Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Niederrad: Büros, Natur und Zickzack

Verspielte Architektur: Das historische Betriebsgebäude der SEF.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Niederrad scheint kontrastreich zu sein. Spontan fällt mir die Bürostadt ein sowie die umkämpfte Rennbahn, auf der nun der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sein Leistungszentrum baut, der Stadtwald und die Uniklinik. Ein ganz schönes Spektrum!

Mit der S-Bahn komme ich in Niederrad an und tauche in die Welt der Bürohäuser ein. Es ist faszinierend, wie viele Unternehmen dort versammelt sind. Die vielgeschossigen Häuser mit ihren Fensterflächen und geometrischen Vorplätzen wirken futuristisch. Seit einigen Jahren wird das Gewerbegebiet in Mischgebiet umgewandelt und tatsächlich sieht man Familien auf ihren Balkonen sitzen.

Nachdem ich über den beschaulichen Friedhof gegangen bin, fällt mein Blick am Ausgang Lyoner Straße auf das in warmen Farben gehaltene Gebäude des Mainova Heizkraftwerks, daneben befindet sich die Stadtentwässerung Frankfurt (SEF). Auffällig ist das historische Betriebsgebäude der SEF, das verspielt aussieht mit seinem kleinen Wasserturm. Durch das Fenster sehe ich ein Wandmosaik, das einen Jungbrunnen zu zeigen scheint. Die Klärbecken auf dem Areal kann ich zwar von außen nicht sehen, aber ein würziger Geruch in der Luft verrät, das sie da sind. Laut Internetseite der SEF war die 1882 erbaute Klärbeckenanlage in Niederrad die erste Anlage im Reichsgebiet. Als Nächstes führt mich mein Weg in den Wald. Dort zeigen sich die Niederräder von ihrer sportlichen Seite: Beim Frankfurter Reit- und Fahrverein stehen unternehmungslustige Kinder neben frisch gesattelten Ponys. Auch der Dressurverein Waldfried hat aufgesattelt und nicht weit weg ist der Golfplatz des Frankfurter Golfclubs.

Der Hessische Leichtathletikverband hat dort sein Leistungszentrum, es wird Tennis und Fußball gespielt – kein Wunder, dass es dort auch einen ausgeschilderten Fußweg zum Stadion Deutsche Bank Park gibt. Die Eintracht ist allgegenwärtig – an zahlreichen Bauwerken begegnen einem Graffiti mit SGE-Schriftzug oder Eintracht-Adler.

Vom Golfplatz führt die Golfstraße direkt in den Waldspielpark Carl-von-Weinberg-Park, der gerade für kleinere Kinder viele Spielmöglichkeiten bietet. Im südlichen Teil Niederrads kann man Villen bestaunen. Folgt man der Flughafenstraße, kommt man zum Oberforsthaus. Das Frankfurter Kulturdenkmal verfällt zunehmend – kürzlich zerstörte ein Brand den Dachstuhl. Weiter geht es auf der Schwarzwaldstraße Richtung ehemaliger Rennbahn. Hinter dem Bauzaun des DFB schaut noch das historische torartige Kassenhäuschen mit seinen zwei Türmchen hervor.

An der Bruchfeldstraße/Ecke Kniebisstraße leuchtet in kräftigem Rot die katholische Kirche Mutter vom Guten Rat. Samstags findet dort ein kleiner Wochenmarkt statt. Ich unternehme noch einen kleinen Abstecher zum Kulturdenkmal des ehemaligen Brunnenbohrbetriebs Rapps in der Goldsteinstraße – ein kleines Fabrikgebäude inmitten von Wohnhäusern. Zurück auf der „Lebensader“ Niederrads, der Bruchfeldstraße, muss ich natürlich ein Foto von „Zickzackhausen“ schießen. Diesen Beinamen erhielt Niederrad aufgrund der vom Stadtplaner und Architekten Ernst May gebauten Siedlung, deren Fassaden winkelig angeordnet sind, sodass der zackige Look entsteht.

Ein historisches Kleinod findet sich am Haardtwaldplatz: In die Mauer des alten Friedhofs – jetzt ist dort ein Spielplatz – sind Grabsteine aus den Jahren 1815, 1851 und 1871 eingelassen. An der barocken evangelischen Paul-Gerhardt-Kirche vorbei führt mich mein Weg in den Elli-Lucht-Park mit seinem vielfältigen Baumbestand. Der Park grenzt an die Uniklinik, hin und wieder sind die Sirenen von Rettungsfahrzeugen zu hören.

Vorbei an der Hochhaussiedlung im Mainfeld schlage ich mich zum Mainufer durch, denn dort ist das Licht- und Luftbad (Lilu). Ein Steg führt auf die Landzunge und wenn man die ehemaligen Schleusenbecken überquert, fällt der Blick auf das Natur Ship Heimliche Liebe, deren Besatzung es sich zum Ziel gesetzt hat, das Alte Schleusenbecken als Biotop zu erhalten und zu pflegen. Es gibt wohl kaum jemanden, der das Schiff mit dem einzigartigen Dachbiotop nicht fotografiert hat. Im 20. Jahrhundert war das Lilu ein Strand- und Flussschwimmbad. Nun nutzen Erholungssuchende gerne die Bänke und Liegewiese und genießen den Blick auf den Main. Es gibt dort auch Grillplätze und eine Gastronomie.

Zum Abschied von Niederrad laufe ich noch durch den Torbogen des Frauenhofs, dem erhaltenen Teil eines ehemaligen Fabrikgebäudes, das im Stil eines barocken Landschlosses gebaut wurde.

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