Frauenhilfe Bruchköbel feiert Jubiläum

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 Im Jahr 1909 war Bruchköbel noch ein Dorf ohne medizinische und soziale Versorgung. Engagierte Frauen der evangelischen Kirchengemeinde wollten das damals ändern: Sie schlossen sich zur „Evangelischen Frauenhilfe“ zusammen, sammelten Spenden und Mitgliedsbeiträge und stellten eine „Gemeindeschwester“ an.

Zunächst ohne Zutun der Kommune und der Kirchengemeinde entstand auf diese Weise eine zuverlässige Hilfsstruktur, die über Nachbarschaft und spontane Unterstützung hinausging. Nur acht Jahre später, gegen Ende des Ersten Weltkriegs, gab es einen weiteren Notstand: Die Männer waren an der Front, die Frauen mussten Haus- und Feldarbeit leisten und brauchten Betreuung für ihre Kinder. Frauenhilfe und Kirchenvorstand gründeten kurz entschlossen im Evangelischen Gemeindehaus die „Kleinkinderschule“. Vom Beschluss bis zur Eröffnung vergingen nur wenige Monate; 80 Kinder wurden von da an durch „Tante“ Marie Weber betreut - eine für heutige Verhältnisse unvorstellbare Quote. Allerdings hat sich seitdem auch pädagogisch und gesellschaftlich einiges geändert. Vor zwei Jahren feierte die Evangelische Kita Regenbogen, die aus dieser Kleinkinderschule hervorgegangen ist, ihr hundertjähriges Jubiläum.

Weltgebetstage, Besuchsaktionen, gemeinsame Fahrten, Basare und Spendenaktionen - 110 Jahre lang war die Frauenhilfe ein Motor des sozialen und gemeindlichen Lebens in Bruchköbel. 40 Jahre lang wurde sie von Lina Junga geleitet, bevor 1995 dann Margot Heynitz übernahm. Unterstützt von Pfr. Jürgen Mankel, der immer ein besonderes Herz für die Seniorinnen hatte, organisierte sie die regelmäßigen Treffen und Themen-Nachmittage. Ob Lebenshilfe, Spielenachmittage oder Fragen des christlichen Glaubens - für ein abwechslungsreiches Programm war gesorgt.

Zum 110jährigen Jubiläum beschlossen die Damen nun, aus Altersgründen die Arbeit unter dem Titel „Frauenhilfe“ einzustellen. Im Festgottesdienst dankte Pfr. Mankel ihnen mit einer launig-gereimten Predigt, gefolgt von Bürgermeister Günter Maibach, der selber einst die Betreuung in der Evangelischen Kita genossen hatte. („Wenn man was angestellt hatte, hieß es: Mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke!“ Aber es sei trotzdem etwas aus ihm geworden.)

Anschließend pflanzten die Damen an der Jakobuskirche 110 Blumenzwiebeln und hinterließen der Gemeinde auf diese Weise ein Zeichen des Lebens. Pfr. Mankel hatte das Beet vorbereitet, Bürgermeister Maibach übernahm eigenhändig die Bewässerung, und auch Pfr. Christian Bralant, der zuvor für die Frauenhilfe zuständig gewesen war, setzte einige Zwiebeln. Auch ohne den offiziellen Titel „Frauenhilfe“ werden die Damen sich weiterhin regelmäßig bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus treffen.

 

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