Benefiz-Marathon dauert mehr als drei Stunden

Vier Sängerinnen bildeten die Frontlinie der Band „Soul Feeding“. Sie war eine von neun Formationen, die beim Benefizkonzert in der Emmausgemeinde auftraten. Bild: mecora

Jügesheim – Auf die Frage kurz vor Beginn, wie lange das Benefizkonzert zugunsten der Dachsanierung des Gemeindezentrums am Samstag dauern wird, schätzte die Vorsitzende des Kirchenvorstands der Emmausgemeinde in Jügesheim, Corinna Jäger: „Gute zwei Stunden schon.“ Am Ende waren es drei und 15 Minuten. Klar, innerhalb von neun Formationen traten insgesamt über 80 Sänger und Instrumentalisten auf. Das dauert.

Es war aber nicht langweilig, weil keine der Gruppen samt Solist Wolfgang Bigalke ihre jeweils vorgesehenen Beitragszeiten und Parts überstrapazierten. Die meisten Ensembles boten je vier eher kurze Stücke, die Sängervereinigung unter der Leitung von Lukas Heller drei und das „Duo Kane Reti“ zwei.

Das eröffnete den Abend mit den Popsongs „Mary, did you know“, von der A-cappella-Gruppe „Pentatonix“ aus Texas, und „We are the World“ von Michael Jackson und Lionel Richie. Und gleich die beiden Benefiz-Starter gehörten zu der beachtlichen Reihe Mitwirkender, die trotz der großen Zahl insgesamt Auftretender überdies in Doppel-, Drei- und Mehrfach-Funktionen aktiv wurden. „Kane Reti“-Sängerin Katharina Gehrmann etwa an Programmpunkt acht als Kistentrommlerin (Cajón) bei „Öffnet eure Herzen“ des Emmaus-Chors. Dessen Leiter und Pianist ist „Kane Reti“-Keyboarder René Frank, der außerdem als E-Pianist des Septetts „Soul Feeding“ in Erscheinung trat. Dessen interpretatorisch Bestes war das set-abschließende Medley „Feiert Jesus“.

Die von René Frank 2005 gegründete Sacropop-Band „Soul Feeding“ agiert im Instrumenten-Bereich in „Doors“-Besetzung, Keyboards, Stromgitarre (Marvin Goetze), Drums (Tobias Jäger). Sie hat auf der Frontline vier Sängerinnen stehen: Jennifer Engel, Catherine Stricker, Svenja Vor und Ilka Ludwig. „Soul Feeding“ war dann später bei einem der am schönsten dargebrachten Lieder des Abends, „Wenn der König wiederkehrt“, ebenfalls beim Emmaus-Chor mit von der Partie. Vor, Stricker und Engel im Chor – Ludwig etwas abseits beim Pianisten Frank stehend. Ihr beseelter Sopran strahlte leicht über dem Chorklang – wie ein akustischer Heiligenschein. Darüber hinaus reicherte Ilka Ludwig das Lied mit verzierenden Tonfolgen aus ihrer Querflöte an.

Davor war ein Querflötenensemble angetreten. Es hatte weder Namen noch seine Leiterin dabei. Sie, Monika Beller, hatte ein anderes Konzertengagement. Und so wie am Samstag hatte das Quintett auch noch nie zusammengespielt. Umso mehr erstaunt es, dass ausgerechnet dieser Flöten-Fünfer das Highlight des Emmaus-Benefizes wurde. Suzanne Gerndt, Mechthild de Vries-Hippen, Pauli und Elmar Dent sowie Ella Tresser spannten den Bogen von Telemann-Barock bis „Moonlight Ballerina“. Und sie baten das Publikum um Namensvorschläge für ihr Ensemble. Bach-Barock auf der Orgel bot davor Wolfgang Bigalke von der Empore herab – und danach unten auf der Bühne am Keyboard Popsongs, einen der „Beatles“ sowie einen Céline-Dion-Hit und einen von „Timbaland“/“One Republic“.

Sympathisch moderierte, ebenfalls von der Empore herunter, Corinna Jägers Bruder, Dirk-Michael Mitter. Seine Schwester sowie Pfarrerin Sabine Beyer, die das gut besetzte Auditorium fröhlich begrüßt hatte, hielten am Schluss ihre Dankreden. Davor hatte „Take 5“ mit einem Gospel-Set das Wohltätigkeitskonzert beendet. E-Bassist Jo Kipper und Drummer Hajo Krüger legten dabei behutsam die rhythmischen Fundamente der Songs. Reizvoll: die sich darüber entfaltenden Verflechtungen des michelle-artig hohen Gesangs Linda Kleinsorges mit Michael Höfs wohlklingenden Posaunentönen. Gewürzt wurde das ab und an mit kurzen swingenden Soli von Keyboarder Michael Jäger, den Pfarrerin Beyer als „unseren Spiritus rector“ vorstellte.

Nicht nur ihr gefiel, dass man mal an einem Abend all die Musikschaffenden im Zentrum und Umfeld der Emmausgemeinde gemeinsam erleben konnte. Dazu gehören auch die „Mixed Voices“. Sie erinnerten unter der Leitung von Stephan Stehl mit einem ihrer vorgetragenen Songs, „Junimond“, an den legendären Rio Reiser, der in den 1960er Jahren mal eine Zeitlang in Nieder-Roden lebte.

In Heusenstamm wohnt Barbara Sommer, die bei der Emmausgemeinde ab und zu die Orgel spielt. Dass sie auch Geige kann, demonstrierte sie am Samstag beim Dach-Benefiz. Zusammen mit ihrem Mann Klaus, dreimal an der Mandoline und einmal an seiner Mandola, intonierte sie vier Folk-Stücke.

Von Manfred Meyer