Sonderausstellung im Museum Radwerk in Klein-Auheim Historische und moderne Krippen

Kinder der Friedrich-Ebert-Schule in Klein-Auheim haben das Museum Radwerk besucht und die vielen Krippen der Sonderausstellung betrachtet. Bild: detlef sundermann

Hanau-Klein-Auheim – „Du hast ja gar keinen Bart“, sagt ein Junge aus einer Klasse der Friedrich-Ebert-Schule. Gerhard Jäger streicht sich mit der Hand über das glatt rasierte Kinn. Okay, der Nikolaus hat sich eben für den Besuch den weißen Rauschebart abgenommen. In den vergangenen Tagen gaben sich Kita-Gruppen und Klassen der Grundschule in Klein-Auheim für einen verspäteten Nikolausbesuch im Heimatmuseum im „Radwerk“ die Klinke in die Hand. Ein Gedicht aufsagen und/oder ein Lied singen ist für eine Gabe von Jäger angesagt, der im bürgerlichen Leben Vorsitzender des Heimat- und Gesichtsvereins ist. Allerdings bestand die Gabe nicht aus einer Nascherei, sondern in einem Rundgang durch die 23. Krippenausstellung, die nicht nur aus einer Vielzahl von historischen und modernen Szenen von der Geburt des Jesuskindes besteht.

Für manch einen gehört sie zu Weihnachten wie der geschmückte Baum oder das Plätzchenbacken in der Adventszeit: die Krippe. Doch wie der Stall mit dem Neugeborenen auf Stroh oder in der Wiege im Zentrum des Geschehens gestaltet ist, dazu scheinen die Geschmäcker sehr unterschiedlich zu sein und auch keiner Norm zu unterliegen. Dies liegt vermutlich daran, dass die Exponate Leihgaben aus Familienbesitz sind und somit einer ganz persönlichen Vorstellung folgen. Bei einem Teil der Ausstellungsstücke wurde selbst gebastelt, und das gekonnt, etwa die aus dünnem Karton gefalteten Figuren oder die Stall-Szene mit Playmobil-Figuren.

Zu sehen gibt es zudem eine künstlerisch hochwertig produzierte Krippe aus dem Bildhaueratelier Busch in Steinheim. Die Künstlerdynastie besaß ein Renommee wegen ihrer religiösen Figuren zur Ausstattung katholischer Kirchen. Anders als im vergangenen Jahr passt das nun präsentierte Werk auf einen Wohnzimmertisch. Dort hatte die vermutlich im 13. Jahrhundert erstmals entstandene Krippe vor mehr als 200 Jahren ihr Asyl, nachdem Fürsterzbischof Hieronymus Franz Josef Colloredo diese „theils lächerliche“ Jesus-Darstellung aus den Kirchen verbannte.

Die Alltagsgedanken mal sausen lassen, das verspricht auch der dekorierte Weihnachtsbaum einer betagten Leihgeberin, der einen mittigen Platz in der Ausstellung erhalten hat, um ihn von allen Seiten gut betrachten zu können. Inge Burggraf soll bei jedem Besuch des Frankfurter Weihnachtsmarktes eine der wenigen Zentimeter großen, liebevoll bemalten Holzfiguren gekauft haben, zuerst mit ihrer Mutter, später dann selbst. 150 dieser kleinen Objekte aus vielen Jahrzehnten hängen nun an dem Baum und sorgen für reichlich Nostalgie.

An diesem Wochenende gibt es im Radwerk noch einen zusätzlichen Grund, die Krippenausstellung zu besuchen: den Drahtesel-Adventsmarkt, der bis zum Sonntagabend dauert. Verschiedene Imbiss- und Verkaufsbuden sowie Livemusik werden den Besuchern geboten.

Das Museum kann während des Adventsmarktes am heutigen Samstag von 16 bis 21 Uhr und Sonntag von 14 bis 20 Uhr besucht werden. Die üblichen Öffnungszeiten sind samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr. Die Krippenschau ist bis 7. Januar zu sehen. Das Museum im Radwerk befindet sich in der Gutenbergstraße 7.
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