Vor 60 Jahren versetzte John F. Kennedy die Hanauer Region in Euphorie Gefeiert wie ein Popstar

Für viele ein unvergesslicher Augenblick: Der Präsident nimmt ein Bad in der Menge. Bild: -

Region Hanau – Manche Erinnerungen verblassen nie. „Ich glaube, ich bin in meinem Leben nie wieder einem solchen Mann begegnet“, beschreibt Christa Grünbecken jenen kurzen Augenblick am 25. Juni 1963. Es war der Moment, als sie US-Präsident John F. Kennedy ganz nahekam. „Er hatte eine wahnsinnige Ausstrahlung“, schwärmt sie. Die heute 77-jährige Steinheimerin stand mit ihrem Vater und einer Freundin am Zaun des Fliegerhorstes in Langendiebach, auf dem Kennedy damals im Rahmen seiner ersten und einzigen Deutschland-Reise die amerikanischen Truppen besuchte. Geschrien habe sie. „Aber es war so laut dort, dass er mein zartes Stimmchen wahrscheinlich nicht wahrgenommen hat.“

Genau wie der erste Schritt eines Amerikaners auf dem Mond wurde auch Kennedys erster und einziger Besuch in Deutschland minutiös protokolliert. Es soll genau 10.29 Uhr gewesen sein, als der Amerikaner seinen Fuß auf die Landebahn des Fliegerhorsts setzte. Er entstieg dem letzten von vier Hubschraubern, die zuvor auf dem Geviert vor der damaligen Kasernensporthalle in Langendiebach aufgesetzt hatten. Mit 21 Salutschüssen wurde der damals mächtigste Mann der Welt begrüßt. 15 000 US-Soldaten standen in Reih’ und Glied. 1000 Fahrzeuge, darunter 600 Panzer, bildeten eine beeindruckende Front, die der US-Präsident stehend in einem Lincoln abfuhr, der für den Besuch eigens über den Großen Teich eingeflogen worden war. Es war im Übrigen das gleiche Fahrzeug, in dem er nur ein halbes Jahr später, am 22. November 1963, in Dallas Opfer eines Attentats werden sollte.

Der Besuch des Präsidenten war auf dem Stützpunkt in Erlensee monatelang vorbereitet worden. Es heißt, man habe sogar dem von der Sonne verdörrten Gras auf dem Flugfeld mit Farbe zu einem leuchtenden Grün verholfen. Auf dem Gelände wurde eine Tribüne für 7500 Menschen errichtet. Außerhalb des Flughafens gab es noch eine weitere für 8000 Gäste. Kennedys kurze Rede, in der er den amerikanischen Soldaten für ihren Einsatz fern der Heimat dankte, wohnten zahlreiche Persönlichkeiten aus der Region bei. Darunter auch Hanaus damaliger Oberbürgermeister Herbert Dröse und der Langendiebacher Bürgermeister Ruth.

Für viele Menschen in der Region bleibt der Tag unvergesslich. „Kennedy war ein toller Typ. Dieser charismatische Auftritt hat alle begeistert. Ich habe eine halbe Stunde auf ihn gewartet. Dann fuhr er mit dem Auto vorbei, das hat vielleicht drei Sekunden gedauert. Dennoch war es das wert“, berichtet Erwin Hirchenhain, ehemaliger Vorsitzender des Geschichtsvereins in Erlensee und damals 19-jähriger Lehramtsstudent.

Ganz nah an den Präsidenten schaffte es damals auch Bruchköbels ehemaliger Bürgermeister Klaus-Dieter Ermold. „Vielleicht lag es an meiner Postuniform – jedenfalls wurde ich problemlos durchgelassen und konnte einen guten Platz ergattern. Sicherheitskontrollen gab es nicht, auch Gepäck wurde nicht untersucht“, erinnert sich der Bruchköbeler. Er radelte dem Präsidenten hinterher und bekam ihn später in Hanau noch einmal zu Gesicht. „Für uns war der US-Präsident eine Lichtgestalt, von der in den Wirtschaftswunderjahren eine ungeheure Ausstrahlung ausging“, so Ermold.

Der Hanauer Hans Lindemann war damals als junger Polizist Teil der Eskorte, die den Präsidenten auf seinem Weg nach Frankfurt begleitete. Dafür hatten die Polizisten leichtere BMW-Motorräder, weiße, von der Verkehrspolizei geliehene Regenmäntel, weiße Handschuhe und Helme geliehen bekommen, erinnerte er sich vor zehn Jahren zum 50. Jahrestag im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich fuhr auf der ganzen Strecke von Langendiebach bis zum Römer nach Frankfurt rechts neben Kennedy. Einfach unvergesslich.“

Von H. Weber-stoppacher

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