Mit der neuen Krebsbach-Brücke ist das Nadelöhr in Rüdigheim weg Nicht alle freuen sich

An die zwei Spuren über der Brücke muss sich das Auge erst noch gewöhnen: Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen könnte eine Folge sein, die manch ein Anwohner befürchtet. Bild: detlef sundermann

Neuberg – Kurz vor Weihnachten wurde die Krebsbach-Brücke am nördlichen Ortsausgang von Rüdigheim wieder für den Verkehr freigegeben. Nun rollen die Fahrzeuge sogar noch reibungsloser als zuvor. Mehr als zehn Jahre konnten Autos und Lastwagen die Brücke wegen ihres maroden Zustands nur im Wechsel einspurig befahren. Dennoch, die Freude über die Wiedereröffnung scheint im Ort ziemlich geteilt zu sein.

„Schauen sie nur, es wird an beiden Straßenseiten geparkt. Beim jetzigen Verkehr kommen wir mit dem Auto nicht mehr sicher aus unserer Hauszufahrt heraus“, beklagt eine ältere Anwohnerin, die in der Nähe der Krebsbach-Querung wohnt. Ein Mann in der Dorfmitte, der seinen Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, befürchtet künftig mehr Lärm durch große Lkw in der Ravolzhäuser Straße.

Bürgermeister Jörn Schachtner will dies nicht ausschließen und berichtet von dieser Sorge auch bei anderen Anwohnern. „Die Brücke war bislang für Fahrzeuge mit mehr als 24 Tonnen gesperrt“, sagt Schachtner auf Anfrage dieser Zeitung. Nun sei die Durchfahrt auch für schwere Sattelzüge möglich. Bei einem Stau auf der A45 könnte Rüdigheim somit zu einer Alternativroute auch für Lastwagen höherer Gewichtsklassen werden. Die Topografie der Ravolzhäuser Straße und das nahezu durchgängige Tempolimit von 30 Kilometer in der Stunde könnten die Strecke jedoch als reguläre Abkürzung unattraktiv machen, um etwa in das Erlenseer Gewerbegebiet Alter Fliegerhorst zu gelangen, wo große Speditionen ihren Standort haben.

„Unser Umsatz ist nach der Freigabe sofort wieder auf das frühere Niveau gestiegen“, berichtet Christian Dadt, Betreiber des Rewe-Marktes im Ortsteil. Seine Befürchtungen hätten sich während der Bauphase bewahrheitet, sagt er. „Wegen der Sperrung kamen 20 bis 30 Prozent weniger Kunden“, so Dadt. Es seien zumeist Stammkunden, die auf dem Weg zur oder von der Arbeit einkauften. „Wir hatten in den sieben Monaten eine schwierige Zeit“, bemerkt Dadt. Der Umsatzverlust sei mit der Personalfluktuation kompensiert worden. Stellen, die frei geworden seien, wurden nicht gleich wieder besetzt. „Die Brücke zu erneuern war mit Sicherheit notwendig und ich will auch niemanden im Rathaus persönlich angreifen, aber wir Gewerbetreibende fühlten uns verloren. Wir hätten uns dort schon jemanden gewünscht, der Hessen Mobil mehr Druck macht“, sagt Dadt.

Seiner Auffassung nach ist auf der Baustelle nicht mit dem Hochdruck gearbeitet worden, damit die Ortsdurchfahrt frühestmöglich wieder hergestellt ist. „Das Vorhaben ist zudem unvorbereitet angegangen worden, gleichwohl die Sanierung der Brücke seit Jahrzehnten über der Gemeinde schwebte. Es wurde keine Alternative für die Bauzeit geschaffen außer einer knapp 14 Kilometer lange Umleitung über Bruchköbel“, kritisiert der Rewe-Betreiber.

Mit einem blauen Auge davon gekommen“, sieht sich das Autohaus Dietz. Es sei versucht worden, Kunden statt über den Ausstellungsraum über das Internet zu gewinnen, was auch gelungen sei, berichtet Geschäftsführer Heinz-Jürgen Dietz. „Beim Neuwagenabsatz gab es dennoch etwas Schwund“, heißt es. Dietz beklagt, dass die Landesstraßenbaubehörde Hessen Mobil mangelhaft kommuniziert habe. Darunter sei auch gefallen, dass die geplante Wiedereröffnung nicht am 24. November, sondern mutmaßlich ohne Mitteilung von Hessen Mobil um einen Monat verschoben worden sei.

„Das ist besonders ärgerlich für Händler wie Rewe, für die damit das Weihnachtsgeschäft kleiner ausfiel.“ Der Supermarktbetreiber will jedoch nun an die Zukunft denken. Dort sieht er allerdings erneut dunkle Wolken aufziehen. „Als nächstes steht die Kanalsanierung an“, befürchtet Dadt.
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