Volksbühne Maintal legt Theaterprogramm für Kinder und Jugendliche auf Mehr Nachwuchs vor die Bühne

Ulrich und Katharina Lüer wollen mehr Kinder und Jugendliche fürs Theater begeistern und haben ganz gezielt Tourneetheater für die junge Zielgruppe eingeladen. ARCHIV Bild: Ulrike Pongratz

Maintal – Theater wird anders: Abonnenten schwinden, dafür floriert der kurzfristige Verkauf an der Tageskasse und über Online-Plattformen. Treue Besucher sterben weg, zu wenig Junge rücken nach. Die öffentliche Hand wird geiziger. Und Tourneetheater haben seit der Pandemie ihre Preise um rund ein Viertel angezogen. Die Volksbühne Maintal will mit diesem Wandel Schritt halten und legt ein eigenes Programm für Kinder und Jugendliche auf.

Der wichtigste Kontakt für diese Zielgruppe sind die Schulen, berichten Katharina und Ulrich Lüer, die Vorsitzenden der Volksbühne Maintal. Doch da stößt ihre Initiative nicht überall auf offene Ohren. „Von den Maintaler Grundschulen sind viele begeistert. Auch die Oberstufe der Albert-Einstein-Schule haben wir oft zu Gast. Aber von außerhalb bekommen wir so gut wie keine Resonanz“, wundert sich Katharina Lüer über das Desinteresse.

Dabei ist das junge Programm nicht nur attraktiv, sondern auch wichtig. Dürrenmatts „Physiker“ stehen ja zum Beispiel für die älteren Klassen auf dem Lehrplan und lassen sich auf der Bühne doch viel besser begreifen als durch die trockene Lektüre. Die 60 bis 70 Einstein-Schüler, die die Aufführung im Bürgerhaus Bischofsheim gesehen haben, waren begeistert, berichten die Lüers. „Genau für diese Zielgruppe wollen wir mehr anbieten“, sagen sie.

Drei Stücke hat die Volksbühne für das junge Publikum in diesem Jahr in petto. Nächste Woche geht es weiter mit einer Sondervorstellung des Stücks „Heidi“, einer an dem Kinderbuch-Klassiker von Johanna Spyri orientierten Inszenierung des Jungen Theaters Wachenbuchen unter der Regie von Chris Goy. Am Dienstagvormittag kommen Maintaler Grund- und Vorschulkinder dafür ins Bischofsheimer Bürgerhaus.

Am 11. September ist die Opernwerkstatt am Rhein mit der kleinen Zauberflöte zu Gast. Rund 500 Kinder hat die Volksbühne zu der Vorstellung vormittags eingeladen. Das Ensemble macht aus der klassischen Mozart-Oper eine kindgerechte, lustige Verwechslungskomödie zum Mitmachen. Und auch das Neue Globe Theater Potsdam bringt am 1. November mit Max und Moritz einen Klassiker auf die Maintaler Bühne, aber in einer „frischen“ Version von Bernhard Studlar.

Darin nennen sich beiden bekannten Lausbuben „M&M“ und haben neue Streiche im Gepäck, stellen sich aber wie bei Wilhelm Busch auch gegen die Regeln der Erwachsenenwelt. „Eine neue Sicht auf Witwe Bolte“, versprechen Katharina und Ulrich Lüer und erhoffen sich ein volles Haus. Zusätzlich zur Vorstellung gibt es eine Dokumentation, mit der sich die Schulen das Stück mit den Kindern im Unterricht erarbeiten können.

Auch bei den Abendvorstellungen sind Stücke dabei, die sich für ältere Kinder und Jugendliche eignen, berichten die Lüers. Zum Beispiel der Gastauftritt von Gogol und Mäx alias Christoph Scheib und Max-Albert Müller vom „Teatro Musicomico“ am 29. September, zwei musikalische Artisten, die klassische Musik mit Akrobatik und clowneskem Quatsch mischen und damit Zuhörer ab acht Jahren begeistern.

Damit die Sondervorstellungen für Kinder und Jugendliche erschwinglich bleiben, kosten die Karten nur vier Euro. Auf die regulären Einzeltickets und das Abonnement erhalten Schüler und Studenten neuerdings 50 Prozent Rabatt. Auch damit will die Volksbühne mehr junges Publikum in die Vorstellungen locken.

Doch damit sie sich die günstigen Preise leisten kann, ist sie auf öffentliche Zuschüsse angewiesen – bei der angespannten Haushaltslage kein einfaches Unterfangen, erzählen die Lüers. Der Kreis schießt dem Verein 6500 Euro pro Jahr bei. Doch diese „Anschubfinanzierung“ läuft 2024 aus. „Wir hoffen, dass die Stadt einsteigt“, sagt Katharina Lüer. Große Hoffnungen setzt sie auch in das neue Bürgerhaus in Bischofsheim. Denn das Ambiente in dem in die Jahre gekommen Gebäude sei einfach nicht „attraktiv“, ganz abgesehen von der für Theater- und Musikaufführungen „katastrophalen Akustik“ im großen Saal. Ihre Ideen für Verbesserungen konnte sie wie alle Vereine, die das Bürgerhaus nutzen, in die Planung mit einbringen.

Von Bettina Merkelbach