wieseke war über ein Vierteljahrhundert als Schiedsrichter für die Germania Schwanheim aktiv.

„Neben meinem Beruf war’s Fußball“, sagt er mit glänzenden Augen; er war Spieler und auch Trainer und hat sogar als Torwart ausgeholfen, als Not am Mann war. Sein Herz schlägt für den HSV, was daran liegt, dass er Uwe-Seeler-Fan ist und bleibt: „Der Uwe war fünf Tage jünger als ich.“ Aber im Team gibt es auch Eintracht-

Fans – eingefleischte, sozusagen. Gefeiert wird bis etwa 18 Uhr.