JOHANNESGEMEINDE Besonderer Abend zum 50. Geburtstag der Ahrend-Orgel Alle Register gezogen

Ein besonderer Samstagabend in der Johanneskirche: Dorothea Baumann aus Seligenstadt spielt die Ahrend-Orgel, Christian Müller aus Dietzenbach zieht die Register. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Bis spät in die Nacht sind an diesem Samstagabend die Türen der Johanneskirche an der Friedrichstraße weit geöffnet – heraus dringen Orgelklänge von einer ganz besonderen Mischung und von vielen verschiedenen Akteuren. Denn für den Höhepunkt der Veranstaltungsreihe zum 50. Geburtstag der Ahrend-Orgel hat Kantorin Gabriele Urbanski alle Register gezogen: „Acht Organistinnen und Organisten – acht Konzerte“ lautet das Motto der Orgelnacht. Neben besonders arrangierten kirchlichen Liedern gibt es auch Auszüge aus „Biblischen Historien“, Variationen über bestimmte Themen und sogar spontane Improvisationen über Wünsche aus dem Publikum.

Wie es sich für einen 50. Geburtstag gehört, sind Freunde der Jubilarin zusammengekommen – ebenso wie damals bei der Einweihung der Orgel in der Johanneskirche: Als am 18. Februar 1973 die neu angeschaffte Orgel mit einem festlichen Gottesdienst eingeweiht wurde, war die ein Meilenstein für die Johannesgemeinde. Die „Königin der Musikinstrumente“ stammt aus der berühmten Orgelbauer-Werkstatt Ahrend in Leer in Ostfriesland. Die Anschaffung war nicht nur ein finanzieller Kraftakt, sondern auch der Stolz der Neu-Isenburger Gemeinde, der weit in die Region hinaus strahlte – bis heute noch. Warum das so ist, ist am Samstag zu hören.
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Nicht sie selbst, sondern Organistinnen und Organisten aus dem Dekanat Dreieich-Rodgau sollten im Mittelpunkt stehen, so das Ziel von Gabriele Urbanski. „Ich habe zuerst einmal meine Kolleginnen und Kollegen im Dekanat gefragt, da wurde schnell klar, dass alle dabei sein wollten“, erzählt die Kantorin.

Mit in die Orgelnacht eingebunden hat sie dann noch Regina Engel von der katholischen Pfarrei St. Josef, Tim Reinschmidt, Musiklehrer und Organist aus Dietzenbach, und Evert Groen, Konzertorganist aus Riedstadt.

Wer sich für die technischen Details der Ahrend-Orgel interessiert, den lässt Wolfgang Ranecky vor Konzertbeginn buchstäblich hinter das Hauptwerk, Brustwerk, Tremulant, Schleifladen sowie Schiebe- und Pedalkoppeln blicken. Gabriele Urbanski heißt dann die Besucher willkommen und kündigt mit der Biblischen Sonate „Il Combattimento trá David e Goliath“, also einem handfesten Streit zwischen David und Goliath, eine besondere musikalische Interpretation dieser Begebenheit an.

Komponiert wurde das Werk von Johann Kuhnau (1660-1722) und an der Orgel dargeboten von Dekanatskantor Christian Müller aus Dietzenbach. Nahezu alle technischen Möglichkeiten der Orgel fordert Dorothea Baumann aus Seligenstadt heraus. Um die anspruchsvolle „Suite Gothique“ aus der Feder von Léon Boëllmann umzusetzen, ist die Unterstützung von Christian Müller gefragt – dieser bedient Register und Schiebekoppeln.

Nach der eindrucksvollen Darbietung werden die Musiker mit stehenden Ovationen belohnt.

Nach diesem musikalischen Leckerbissen gibt es einen, der optisch wie geschmacklich ankommt: Der Dietzenbacher Konditormeister im „Unruhestand“ Bernhard Lehr präsentiert ein echtes Kunstwerk von Geburtstagstorte, gekrönt von einer Miniatur-Version der Orgel.

Auch Elvira Schwarz aus Langen, Tim Reinschmidt, Regina Engel, Claudia von Savigny aus Dreieich und nicht zuletzt Gabriele Urbanski überzeugen mit ausgewählten Orgelwerken. „Das war wirklich eine ganz tolle Orgel-Veranstaltung, ich danke allen, die zu dieser wunderbaren Nacht um unsere Orgel beigetragen haben“, zeigt sich nicht nur die Hausherrin beeindruckt.

Ende Oktober steht eine Orgelstudienfahrt nach Ostfriesland an, im Rahmen derer auch die Ahrend-Orgel werkstatt besucht wird.  lfp