Ausschreibung für den Neubau in Rüdigheim geht in Kürze raus Landstraße muss gesperrt werden

„Augen zu und durch“, sagt Bürgermeister Jörn Schachtner. Alternative Möglichkeiten zur Vollsperrung der Landstraße gebe es während der Bauphase keine.

Neuberg – Diskussionen um den Neubau der Brücke in Rüdigheim und die umstrittene Vollsperrung der Landesstraße 3445 gab es schon länger nicht mehr in wahrnehmbaren Maße. Jetzt sind die Würfel auch offiziell gefallen, was die rechtlichen Voraussetzungen für den Neubau betrifft. Wie die landeseigene Straßenbaubehörde Hessen Mobil auf Anfrage unserer Zeitung berichtet, besteht seit Anfang Oktober Baurecht. Somit könne in Kürze mit dem öffentlichen Ausschreibungs- und Vergabeverfahren begonnen werden. Nach aktuellem Sachstand werde eine Auftragsvergabe im zeitigen Frühjahr 2023 angestrebt, sodass dann auch bei geeigneter Witterung zügig mit den Bauarbeiten gestartet werden könne, teilte die Behörde mit.

Umstritten ist das Projekt nicht wegen des Neubaus der Brücke an sich. Schließlich ist das Bauwerk wegen seines maroden Zustands bereits seit 2011 nur einseitig befahrbar und für den Schwerlastverkehr ganz gesperrt. Vielmehr gibt es Kritik an dem Umstand, dass die Landstraße im Zuge der Erneuerung mindestens ein halbes Jahr lang gesperrt werden muss. Rüdigheim wäre dann nur noch über Ravolzhausen zu erreichen. Vor allem das Gewerbe in Rüdigheim befürchtet wirtschaftliche Einbußen. Eine von örtlichen Unternehmern initiierte Interessengemeinschaft hatte rund 1000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Im Laufe der Diskussionen waren eine Reihe von Alternativvorschlägen unterbreitet worden. Unter anderem unter der Federführung des ehemaligen Bürgermeisterkandidaten und CDU-Gemeinderatsmitglieds Walter Bernges.

Ein Plan, der geprüft wurde, war die Umleitung des Verkehrs über die Mühlstraße. Der Verkehr wäre über einen Wirtschaftsweg und eine kleine Brücke auf die Landesstraße geführt worden. Dies jedoch hätte die Gemeinde nach Schätzungen von Bürgermeister Jörn Schachtner rund 800 000 bis eine Million Euro gekostet, die für die Verbreiterung und Verkehrssicherung der Wegstrecke angefallen wären. Zudem hätte die Option nach Aussage Schachtners noch ein Sicherheitsproblem aufgeworfen. Da der Wirtschaftsweg kurz vor der Kurve auf die viel befahrene Landesstraße führt, wäre die Einrichtung einer Umleitungsampel nicht möglich gewesen. Zu diesem Ergebnis sei auch eine Expertenrunde aus Mitgliedern des Ordnungsamtes und Polizei gekommen. „Wir wären dafür haftbar gewesen“, so Schachtner.

Die zweite Option, die die Interessengemeinschaft favorisiert hatte: Es sollte eine Behelfsbrücke über ein benachbartes Grundstück an der Brücke geführt werden. Dafür wollte man einen eisernen Steg des Technischen Hilfswerks anmieten. Die Kosten hätten laut Christian Dadt, Chef des Rewe-Marktes in Ravolzhausen, bei rund 200 000 Euro gelegen. Dadt ist ein Sprecher der Interessengemeinschaft. Eine Option, die ebenfalls nicht umsetzbar gewesen sei, meint Schachtner. Dagegen habe sich die Naturschutzbehörde des Kreises ausgesprochen.

Ihren ersten Alternativvorschlag hatte die CDU Neuberg bereits 2019 präsentiert. Fraktionschef Federico Theilen hatte damals angeregt, den Verlauf des Krebsbachs zu ändern und die Brücke vorzuverlegen. Auch dagegen sprach vor allem der Naturschutz. „Es hilft jetzt nur noch eins: Augen zu und durch“, sagt Bürgermeister Schachtner.

Wann genau die Bauarbeiten starten, ist noch offen. Bisher ging man davon aus, dass die Straße von April bis September gesperrt würde. „Wir müssen zunächst das Ergebnis der Ausschreibung abwarten, um einen verlässlichen Baubeginn mitteilen zu können“, so Hessen Mobil. Die örtlichen Gewerbetreibenden beginnen derweil damit, sich auf die Durststrecke vorzubereiten. „Für uns wird dies eine harte Zeit“, meint Rewe-Chef Christian Dadt.
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