Begeisternde Klänge ohne Instrumente Pentaphonix - ein besonderes Musikerlebnis

Zumindest zwei Mitglieder des Quintetts Pentaphonix sind in Obertshausen bekannt. Tommy Kühn leitet den Kinderchor der Musikschule, Sabine Delto (rechts) wohnt in der Kleinstadt mit Herz. Foto: pro

Obertshausen (pro) – Stimme statt Instrument? Das spart nicht nur Geld und Strom, es bringt auch viel Phantasie und Klangerlebnisse. Den Beweis dafür erbrachte am Samstagabend das Quintett Pentaphonix. Die fünf Talente aus dem Rhein-Main-Gebiet pflegen den A-cappella-Gesang auf hohem Niveau und gewannen damit das Publikum im voll besetzten Karl-Mayer-Haus.

Der Bassist hat’s schon schwer. Tommy Kühn darf sich oft nur mit Lauten wie ummm-ummm-umm, bamm-bamm-bamm äußern, das verstärkt dann den Rhythmus. Der literarische Wert solcher Texte kann einen Musiker freilich nicht erfüllen, klagte der Sänger grinsend. Der Mann mit der tiefsten Stimme im Team zeigte sich also glücklich, wenn er mal ein Solo singen darf ... Kühn ist in Obertshausen kein Unbekannter. Für die Musikschule leitet er den Kinderchor, in zahlreichen Projekten hat er mitgewirkt. Auch die übrigen Stimmen von Pentaphonix sind haupt- und ehrenamtlich in der Branche unterwegs. Der Frankfurter Bariton Thomas Breckner arrangiert die bekannten Hits und Evergreens mehrstimmig für die Zusammensetzung der Formation. Bassist Kühn lebt in Offenbach, Tenor Ralph Peter Hahn reist aus Neu-Anspach an, Sopranistin Kirsten Kuhn aus Oberursel und Sabine Delto (Alt) wohnt in Obertshausen.

Musikalische Experimente

Sie sorgten jetzt für ein ganz neues Museumsgefühl, beeindruckten mit musikalischen Experimenten und harmonischen Interpretationen bekannter Gassenhauer. Jörg Schüßler, Vorstandsmitglied des Heimat- und Geschichtsvereins, präsentierte die Sänger in einer angenehm knappen Begrüßung. Dann erhoben die drei Herren in den weißen Hemden und die beiden Damen in hellen Hosen und blauen Kleidern drüber die Stimmen, blickten auf einen Laptop auf dem Boden. Der Bildschirm zeigte die Liedtexte und wies die Gruppe auf die Darstellungsformen hin.

Trotz ihres hohen Anspruchs verbreitetet das Quintett auch viel gute Laune. Die Talente stellten die Titel und die Original-Interpreten vor, plauderten über sich und die Gruppenmitglieder und amüsierten sich selbst köstlich über kleine Fehler. Das macht die Profis so sympathisch, bringt die Musik noch ein bisschen näher zum Publikum. Das gelang obendrein mit persönlichen Worten. „You Might Need Somebody“ begleite sie schon seit mehr als 30 Jahren, kündigte Sabine Delto ihr Solo an. Und mit ebenso viel Gefühl gestaltete sie den Song von Randy Crawford.

Zusammenspiel der Stimmlagen

Der kleine Saal war mit gut 30 Gästen voll besetzt. Einen besonderen akustischen Reiz genossen Auditorium wie Akteuren durch den bis unters Dach geöffneten Raum. Der leichte Hall erweiterte den Effekt und das Zusammenspiel der Stimmlagen. Die verstärkte Pentaphonix bei den meisten Melodien wohldosiert durch den Einsatz von Mikrofonen. Auf Instrumente und Hintergrundmusik verzichtete die Formation komplett – von einer kleinen Kuhglocke abgesehen. Dafür war das Publikum gefordert, Lieder klatschend zu begleiten.

Ganz ohne Verstärkung wirkte auch das Werk einer Schülerin Paul Hindemiths. Felicitas Kuckuck sang vor 100 Jahren „Es führt über den Main“, das bei den Gästen im Heimatmuseum als „Projekt Völkerverständigung“ läuft! Zum „Gambling Man“ fanden sie einen schönen deutschen Text, Hits von Cindy Lauper, Billy Joel und Marc Anthony erklangen mit ganz neuem Schwung. Im zweiten Teil begeisterte die Formation mit lateinamerikansicher Lebensfreude, mit dem aktuellen „Fire To The Rain“ von Adele und Carole Kings „Hard Rock Cafe“. Das Auditorium zeigte sich fasziniert von der ureigenen wie seltenen Musikform.