Kampf dem Eichenprozessionsspinner / Präparat ungefährlich für „Nützlinge“ Bäume im feinen Nebel

Aus der Kanone auf die Bäume: Kürzlich wurden im Waldpark Hausen die Eichen mit dem Protein gegen die Eichenprozessionsspinner besprüht. Bild: gerth

Obertshausen – Wer am späten Dienstagvormittag letzte Woche am Waldpark Hausen vorbeiging, spürte einen feinen Nebel auf seiner Haut. Wenige Meter weiter war der Grund dafür ersichtlich. Aus einer großen Kanone an einem Traktor wurden Bäume intensiv besprüht, genauer: die Eichen. Denn diese sind die Lieblingsplätze des Eichenprozessionsspinners.

Seit vergangener Woche rückt die Stadt Obertshausen diesem lästigen Nachtschmetterling zu Leibe, denn das Insekt ist eine Gefahr für Baum und Mensch. Anfang Mai schlüpfen die Raupen aus dem Ei, und fressen dann in großen Gruppen (daher Prozession) die Blätter der Eichen. Die sogenannten Brennhaare der Raupen enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, und das kann bei Menschen Hautirritationen, Augenreizungen, Atembeschwerden und allergische Reaktionen verursachen.

Es geht um genau 1459 Eichen im Obertshausener Stadtgebiet, die von einer Fachfirma vorbeugend mit einem Mittel namens BT-Präparat Foray ES besprüht werden, wie die Stadt mitteilt. Das ist ein sogenanntes mikrobiologisches Biozid, das aus Gesundheitsschutzgründen zur Bekämpfung schädlicher Raupen auf Flächen für die Allgemeinheit, Waldrändern und Alleen eingesetzt werden darf, erklärt der Hersteller Biofa (Münsingen). Der Wirkstoff basiere auf einem Protein, das von dem Bakterium „Bacillus thuringiensis subsp. kurstaki Stamm ABTS 351“ produziert werde. Durch seine selektive Wirkung schütze das Präparat alle „Nützlinge“ und sei auch ungefährlich für Bienen, erklärt Biofa weiter.

Anders dagegen die Wirkung beim Eichenprozessionsspinner: Der Wirkstoff wird demnach mit der Nahrung aufgenommen und zerstört nach und nach das Verdauungssystem der Raupen, infolgedessen sterben die sogenannten Zielorganismen nach wenigen Stunden bis einigen Tagen ab. Schon schnell nach der Aufnahme des Präparats hören die Raupen auf, zu fressen. Foray ES wirke über einen Zeitraum von zehn Tagen, erklärt Hersteller Biofa.

Eine Gefahr besteht allerdings beim Versprühen: Und das ist Regen. „Das Protein würde zu sehr verdünnt werden und sich sprichwörtlich in Wasser auflösen“, sagt Corinna Pestka, Leiterin des Fachdienstes Landschaft und Spielraum in der Obertshausener Stadtverwaltung. „Leichter Regen ist kein Problem, Dauerregen schon.“ Der Niederschlag in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sei noch zu verkraften gewesen, sagt Expertin Pestka. Und weil es am Donnerstag sogar wieder trocken war, konnten die Bäume weiter besprüht werden.

Und so sah der städtische Fahrplan aus: Erst war der Traktor mit der Sprühkanone die Kinderspielplätze, Kindertagesstätten und Parks abgefahren. Es folgten die Straßenzüge der Stadt, sowie die „Grünen Lungen“. Am Donnerstagabend sollte dann die Aktion abgeschlossen werden – wenn es nicht regnete.

Der Eichenprozessionsspinner verbreitet sich seit Jahren immer stärker in Deutschland – der Grund sind die veränderten klimatischen Bedingungen: Je wärmer und trockener es hierzulande wird, umso wohler fühlt sich der Schädling. Von ihm befallene Regionen erkennt man an kahl gefressenen Ästen sowie weiß-grauen Raupennestern.
Informationen
Der Naturschutzbund bietet auf seiner Internetseite ein umfangreiches Nachschlagewerk an: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/schmetterlin...

Von Steffen Gerth