Marköbler Traditionsgebäck geht auf alte Wettkämpfe zurück Bis Pfingsten gibt’s „Kuhloppen“

Vom Teig her den Kräppeln nicht unähnlich sind die „Kuhloppen“ ein wahrhaft köstliches Gebäck. Bild: werner Kurz

Hammersbach – Noch vor wenigen Jahrzehnten war hierzulande die jeweilige Jahreszeit auch an dem abzulesen, was auf den Tisch kam. In Zeiten wie unseren, da offenbar alles zu jeder Zeit verfügbar sein muss – Spargel zu Weihnachten und Lebkuchen im August – ist es umso bemerkenswerter, wenn sich jahrhundertealte, jahreszeitbezogene Traditionen als durchaus lebendig erweisen. Die Rede ist von „Kuhloppen“.

Dieses Traditionsgebäck kommt nur im Hammersbacher Ortsteil Marköbel und nur zwischen Ostern und Pfingsten aus der Backstube. Es ist vom Teig her den Kräppeln nicht unähnlich, hat jedoch eine ganz eigene Form. Woher diese kommt, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Der Anlass indes lässt sich zeitlich gut zurückverfolgen, nämlich mindestens bis ins 18. Jahrhundert. Als reich sprudelnde Quelle erweist sich wieder einmal das „Hanauische Magazin“, Vorvorläufer der gleichnamigen aktuellen Publikationsreihe des Hanauer Geschichtsvereins 1844, welches von 1778 an erschienen ist. Gedruckt wurde es vom „Verlag des Ev. Lutherischen Waisenhauses“, einer Keimzelle des HANAUER ANZEIGERS.

In jenem ersten Band von 1778 wird unter der Überschrift „Von einigen in verschiedenen Orten . . . noch üblichen Gebräuchen“ folgendes berichtet: „Ein altes Herkommen hat es noch bis izt zu Marköbel zur Gewohnheit gemacht, daß der Gemeinbecker am Himmelfahrtstage eine Menge sogenannter Pallisaden und Kugelhoppen backt, oder vielmehr backen muss, weil jeder, welcher sonst das ganze Jahr hindurch keine kauft, es wider Pflicht und Gewissen halten würde, an gedachtem Tag sich nicht damit zu versehen.“

Dieses „Kuhloppenfest“, so das Magazin weiter, werde dadurch noch feierlicher, dass sich nach Mittag nach dem Gottesdienst „die Jugend beiderley Geschlechts aus Marköbel und den umliegenden Dörfern“ auf eine Wiese versammle, „wo sie sich im Ringen und Laufen übt, und dabei Wetten anstellt, welche aber in Kuhloppen bezahlt werden müssen.“

Doch dies habe man 1776 abgeschafft und seither würde stattdessen eine Lotterie ausgespielt. Der Verfasser hatte eingangs seines Artikels noch konstatiert, dass solche Bräuche nur schwer abzuschaffen seien, so sie denn einmal Fuß gefasst hätten: „Vorzüglich hält der Landmann sehr auf das, was bei seinen Vorfahren Sitte und Gewohnheit war, und er verabscheuet nichts mehr, als alle Neuerungen, welche er als Entweihung der Asche seiner Voreltern ansieht.“

Nun kann man für die heutigen Marköbler Letzteres wahrlich nicht mehr unterschreiben. Indes, in einem hat er Recht, denn die „Kuhloppen“ gibt es noch immer, alle Jahre zwischen Ostern und Pfingsten – und sie sind ein wahrlich köstliches Gebäck.
 rz