Hammersbacher attackiert am Selbolder Bahnhof auch DRK-Einsatzwagen Angriff auf Rettungskräfte

Mit einem Stein warf der 20-Jährige die Seitenscheibe des Führerhauses des DRK-Rettungswagens ein, nachdem der Mann zuvor auf Rettungskräfte eingeschlagen hatte. Diese wollten ihm helfen, nachdem er in einem Zug das Bewusstsein verloren hatte. Bild: drk-kreisverband Hanau

Langenselbold – Die Geschehnisse, die sich am vergangenen Samstagnachmittag am Bahnhof in Langenselbold abspielten, sind kaum zu begreifen und lösten bei DRK-Kreisgeschäftsführer Stefan Betz großes Entsetzen, Betroffenheit und Fassungslosigkeit aus.

Ein 20-jähriger Mann aus Hammersbach war in einem Zug bewusstlos geworden, der kurz darauf am Selbolder Bahnhof hielt. Als ihn zwei Sanitäter des Rettungsdienstes des DRK-Kreisverbands Hanau und ein Notarzt des DRK Gelnhausen-Schlüchtern gegen 16.45 Uhr medizinisch versorgen wollten, kam er wieder zu Bewusstsein und schlug unvermittelt auf die Rettungskräfte ein.

Die 22-jährige Rettungssanitäterin des DRK-Kreisverbands Hanau erlitt bei den Attacken des Hammersbachers Prellungen im Gesicht und am Oberkörper. Nach dem 52-jährigen Notarzt soll der 20-Jährige getreten haben. Die Rettungskräfte zogen sich daraufhin zurück und alarmierten die Polizei.

Damit jedoch war der Vorfall längst noch nicht ausgestanden. „Und das macht mich besonders fassungslos und stellt für mich eine neue Eskalation der Gewalt gegen Rettungskräfte dar, die wir in dieser Form bisher im Bereich des DRK-Kreisverbandes Hanau noch nicht erleben mussten“, ordnet Stefan Betz die weiteren Geschehnisse vom Samstagnachmittag ein. Kurz nachdem sich die verletzte Rettungssanitäterin in den Einsatzwagen begeben hatte, der direkt vor dem Bahnhofsgebäude stand, tauchte an diesem nämlich der junge Hammersbacher auf. Aber nicht etwa, um sich zu entschuldigen. Vielmehr setzte er seine Attacke auf jene noch vehementer fort, die gekommen waren, um ihm in einer vermeintlichen Notfallsituation zu helfen.

Wie der DRK-Rettungsdienst Main-Kinzig auf seiner Facebook-Seite berichtet, habe sich die junge Rettungssanitäterin im Patientenraum des Rettungswagens eingeschlossen, als sie den 20-Jährigen kommen sah. Dieser schlug nun mit einem Stein die Seitenscheibe des Führerhauses des Einsatzwagens ein. „Er konnte unsere Kollegin aber auf diesem Weg glücklicherweise nicht erreichen und ließ von seinem weiteren Vorhaben ab“, heißt es weiter auf der Facebook-Seite des DRK.

Die mittlerweile eingetroffenen Polizeibeamten konnten den Hammersbacher kurz darauf festnehmen. Schnell stellten die Beamten fest, dass der Mann „augenscheinlich unter Drogeneinfluss stand“. So habe er sich auch „gegenüber der Streife phasenweise sehr stimmungsschwankend“ verhalten, wie es im Polizeibericht heißt. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde der Hammersbacher wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die genaueren Umstände und Tatabläufe seien nun Gegenstand der weiteren Ermittlungen, wie Polizeipressesprecher Thomas Leipold im Gespräch mit unserer Zeitung ausführte. Zeugen der Geschehnisse im Zug, aber auch jener vor dem Selbolder Bahnhof bittet Leipold, sich umgehend mit der Polizeistation Hanau II unter z 06181 90100 in Verbindung zu setzen. „Wie wir wissen, gab es im Zug Mitreisende, die auch mitbekamen, als der 20-Jährige bewusstlos wurde. Auch diese mögen sich bitte bei uns melden“, so der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Südosthessen. Die Zeugenhinweise werden dann an die Bundespolizei weitergeleitet, die für die Ermittlungen bei Vorfällen in Zügen zuständig ist.

Die 22-jährige Rettungssanitäterin wurde zur weiteren Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht, konnte dieses aber laut DRK wieder verlassen und befindet sich auf dem Weg der Besserung. „Natürlich erhält sie unsere entsprechende Unterstützung, um die Ereignisse verarbeiten zu können“, stellt DRK-Kreisgeschäftsführer Betz klar, dass die junge Kollegin nach dieser schlimmen Erfahrung die nötige Hilfe erhalten wird. Zugleich hofft er, dass der Täter entsprechend strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen wird. „Diese zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte ist erschreckend und darf so nicht hingenommen werden“, so Betz’ klarer Appell.

Nicht unbeträchtlich sind auch die materiellen Schäden, die der 20-jährige Hammersbacher verursacht hat. Laut DRK-Rettungsdienst Main-Kinzig wurde eine Brille zerstört, müssen ein beschädigtes EKG-Gerät und eine Absaugpumpe zur Überprüfung eingeschickt werden. Zudem muss der Rettungswagen repariert werden und ist bis zur erfolgten Reparatur nicht einsatzbereit.
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